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Duisdorfer pflegt seit elf Jahren Archiv des Festausschusses Bonner Karneval

Duisdorfer pflegt seit elf Jahren Archiv des Festausschusses Bonner Karneval

Ihm entgeht kein Artikel - Prinz und Bonna überreicht er Mappe mit Erinnerungen an Session

Duisdorf. Ohne den Fotokopierer geht gar nichts. Fünf Jahre ist das Gerät im ersten Stock des Hauses des Karnevals alt und täglich im Einsatz. Andreas Schneider blickt kurz auf einen Zettel unter seiner Schreibtischunterlage. "Ich habe bislang 83 000 Kopien gemacht." Wer ein Archiv führen will, muss ordentlich, fleißig und gründlich arbeiten.

"Sonst findet man ja nichts mehr", sagt der 74-jährige Duisdorfer, auf den alle drei Eigenschaften zutreffen. So opfert er seine Freizeit für die Nachwelt. Das Archiv des Festausschusses Bonner Karneval, das Schneider nun seit 1997 betreut, ist von 1951 an lückenlos. Einmal im Jahr tritt Schneider ins Rampenlicht, wenn er - wie jüngst - dem amtierenden Prinzenpaar sämtliche Zeitungsausschnitte der zurückliegenden Session überreicht. Gut 400 sind das, alle in Plastikhüllen verstaut, "damit das auch die Kinder anfassen können", sagt der gebürtige Lengsdorfer. Die Freude bei Prinz Holger I. (Willcke) und Alexandra II. (Pfeiler) war groß.

Wer ein Archiv aufbauen will, braucht erst einmal einen Archivplan. Der Ordnung halber, und damit sich auch andere darin zurechtfinden können. So hat Schneider einen Katalog mit Themen aufgestellt. Es existieren Aktenordner zur Geschichte des Karnevals - in Bonn und überregional. Prinzenpaare, Vereine oder Züge: Alles ist in den Schränken im Haus an der Tannenbuscher Hohe Straße vertreten. Schneider sammelt auch Personalien zu Bonnern, die mit dem Karneval zu tun haben. Da sind zum Beispiel Sponsoren, Politiker oder die Leiter der Bezirksverwaltungsstelle darunter.

Anfangs hat der Archivar noch Zeitungsartikel ausgeschnitten und geklebt. So wie bei den alten Gazetten von 1938/39, die er ziemlich durcheinander, aber lichtdicht und gut geschützt in einer Ecke fand. Heute macht er nur noch Kopien und beschriftet sie. Das geht am schnellsten.

Der gelernte Rundfunkmechaniker kam nach 25 Jahren in einer Duisdorfer Elektrofirma zur Stadt Bonn, wo er im Straßenverkehrsamt begann. 1978 kam er als Archivar zum Presseamt, wo er auch die Bundesgartenschau und die 2000-Jahr-Feier der Stadt miterlebte - und abheftete. 1997 kam der Ruhestand. Schneider war froh, dass er dann beim Festausschuss anfangen konnte. "Ich muss Beschäftigung haben."

Auf große Wandertouren an der Ahr mit seiner Frau Anny kann er nicht mehr. Erst recht nicht nach dem Kreuzbeinbruch im vergangenen Jahr. Schneider musste viel liegen und war froh, dass sie dann mithalf, das Archiv in Schuss zu halten. Nun ist er wieder fit und arbeitet jeden Vormittag drei Stunden lang im Festausschuss-Büro. An den Wänden hängen hunderte Orden, nach Jahreszahlen sortiert. Ein Foto von Anny steht auf dem Schreibtisch. Daneben ein kleiner Schwarzweiß-Monitor, der einen Blick in den Hausflur gewährt.

Nebenher führt Schneider auch die Archive von Stadtsoldaten, Ehrengarde und dem Regionalverband Rhein-Sieg-Eifel. Über diese Tätigkeiten ist er letztlich erst zum Fastelovend gekommen. Heute bezeichnet er sich dann auch als Karnevalist. Täglich nimmt Schneider zudem mit dem Videorekorder Lokalnachrichten über die Stadtwerke Bonn auf, alles für das Unternehmen.

"Seitdem ich die Zeitungsauswertung mache, habe ich kein Buch mehr gelesen", sagt der Vater von Zwillingssöhnen, zwei Töchtern und sechsfache Opa. Er habe aber auch kein Interesse mehr daran. Wichtiger ist ihm dagegen der Mittagsschlaf. So bleibt dann nachmittags noch ein bisschen Zeit zum Spazieren. Mit dem Archivieren wollte er vor ein paar Jahren schon einmal aufhören, war aber letztlich froh, dass kein Nachfolger da war. Bis heute gibt es niemand, der so viel Zeit dafür aufbringen möchte. So wird Schneider noch viele Stunden allein zwischen seinen Zeitungen verbringen, für ihn eine richtige Herzensangelegenheit. "Schluss ist, wenn es nicht mehr geht."