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Tour de France: Gelbes Trikot statt Gelbwesten in Paris

Tour de France : Gelbes Trikot statt Gelbwesten in Paris

Paris feiert am Sonntagauf den Champs-Élysées den Sieger der Tour de France, doch ganz entspannt ist die Freude nicht. An den vergangenen Wochenenden trugen die „Gilets Jaunes“ ihren Protest auf die Prachtmeile.

Die Farbe Gelb löst auf den Champs-Élysées bei den Geschäftsleuten eher Panik aus. Über Monaten trugen die „Gilets Jaunes“ jedes Wochenende ihren Protest auf die Prachtmeile in Paris. Immer wieder kam es zu brutalen Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei. Zahlreiche Cafés, Kioske und Banken gingen in Flammen auf.

„Es ist das erste Mal, dass ich mich auf ein Gilet Jaune freue“, erklärte Laurent, Kellner im Restaurant L’Alsace mitten auf den Champs-Élysées – und meinte damit das gelbe Trikot des Spitzenreiters. Allerdings tat es ihm in seiner französischen Seele weh, dass kein Landsmann als Sieger in Paris über die Ziellinie gefahren ist. Er hatte bis zuletzt gehofft, dass Thibaut Pinot auf den letzten Etappen in den Alpen angreifen und an die Spitze fahren würde. „Das war bitter als er verletzt vom Rad steigen musste“, sagte Laurent.

Doch nicht alle sahen der Ankunft des Tour-Trosses mit so viel Gelassenheit entgegen. Das „Comité des Champs-Élysées“, das sich um die Belange der Geschäftsleute kümmert, mahnte die Geschäftsleute kurz vor der Ankunft zur Vorsicht und riet, im Zweifel die Schaufenster zu sichern. Doch die meisten Restaurantbesitzer haben den Rat in den Wind geschlagen. Das Publikum bei der Tour de France sei immer friedlich gewesen, hieß es. So blieben Tische und Stühle auf dem breiten Gehsteig stehen, wo sich viele ausgelassene Fans am Nachmittag noch eine Stärkung gönnten. Viele hatten sich in den Andenkenläden und extra aufgebauten Tour-Shops und noch mit Trikots und gelben Mütze eindeckt.

Dennoch war die Polizei mit einem starken Aufgebot auf dem letzten Kilometer der Rennstrecke vertreten. Der Grund: Im Internet hatten sich mehrere Gruppen der „Gilets Jaunes“ angekündigt, um offensichtlich am Rand der Zielankunft zu protestieren. „Wir sind auf alles vorbereitet“, sagte ein Beamter mit Schlagstock und Tränengas am Gürtel, der kurz vor dem Eintreffen des Pelotons mit einem Dutzend seiner Kollegen den Zugang zu den Champs-Élysée kontrollierte.

Demonstrativer Normalbetrieb auch im Fouquet's. Das Nobelcafé war als Symbol des „reichen Paris“ im März von randalierenden „Gilets Jaunes“ geplündert und in Brand gesteckt worden. Rechtzeitig zum Nationalfeiertag am 14. Juli hatte der Besitzer wieder geöffnet. Auch am Tour-Tag saßen die Gäste entspannt auf der Terrasse und von besonderen Sicherheitsvorkehrungen war nichts zu sehen. „Wir haben uns vorbereitet“, sagte ein Kellner, ohne den kryptischen Satz weiter ausführen zu wollen.