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Echte Fründe jon in Siegburg zesamme

Echte Fründe jon in Siegburg zesamme

1 700 Jecke ziehen im närrischen Lindwurm durch Siegburgs Straßen - Mottowagen thematisieren Postabriss, Reformen und Kommunalwahlen

Siegburg. Petrus hat die Stoßgebete der Siegburger Jecken wohl erhört: Bis auf wenige Schneeflocken, die er niederrieseln ließ, schickte er den Kreisstädtern bei eisigen Temperaturen wärmende Sonnenstrahlen.

Zum Dank zogen 1 700 Knatschverdötschte fast vier Stunden lang durch die Straßen, ließen es Kamelle, Strüßjer und Konfetti regnen. Allerdings war der närrische Lindwurm fünf Wagen kürzer als im vergangenen Jahr. Laut Zugleiter Uwe Schulz stellten sich nur 27 Gruppen den TÜV-Verordnungen.

Der ausgelassenen Stimmung am Straßenrand tat dies keinen Abbruch. Kleine Eisbären, Elefanten, Kängurus oder Marienkäfer forderten lauthals "Kamelle" von den vorbeiziehenden Gruppen. Die hatten sich einiges einfallen lassen für ihr närrisches Publikum: fantasievolle Kostüme, ein wenig Lokalkolorit und jede Menge Spaß an der Freud.

"Trari Trara die Post ist weg", hatte die Ehrengarde Schwarz-Gelb auf ihren Wagen geschrieben. Um die Zahl der Briefkästen im Stadtgebiet wieder zu erhöhen, hatten sie sich kurzerhand Postkästen auf den Rücken geschnallt.

Um die Post ging es auch bei den Funken Blau-Weiß, die als größte Gruppe die Zugspitze bildeten. Die Funken hatten auf ihrem Wagen das alte Postgebäude wieder aufgebaut, ihm das neue S-Carré zur Seite gestellt.

Wenn der Zug stockte - was er sehr oft und sehr lange tat - nutzten die Hippies auf dem Wagen der Tennis-Abteilung vom STV die Gelegenheit zum Stage-Diving. Je ein Sportler ließ sich aus der rückseitigen Wagentür in die Arme seiner Sportkameraden fallen.

Die WM-Helden von 2014 stellte der SSV 04 vor: Die Vereinsjugend marschierte als Bälle und Fußballfelder im Zug mit. Auf Kamelle warteten die Jecken vergeblich als die grausig anmutenden Trolle an ihnen vorbeizogen: statt süßer Waren schleuderten sie ihnen ihre Jutesäcke entgegen und machten lange Nasen.

Gleich im Bett geblieben sind die wandelnden "Plümmos". Im blau-weiß karierten Federbett spazierten sie durch die Straßen und verkündeten: "Das Feiern lassen wir uns nicht nehmen, auch wenn Reformen uns die letzten Federn stehlen."

Einen "Rot-grüner Regierungsmisthaufen" mit Konterfeis von Gerhard Schröder und Ulla Schmidt hatten die Siegburger Musketiere auf ihrem Wagen drapiert. Vor den Toren der Abtei Michaelsberg gaben sie BKA-Umzug, LKW-Maut, Renten- und Gesundheitsreform sowie dem Dosenpfand jeweils die "Note 6".

"Rentenpiraterie - mit uns nie", taten die Buisdorfer Siegpiraten kund. Die Stallberger Tonknubbele rieten: "Gesundheitsreform: Da gibts doch was von". Die Herbstmode 2004 präsentierten die Siegburger Clowns: Bürgermeister Rolf Krieger und sein Vize Franz Huhn teilen sich einen Mantel. Darunter fordern die Clowns: "Echte Fründe jon zesamme su wie ene Jot und Pott."