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Die Hesprotter fühlen sich im Stich gelassen

Die Hesprotter fühlen sich im Stich gelassen

Karnevalisten verlieren "Dach über dem Kopf" - Der Bürgerfestausschuss sucht vergeblich nach einer geeigneten Alternative - Die Turnhallen-Lösung ist zu aufwändig

Heisterbacherrott. Die Heisterbacherrotter Karnevalisten sorgen sich um ihre Identität. Nachdem der Saal Lichtenberg wegen bautechnischer Mängel nicht mehr zur Verfügung steht, gestaltet sich die Suche nach Alternativen äußerst schwierig.

In der Turnhalle sollen zwar am 31. Januar die große Köstümsitzung und an den Karnevalstagen weitere Veranstaltungen der "Leddeköpp" stattfinden, eine dauerhafte Lösung sieht Wolfgang Bellinghausen, Vorsitzender des Bürgerfestausschusses, darin aber nicht.

"Wir machen das, um überhaupt präsent zu bleiben", sagt Bellinghausen. Glücklich ist er damit nicht. Schließlich ist die Turnhalle zu groß und nur mit sehr viel Aufwand karnevalsgerecht zu dekorieren. Außerdem muss der Linoleumboden für die Veranstaltung abgedeckt werden.

Zudem muss vor und nach den Festen alles auf- und abgebaut werden, damit die Halle ihren eigentlichen Nutzern wieder zur Verfügung steht. Den Thomasberger Karnevalisten ist man zwar dankbar, dass sie den Strücher Saal für die Prinzenproklamation im November zur Verfügung gestellt haben, doch der Umzug in den Nachbarort soll die Ausnahme bleiben.

"Wir Heisterbacherrotter verlieren doch unsere Identität, wenn die Veranstaltung regelmäßig in Thomasberg stattfindet. Wenn in fünf Jahren alles eins ist, hat keiner was gewonnen", so Bellinghausen.

Die beste Lösung für die Hesprotter, die nach einem Ortstermin auch Veranstaltungen im Gut Buschhof ausschließen, wäre die Aula der Grundschule, die genau die richtige Größe hat. Da die Stenzelbergschule jedoch trotz mehrerer Anbauten in ihrem Versammlungsraum immer noch zwei Klassen und zwei Gruppen der Übermittagsbetreuung beherbergen muss, ist auch dort nichts zu machen.

Dafür hat Bellinghausen zwar Verständnis, aber dennoch lässt er die Stadt nicht ungeschoren. "Wir müssen auch kulturelle Mittelpunkte für unsere Orte schaffen. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Räume, die die Vereine nutzen konnten, einkassiert werden."

Dass sein Bürgerantrag auf einen Zuschuss von 5 000 Euro für den Umbau der Schulturnhalle abgelehnt wurde, bestätigt ihn in seiner Auffassung, dass "die Stadt den Bereich Heisterbacherrott verhungern lässt". Von den Versprechungen sei nicht viel übrig geblieben. "Die Stadt hat mich enttäuscht. Die haben uns gesagt, wir helfen, wo wir können." Mehrere Gespräche brachten jedoch kein Ergebnis.

"Turnhalle bleibt Turnhalle. Das hat natürlich nicht so viel Charme. Aber das ist ein Problem, das die Stadt bei allem guten Willen nicht lösen kann", sagt Kultusverwaltungschef Hans-Peter Giesen. Den Heisterbacherrottern ginge es jetzt genauso wie den Karnevalisten in Dollendorf und Eudenbach, die auch in Turnhallen feiern müssten.

Man habe den Saal jedoch beim besten Willen nicht weiter genehmigen können. Für den Technischen Beigeordneten Hubert Kofferath entsprach er schon lange nicht mehr den Sicherheitsstandards. "Das war seit zehn Jahren ein Dilemma. Wir haben immer wieder ein Auge zugedrückt."

Mit einem Architekten der Eigentümergemeinschaft sei er 90 Minuten lang durch das Haus gelaufen, um auf die notwendigen Veränderungen hinzuweisen. Die zugesagten Unterlagen seien jedoch bis heute nicht eingegangen, so dass man zum Handeln gezwungen gewesen wäre. Die Eigentümer wollen das Objekt nun verkaufen. Am Montag sind die Zukunft des Saals und das Raumproblem der Heisterbacherrotter Vereine nach einer Anfrage der SPD-Fraktion Thema im Hauptausschuss.

"Wir vermissen den Saal schmerzlich", sagt Bellinghausen. Für die Ortsvereine sei das Gebäude bei einem Kaufpreis von 250 000 Euro und den notwendigen Investitionen unerschwinglich.

Der Vorsitzende ist überzeugt, dass es seinen Karnevalisten einige Kilometer weiter südlich viel besser ergehen würde: "Man muss nur über die Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz schauen. Windhagen zum Beispiel baut zurzeit ein Bürgerhaus für 800 Leute. Und bei uns geht die dörfliche Kultur den Bach runter."