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Sieburch schunkelt sich warm

Sieburch schunkelt sich warm

Mit Kamelle, Gesang und guter Laune trotzen die Kreisstädter dem nasskalten Wetter

Siegburg. Welch ein Kontrast zum Grau des Himmels - bunter als beim Rosenmontagszug ging es nicht. Tausende bestens kostümierter Narren, warm eingepackte Bienchen, aufgeblasene Kühe und jede Menge Piraten säumten die Straßen der Kreisstadt und jubelten dem jecken Tross zu, dessen 2 200 Teilnehmer sich trotz Wirtschaftskrise alles andere als lumpen ließen: "Määt de Staat och noch su vell Miese, ens es jewiss, op die paar Kamelle, do driesse mer dropp, die donn me net zälle" verkündeten die Kaldauer Spätzünder von ihren Wagen aus und ließen Süßes auf die Menge regnen.

Kaum dass Prinzenpaar, Peter V. und Siegburgia Christine I., den Zug am Barbarossaplatz freigegeben hatten, gab es für die Narren nämlich kein Halten mehr. Angeführt vom Siegburger Karnevalskomitee und Zugleiter Uwe Schulz reihten sich Siegburger Stadtsoldatenkorps Rot Weiss, Fahnenträger, Kanone, und Panjewagen und natürlich die feschen Siegburger Reiter ein und zogen 55 tolle ausstaffierte Prunk-, Motiv- und Bagagewagen hinter sich her.

"Oh wie ist das wunderbar, 2009 wird ein Superjahr" postulierten die Siegburger Clowns, völlig ignorierend, wie die finanzielle "Lage der Nation" ist. Die hatten die "Bösen Mädchen und Jungs von Siegburg" fest im Blick, ließen goldene Steuerdukaten an der Schnauze ihres Wagens blinken- doch leider herrschen ja "Zustände wie im Mittelalter - Ohne Mittel in das Alter".

Und das im Jubiläumsjahr der Siegburger Funken Blau-Weiß, die seit 150 Jahren für das Erbe der Narretei sorgen. Sorge um die Reinheit des Rheinländers liebsten Getränks machten sich die Wolsdorfer Trotzköpp: Um eine Riesen-Bierflasche wand sich der chinesische Drache, denn "China hätt uns Bier jeklaut, Kölsch weed jetzt us Reis gebraut" und sie nahmen damit die Produktpiraterie ins Visier.

Ganz andere Piraten sind die von der Sieg, denn die heißen schon lange so, obwohl auf ihrem Schiff geschrieben stand, sie seien "frisch aus Somalia". Einen feinen Seitenhieb auf die Weltwirtschaft scheute auch ein "Nicht eingetragener Verein" keineswegs: Die Stallberger Truppe von "Siegburgs letztem Tante-Emma-Laden" machte mächtig Stimmung beim Publikum. Und was wäre der Siegburger Rosenmontagszug ohne ein "Bild vom (Bürgermeister) Huhn".

Während das bürgermeisterliche Dreigestirn Franz Huhn, Doris Römer und Erich Nießen das Volk vom Prunkwagen des Siegburger Karnevalskomitees grüßten, prangte Huhns Bildnis auf dem Wagen der Siegburger Musketiere, gleich über dem Schild zur "Tiefgarage Minoritenviertel - Achtung, Einsturzgefahr". "Dat ist doch normal in Siegburch" krähte das Huhn überzeugt, während um es herum geschunkelt und gesungen wurde.

Dann doch lieber genussvoll untergehen. "Wäre Kölsch im Tauchturm vom Wellnesspark, dann hätten die Clowns en Dauerkaat". Brauchten die Siegburger Jecken nicht, die ließen sich lieber von Kamelle beregnen und fanden das den ganzen Tag lang prima.

Bilder vom Zug in Siegburg