Die Blaue Mauritius unter den Karnevalsorden
Die Hangelarer Ehrengarde musste den Spruch auf ihrem Sessionsorden noch in letzter Minute ändern - Die Papstbühne bleibt dennoch auf Metall verewigt
Sankt Augustin. Dieser Karnevalsorden hat Seltenheitswert, denn er ist das Produkt eines Missgeschicks. Ganz so, wie die höchst wertvolle Briefmarke "Blaue Mauritius". Warum also sollte das Augustiner Insignium nicht auch eines Tages wertvoll werden? Und dann wird man sich für seine Geschichte interessieren.
Und die geht so: Mitte August vergangenen Jahres stand fest, dass der Papst doch nicht zur Abschlussmesse des Weltjugendtages 2005 nach Hangelar kommt. Die Nachricht sorgte in der ganzen Region für Aufsehen. Und für die Hangelarer Ehrengarde war es ein ganz spezieller Schock.
Hatte sie doch den Orden für die neue Session bereits in Auftrag gegeben, auf dem die Papstbühne auf dem Hügel zu sehen ist. Zudem sollte der Satz "Oh, wie ist es wunderbar, der Papst bei uns in Hangelar" das jecke Schmuckstück zieren. Zwar war bei der Prägung auf der Medaille nichts mehr zu machen. Doch den Spruch konnte die Ehrengarde noch ändern lassen.
Der lautet nun: "Schade, aber wahr, der Papst kommt nicht nach Hangelar". Prinzen und Vereine müssen den Druck ihrer Orden stets frühzeitig bei einer Prägeanstalt in Auftrag geben. Gerda Wilke hat der Firma, die die Orden für die Hangelarer Ehrengarde herstellt, bereits Ende Juni einen ersten Besuch abgestattet.
"Zuvor hat der Vorstand gemeinsam Ideen gesammelt", sagte die Vorsitzende. Eben diese hat sie dem Mitarbeiter der Firma dann geschildert. Die Prägeanstalt setzt dann die Ideen um und fertigt zunächst einmal eine Zeichnung an. "Der Entwurf hat uns auf Anhieb gefallen - vor allem die Idee, die Papstbühne auf die Münze zu prägen", sagte Wilke.
Als dann die Hiobsbotschaft kam, dass der Papst doch nicht kommt, war schnelles Handeln angesagt. "Wir haben überlegt, ob wir einen ganz neuen Orden machen lassen oder einfach nur den Spruch ändern sollen", sagte die Vereinschefin.
Eine große Rolle bei der Entscheidung spielte, dass bei den Prägeanstalten vor einer neuen Session Hochbetrieb herrscht. "Wenn wir jetzt einen neuen Orden in Auftrag gegeben hätten, hätte es uns vielleicht passieren können, dass er nicht pünktlich zur Session fertig ist."
Um ganz sicher zu gehen, hätten sie also nur eine Änderung des Spruches vorgenommen. Im Oktober war schließlich das erste Exemplar fertig. Erst nach dem Sicherheitscheck fiel der Startschuss für den Druck der 450 Orden der Hangelarer Ehrengarde.
Über die Kosten hüllt Wilke den Mantel des Schweigens. Doch echte Karnevalisten wissen, dass die Anfertigung von Karnevals- oder Prinzenordens eine relativ kostspielige Angelegenheit ist. Das Minimum beträgt rund 15 Euro. Wichtig ist vor allem, dass alles gut und frühzeitig organisiert ist.
Deshalb setzt sich der Vorstand der Ehrengarde auch bereits in den kommenden Wochen wieder zusammen und sammelt Ideen für den Orden der nächsten Session. "Die eine Session ist gerade vorbei, da muss man sich schon Gedanken für die nächste machen."
