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Rosenmontag in Bonn: So kreativ sind die Kostüme der Bonner

Individuelle Verkleidung : So kreativ werden die Bonner bei ihren Kostümen

Bären, Polizisten und Piraten gibt es an Karneval massenhaft. Aber es geht auch anders: Einige Jecken stecken viel Liebe und Zeit in ihre Verkleidungen. Wir stellen die schönsten, kreativsten und lustigsten vor.

Andreas Sawatzki hat für sein Kostüm schon einen Preis bekommen. Am Samstag beim Kostüm-Wettbewerb in der Harmonie ist der 58-Jährige mit seiner Frau und seinen Freunden auf dem ersten Platz gelandet. Wie am Rosenmontag war er als Jukebox verkleidet, die anderen als Songs – „The Final Countdown“ oder „Über den Wolken“. Der Karnevals-Song der Session ist für ihn „Oben Unten“ von den Räubern.

 Tonarm, Platte und Schriftzug, der leutchten kann, machen Andreas Sawatzki zur Jukebox.
Tonarm, Platte und Schriftzug, der leutchten kann, machen Andreas Sawatzki zur Jukebox. Foto: dennis scherer

Welche kreativen, lustigen oder ausgefallen Kostüme gibt es sonst noch so in Bonn zu sehen? Wer zwischen den ganzen Polizisten, Bären und Piraten ein bisschen sucht, wird fündig. Da sind etwa die beiden Reporter Felix und Simon, die mit Kamera und Mikro unterwegs sind. „Wir wollten ein interaktives Kostüm“, sagt Felix. Sie haben ein paar politische Thesen auf Pappschilder geschrieben, zu denen sie die Meinung der Jecken einholen. Da sind „Verbote verbieten“, „Kamelle muss sich wieder lohnen“ und „Bürokratie schützen“. „Die Bürokratie ist ein deutsches Kulturgut und daher schützenswert“, bezieht Felix klar Stellung. Kontrovers auch: „Wale im Rhein: Wir sagen Nein“.

 Die Reporter Simon (l.) und Felix wollen wissen, was ihre Interviewpartner von der Foderung „Verbote verbieten“ halten.
Die Reporter Simon (l.) und Felix wollen wissen, was ihre Interviewpartner von der Foderung „Verbote verbieten“ halten. Foto: dennis scherer

Interaktiv ist auch das Kostüm von Lea. Die 26-Jährige ist eine Stehlampe. Sie trägt einen Lampenschirm auf dem Kopf, von der ein Schalter baumelt, mit dem die Lichterkette im Inneren angeschaltet werden kann. Um den Hals trägt sie ein Schild, auf dem steht: „Mach mich an“. Und ein Pfeil, der auf den Schalter weist. Wie viele Anmachsprüche hat sie heute schon gehört? „Bisher noch keinen“, sagt Lea. „Schreib 26“, sagt die Freundin, die mit am Straßenrand steht und auf den Zug wartet. Zum Kostüm gibt es auch eine Geschichte. Weihnachten hat Lea mit der Familie gefeiert, und weil sie nicht wusste, als was sie gehen sollte, mal in die Runde gefragt. „Mein Bruder, der Karneval hasst, hat dann gesagt: Geh doch als Stehlampe“, erzählt sie. Lampenschirm vom Sperrmüll, passende Jacke aus dem Secondhandshop, schon war das Kostüm so gut wie fertig.

Lea ist erleuchtet. Einziger Nachteil des Stehlampen-Kostüms: Beim Trinken muss man den Lampenschirm festhalten.
Lea ist erleuchtet. Einziger Nachteil des Stehlampen-Kostüms: Beim Trinken muss man den Lampenschirm festhalten. Foto: dennis scherer

Etwas länger hat Kurt Harms gebraucht. Ungefähr 40 Stunden schätzt der 61-Jährige, der einen Umhang aus Kronkorken trägt, und den passenden Flaschenöffner dabei hat. Das einzige Problem: Für den riesigen Öffner hat er noch nirgendwo die passenden Flaschen gefunden. 2500 Kronkorken hat er verarbeitet und seine Frau damit fast in den Wahnsinn getrieben, denn in jeden hat er mithilfe eines Hammers vier Löcher gemacht. Danach hat er sie mit Kabelbindern aneinander befestigt. Das Bier, von dem die Kronkorken stammen, habe er nicht alles selbst getrunken, versichert Harms. Sein Lieblingsbier? „Derzeit: Schreckenskammer Kölsch.“

Ungefähr 40 Stunden hat Kurt Harms gebraucht, um sein Kostüm aus 2500 Kronkorken zu basteln.
Ungefähr 40 Stunden hat Kurt Harms gebraucht, um sein Kostüm aus 2500 Kronkorken zu basteln. Foto: dennis scherer

Auch Timo Luthmann recycelt sein Kostüm sozusagen. Der Drachen, den seine Frau genäht hat, diente schon als Spielzeug für Kinder. Nun ist er in seiner ersten Session im Karneval unterwegs. Wie kneipentauglich das ausladende Kostüm ist, müsse sich noch rausstellen, sagt Luthmann. Er ist jedenfalls einer der beeindruckendsten Drachen, die an diesem Tag in der Innenstadt zu sehen sind, auch wenn es mit dem Feuerspucken noch nicht so ganz klappt. Aus seinem Maul lodert lediglich ein mickriges Flämmchen.

Timo Luthmann heizt als Drache die Stimmung an.
Timo Luthmann heizt als Drache die Stimmung an. Foto: dennis scherer

Milon Pauka hat vor Karneval gezielt nach Kostümen im Internet gesucht, die mit Kunstwerken zu tun haben. Dabei stieß der 14-Jährige auf René Magrittes „Der Sohn des Mannes“.

 Surrealistisches Kostüm: Milon Pauka geht als Kunstwerk von René Magritte.
Surrealistisches Kostüm: Milon Pauka geht als Kunstwerk von René Magritte. Foto: Sascha Stienen

Um das surrealistische Kostüm in die Tat umzusetzen, brauchte es nur einen gläsernen Apfel aus dem Secondhandladen und eine Krawatte. Melone, Anzug und Hemd waren schon vorhanden. Prädikat: künstlerisch wertvoll!