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Sirenengeheul täuscht Rathausverteidiger

Sirenengeheul täuscht Rathausverteidiger

Brandeinsatz war keine List der Stadtsoldaten - Prinzenpaar ist von wetterbedingt abgespecktem Programm enttäuscht

Bonn. Das war am Sonntag nichts für Warmduscher: Der Rathaussturm forderte wetterbedingt von den bönnschen Narren alles ab. Das Thermometer stand auf minus ein Grad Celsius, leichter Schneefall trübte den Frohsinn, und entsprechend unterkühlt verlief die Entmachtung von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch.

Das einzige, was kurzfristig die Narrenschar aufschreckte, war ein Feuerwehreinsatz im benachbarten Stern-Hotel. Was anfänglich wie ein Karnevalsscherz aussah, entpuppte sich dann schnell als Ernstfall. Feuerwehrleute stürmten mit Atemschutz und Löschschlauch ins Hotel.

Doch die Entwarnung kam schnell: Nur ein Pappkarton hatte gebrannt, der Rauch aktivierte den Brandmelder. Auf der Rathaustreppe ulkten derweil der OB und Narren-Abwehr-Strategin Anja Pohl, dass die Stadtsoldaten die Feuerwehr um Amtshilfe gebeten hätten, damit sie über deren Drehleiter schneller das Rathaus stürmen könnten.

Fotos Tolle Bilder vom Sturm aufs Bonner RathausNichts davon stimmte. Im Gegenteil: Die Stadtsoldaten waren dieses Mal schwer gehandicapt: Wegen des Schnees mussten die Pferde im Stall und die Kanone im Schuppen bleiben. "Es geht leider nicht anders. Die Gefahr, dass die Pferde ausrutschen und die Kanone rostet, ist zu groß", erklärte Kommandant Ralf Wolanski.

Auch im Rosenmontagszug werden keine Pferde im Einsatz sein - darauf verständigten sich Stadtsoldaten und Ehrengarde bereits am Sonntag. Prinz Amir I. und Bonna Uta I. hatten somit leichtes Spiel. Der OB schickte seine fröstelnden Federfuchser als letztes Aufgebot an die Narrenfront. Aber die wirkten nicht wirklich furchterregend, so dass die Stadtsoldaten nur ihr Kadettencorps aufbieten musste, um die Tintenkleckser aus dem Rathaus zu vertreiben.

Als dann auch noch das Aufstellen der Leitern an den Rathausbalkon wetterbedingt ausfiel und das Prinzenpaar den Amtssitz durch die Kellertür einnehmen musste, waren Prinz und Bonna "enttäuscht und verärgert". "Das war so nicht abgesprochen. Die Durchführung war eines Rathaussturms nicht würdig. Viele Bonner waren wie wir enttäuscht", so Amir I. am Sonntagabend.

Der Festausschuss hatte sich eigentlich für den Rathaussturm eine raffinierte Taktik ausgedacht. Bereits am Freitag nahmen sie die Bezirksbürgermeister von Bonn und Hardtberg, Helmut Kollig und Petra Thorand, in Schutzhaft, damit sie dem OB nicht helfen können. Und Thorand brachte auch noch Verstärkung aus der französischen Partnerstadt Villemomble mit. Bürgermeister Patrice Calmejane fand jedenfalls Gefallen an der Narrenrevolution.

Alaaf kam ihm nicht so flüssig über die Lippen, aber "vive la révolution" passte auch viel besser. Aber das änderte auch nichts mehr an der Verärgerung des Prinzenpaares. Und der frustrierte OB ist nach der zweiten Rathaus-Niederlage in vier Tagen der Selbsthilfegruppe geschlagener OBs beigetreten.