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Peter van den Berg setzt die Pappnase ab

Peter van den Berg setzt die Pappnase ab

Nach mehr als 50 Jahren will der geborene Karnevalist und Bornheimer keine Sitzungen mehr leiten

Bornheim. Peter van den Berg hört auf. Aber nicht als Ortsvorsteher oder Kommunalpolitiker, sondern "nur" als Sitzungspräsident. Mehr als 50 Jahre stand der heute 65-Jährige in erster Reihe, wenn das "Dreimal Bornheim Alaaf" durch die Säle dröhnte.

Jetzt hängt er quasi seine Pappnase an den Nagel. Ein Blick zurück ganz ohne Zorn, ein Blick zurück auf ungezählte Sitzungen, die er als "Präsi" leitete, etwa 70 werden es gewesen sein. Am Dienstag geleitete er zum letzten Mal die Jecken durch ein verdötschtes Programm, zog beim Tollitätentreff in der Rheinhalle alle Register.

"Karneval ist oft eine ernste Angelegenheit, viele haben das Kostüm an, aber das Messer zwischen den Zähnen." Gerade aufgrund seiner politischen Aktivitäten hatte es sogar eine äußerst unerquickliche Diskussion im Ausschuss gegeben. Darf ein Politiker denn Präsident sein? Diese weltbewegende Frage bewegte die kommunalen Bürgervertreter auf jeden Fall lange. Und da eben die Politik bei ihm eine große Rolle spielt, legen viele Neider seine Worte besonders auf die Goldwaage.

Das hasst Peter van den Berg: "Karneval ist etwas so Schönes. Ich war dabei, seit ich denken kann. Mit 14 hat man mich gefragt, und dann habe ich eine Kindersitzung in Roisdorf geleitet. Ich glaube, ohne Fehler." Es sei ihm wohl in die Wiege gelegt worden. Die Oma war erste Präsidentin in Roisdorf nach dem Krieg, die Familie immer schon in der Fünften Jahreszeit zu Hause gewesen.

Was braucht man als "Präsi"? Spaß an der Freud', Liebe zur Narretei, Organisationstalent. Und eine Große Klappe? "Ein bisschen wohl schon", räumt der Ortsvorsteher ein. Na klar, habe er Herzklopfen gehabt beim ersten Mal. Doch das habe er auch bis zur letzten Sitzung am Dienstag immer gespürt. "Diese Anspannung braucht man auch."

Dass bei den Sitzungen keine Routine aufkommen kann, hat der versierte Chef des Elferrates stets erlebt. Es gebe kein Programm, das auf den Punkt klappt. Da komme einer früher, einer stecke im Stau, der Büttenredner gibt viel zu viele Zugaben und "wirft" die Chronologie. "Das geht nie glatt", erzählt van den Berg mit einem Schmunzeln. Wenn der Zeitplan wackelt, dann sei eben der Präsident gefordert.

"Spiel mer noch ne Schunkelwalzer" ist da die einfachste Lösung, wenn der eine Redner fertig und das befreundete Prinzenpaar noch nicht im Saal angekommen ist. "Doch den Leuten da unten kann man nichts vormachen. Die merken, wenn Du hängst. Es wird dann schon brenzlig, wenn die Pause zu lang wird. Die wollen nicht singen und schunkeln, die wollen unterhalten werden, das Programm hören und sehen."

Da kann es auch helfen, wenn man die meist unvermeidliche Begrüßung der Ehrengäste nicht gleich am Anfang durchzieht: "Ich spreche die ersten an, dann verwahre ich mir den Rest für später. Zum einen ist das dann nicht so langatmig, die vielen Namen runterzuleiern. Zum anderen kann man oft diese paar Minuten gut später gebrauchen, wenn man auf die nächste Nummer wartet," hat der "Präsi" einen reichen Erfahrungsschatz.

Erst als Jeck im Roisdorfer Karneval, dann beim Stammtisch der Jood Junge, schließlich verantwortlich fürs Programm bei der Bürgergarde und jetzt beim Tollitätentreff der Conférencier: Kinder und Erwachsene hörten auf sein Kommando. "Zum Glück musste ich noch nie ein Programm unterbrechen", sagt der Präsident auch.

Die Frauen haben die bessere Stimmung, lachen über jeden Gag, die Männer seien da eher zurückhaltender, hat er von oben aus beobachtet. Ein Präsident darf keinen Lieblingskarnevalisten haben, sagt er schon, schließlich lebe er bei jeder Sitzung mit anderen Kapellen und Rednern, Tanzcorps und Duetten. Van den Berg schwärmt - wie viele auch Nicht-Karnevalisten - vom alten Colonia-Duett. "Die waren so was von gut, da hätte ich Stunden zuhören können."

Und, wie war das halbe Jahrhundert als Chef des närrischen Publikums? "Wunderschön. Sind Programm und Saal in Ordnung, läuft so eine Sitzung wie von allein.