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Jeckes Urgestein feiert 100.

Jeckes Urgestein feiert 100.

Heinrich Weiler war Mendens erster Prinz - Tambourcorps "Blau-Weiß" gibt ein Ständchen

Sankt Augustin. Auf der Eckband steht ein Bild von Papst Benedikt XVI. Heinrich Weiler ist ein gläubiger Mensch, und er glaubt fest daran, dass der liebe Gott es gut mit ihm gemeint hat. Was sein Alter angeht, trifft das uneingeschränkt zu.

Der muntere alte Herr und Mendens erster Karnevalsprinz feierte am Samstag seinen 100. Geburtstag, und das noch in den eigenen vier Wänden im Haus an der von-Galen-Straße in Menden. Dass das alles noch so gut geht, daran hat seine zweite Frau Elisabeth entscheidenden Anteil.

Immerhin auch schon 92 Jahre alt und topfit, schmeißt sie den Haushalt. "Ich kann ja nicht mehr so gut laufen, aber ein bisschen Gartenarbeit geht noch", sagt Heinrich Weiler, der im hohen Alter von 80 Jahren noch auf Langlaufskiern gestanden hat. "Es war eine schöne Zeit", blickt Heinrich Weiler auf ein sein langes Leben zurück.

"Und heute ist es auch noch schön", sagt er mit seinem ihm eigenen trockenen Humor. "Auch wenn nicht mehr viel kommt." Sein Rezept für ein so langes Leben: "Fröhlich sein, feiern und reisen". Sie haben vieles zusammen erlebt, waren in den USA bei Elisabeths Kindern, auf den Bahamas, in Portugal und der Türkei.

"Immer sind unsere Kinder mitgefahren. Das hat uns so einen Spaß gemacht", erinnert sich Elisabeth Weiler. Und jeck ist der Jubilar auch heute noch. In der Session 1952/53 schlüpfte er als erster Mendener Prinz in den Prinzenrock, im Jahr 2003 stieg er für die Blau-Wiesse Essele als Ehrenprinz noch einmal auf den Prinzenwagen, weil es in Menden keine Tollitäten gab.

Und immer Rosenmontags schmückt er mit seiner Elisabeth sein Haus mit Ballons und nimmt die Bützjer der Essele-Damen entgegen. "Dafür lohnt es sich doch zu leben. Karneval ist etwas wunderschönes, und er hat mir sehr geholfen, die schlimmen Jahre in der russischen Gefangenschaft zu überwinden", sagt der Senior, der der älteste männliche Mendener und zweitälteste in Sankt Augustin ist.

Bis 1948 musste der gelernte Zweirad-Mechaniker für die Russen in einem Bergwerk schuften, ehe er nach Friedland entlassen wurde. "Wir freuen uns immer auf den Mendener Zug", sagt Heinrich Weiler. Und auch im nächsten Jahr will er sich wieder an die Straße stellen. "Ich setz' aber mich nicht hin, ich bin doch keene ahle Mann", sagt der gebürtige Bonner.

Er vergisst mittlerweile zwar schon mal das ein oder andere. "Aber im Karneval fehlt ihm nichts", lacht Elisabeth Weiler. Fast nichts: Beim letzten Zug hatte er lediglich vergessen, seine Schuhe anzuziehen. Am Samstag war Gratulationstag, der Bürgermeister kam und der Ortsvorsteher auch. Sonntag wurde groß gefeiert im Augustiner Hof, mit allen Freunden, den Nachbarn und der Familie, zu der mittlerweile sechs Enkel und zehn Urenkel zählen.

Sein Wunsch zum Geburtstag: "Ich möchte noch ein paar Jahre machen und den Heesters einholen." "Aber bitte nicht singen", wünscht sich Gattin Elisabeth. Musik zum Ehrentag hat es aber geben. Das Jugendtambourcorps "Blau-Weiß" zog vors Weiler-Haus und spielte zum Ständchen auf. "Schade, dass meine Schwester das nicht mehr erlebt", sagte Heinrich Weiler. Die ist kürzlich gestorben, im hohen Alter von 106 Jahren.