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Nur noch zwei Sitzungen Weiberfastnacht in Wachtberg​

Karneval in Wachtberg : Darum finden in Wachtberg nur noch zwei Weibersitzungen statt

In den Wachtberger Sälen wurden früher legendäre Partys und Sitzungen gefeiert. Heute fehlen vor allem Aktive, die vor und hinter den Kulissen mit anpacken. Aber es gibt auch Pläne für einen Neustart.

Der große Tag für die karnevalsbegeisterten Frauen steht in Kürze bevor: Auch in Wachtberg soll Weiberfastnacht gefeiert werden, aber die Brauchtumsveranstaltung leidet einerseits darunter, dass die erwarteten Besucherinnen vermutlich andere Veranstaltungsorte aufsuchen, oder es mangelt an Aktiven, die Auf- und Abbau, Service, Theken- und Spülbetrieb sicherstellen.

An Weiberfastnacht 2024 am Donnerstag, 8. Februar, gibt es in der Gemeinde Wachtberg nach aktuellem Stand nur an zwei Veranstaltungsorten Weiberfastnachtsfeiern. In Fritzdorf ist die Karnevalsgesellschaft Grün-Gelb gerüstet. In der Mehrzweckhalle wird ab dem frühen Nachmittag den „Mädels“ ein buntes Unterhaltungsprogramm geboten, gestaltet von eigenen Mitgliedern, den „Jecken Wievern“ und von Unterhaltungskünstlern des rheinischen Karnevals, die von Saal zu Saal unterwegs sind.

Generationswechsel bei der KfD in Villip

Auch in Villip bei der Katholischen Frauengemeinschaft (KfD) im Saal Görres wird geschunkelt und getanzt. Die Sketche werden gerade einstudiert. Bei der KfD im Ort hatte es in den vergangenen Jahren eine Verjüngung der Mitglieder gegeben. Inzwischen seien acht jüngere Frauen dabei, um die Weiberfastnachtsfeier mit durchzuführen, sagt Susanne Hoffmann. Die ältere Generation habe die Übergabe erfolgreich realisiert und werde auf jeden Fall beim Feiern dann aus den Zuschauerreihen die Villiper Weiberfastnacht begeistert mitfeiern.

Aber sonst bleibt es still in den Vereinssälen in den Wachtberger Ortsteilen. Früher war das anders. In Villip feierten die „Seerosen“ zuletzt „vor Corona“ 2019 in der Schützenhalle und präsentierten damals auch ihren traditionellen Schladderbotzen-Tanz. Dieser Tanz gibt es schon seit der Gründungszeit der mehr als fünf Jahrzehnte bekannten Seerosen-Frauengruppe. Auf Anfrage erklärte Seerosen-Mitglied Sabine Green schon vor einem Jahr: „Durch und seit Corona haben wir keine neuen Kräfte für unseren kleinen Verein ohne Fahne gefunden und sehen uns wegen zu wenig helfender Hände nicht in der Lage, eine Veranstaltung in gewohnter Größe durchzuführen.“ Auch für dieses Jahr gilt die gleiche Begründung: „Leider mangelt es an Nachwuchs und deswegen sind die Seerosen aktuell nicht mehr aktiv.“

Auch anderswo im Wachtberger Gemeindegebiet standen früher schon am frühen Nachmittag bei den legendären Weiberfastnachtssitzungen die toll kostümierten Frauen beispielsweise in Adendorf im Schützenhaus sprichwörtlich auf den Tischen. Auf auf der Bühne moderierte dort der frühere Vorsitzende der KG Hetzbröde, Hans Wolf, als Frau kostümiert jeweils das mehrstündige Bühnenprogramm mit Präsidentin Hedi Meidow. Und die Adendorfer Knallbonbons gehörten ganz automatisch mit zum Rahmenprogramm dazu, wie auch die Tanzgruppen des Vereins.

Männer durften erst abends mitfeiern

Männer waren ansonsten nur für den Getränke- und Speiseservice geduldet sowie erst abends zum Mitfeiern. Vor allem bedingt durch die Corona-Pandemie haben die Hetzbröde Einschnitte hinnehmen müssen. „Uns fehlt aktuell auch die Unterstützung aus dem Ort, die Veranstaltung an Weiberfastnacht mit neuem Leben zu füllen“, sagte der Vorsitzende der Hetzbröde, Martin Wagner. Er ist auch enttäuscht, weil der angebotene Maskenball am vergangenen Samstag „leider nicht gut angenommen wurde“. Dort fehlt es also aktuell am erforderlichen Besucherinteresse.

KG Rot-Gold Niederbachem sieht Potenzial für neue Veranstaltungen

An das fehlende Besucherinteresse im in früheren Zeiten an Weiberfastnacht vollen Henseler Hof erinnern sich die Mitglieder der KG Rot-Gold in Niederbachem noch gut. Sie denken nun über eine Wiederbelebung der Veranstaltung nach. „Aber wir benötigen für unsere Veranstaltungen mehr aktive Mitglieder zum Helfen und wenn die Niederbachemer sich so positiv engagieren, wie sie es jetzt bei unserer Spendensammlung zugunsten des Rosenmontagszuges getan haben, dann wäre Potenzial für weitere Vereinsangebote“, bestätigt Sprecherin Bettina Kirsten-Möhlenhoff und verweist schon mal auf die Afterzoch-Party an Rosenmontag, für die der Karnevalsverein allerdings zusätzliches Personal „angeheuert hat“, um die Veranstaltung stattfinden lassen zu können.

In Berkum besteht das Problem auch an der zurückgegangenen Zahl an Helfern. Gefeiert wurde viele Jahre im Limbachsaal, dann zweihundert Meter entfernt in der Schulaula. Die Berkumer Möhne schafften es früher, sehr viele Frauen zum Feiern zu mobilisieren. „Wir würden ja gerne wieder an die Weiberfastnachtsveranstaltungen der Vor-Corona-Zeit anknüpfen“, bestätigen Steffi Schmickler und Anja Goertz. Beide gehörten den Berkumer Möhne an, die aber aktuell den Vereinsbetrieb ruhen lassen, „weil es zu wenige Aktive gibt“, die wie früher bei Großveranstaltungen mit anpacken.

Beide Möhne nennen da die Zahl von zehn weiteren erforderlichen Helfern und Helferinnen, die notwendig wären. Nur ein neues Mitglied hatte sich im vergangenen Jahr gemeldet, als die Berkumer Möhne verkündeten, ihren Vereinsbetrieb vorerst ruhen zu lassen.