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Bad Honnef: Prinzessin Anna I. regiert im Siebengebirge​

Proklamation im Kursaal Bad Honnef : Prinzessin Anna I. mit dem jecken Gen regiert im Siebengebirge

150 Jahre besteht sie schon, die älteste Karnevalsgesellschaft von Bad Honnef. Mit Anna I. (Pütz) stellt die KG Halt Pol in der Session 2023/24 erneut eine Siebengebirgstollität. Warum die im Wortsinn über das „jecke Gen“ verfügt, zeigte sich schon bei der Proklamation im Bad Honnefer Kursaal.

Da wurden einige Tränen der Freude und Rührung weggedrückt. Siebengebirgsprinzessin Anna I. jubelte ihrem Volk im Kursaal zu. Welch „staatse“ Tollität. Und welch tolle Geburtstagsfete für die älteste Honnefer Karnevalsgesellschaft, die unter dem Motto „150 Jahre Halt Pol – 150 Jahre Tradition & 150 Jahre Zukunft“ stand.

Einen Rück- und Ausblick hielt mit einem famosen Festvortrag mit Gesangseinlagen Günter Leitner, Kunsthistoriker, Kölner Stadtführer und Roter Funk in der Hauptstadt des Karnevals, bevor dann die feierliche Proklamation startete. Und während der Redner in seiner Uniform auch schon Vorschläge für die Zukunft machte, wie etwa einen Triumphorden mit dem Halt-Pol-Mann für herausragende Leistungen zu generieren, orientierte sich bei der Amtseinführung vieles an der Tradition, aber es gab auch Neues.

Die Standartenträger sämtlicher Mitgliedsvereine des Festausschusses Siebengebirge (FAS) waren schon auf die Bühne zum Empfang ihrer neuen Tollität gezogen. Halt-Pol-Präsident Jörg Pütz und stolzer Papa der Prinzessin rief: „Taschentücher hervorziehen, ich sehe Anna kommen.“ Bevor sie aber zur Inthronisierung bereit war, brauchte sie gefühlte Ewigkeiten, um sich den Weg durch den Mittelgang des Saales zu bahnen, immer wieder frisch mit Strüßjer versehen durch ihre Adjutantin Anna Schneider.

Die 29-Jährige, die Unternehmensführung und Wirtschaftspsychologie studierte und mittlerweile im Familienunternehmen, dem Hit-Markt, arbeitet, eroberte die Herzen der Jecken im Sturm schon bevor sie mit den Insignien der Macht ausgestattet war. „Eine bessere, liebreizendere Prinzessin könnten wir uns nicht vorstellen“, meinte Bürgermeister Otto Neuhoff, ehe er ihr die Prinzenmütze aufsetzte, Festausschusspräsident Fritz Pacht die Federn ansteckte und Papa Pütz seiner Tochter das Zepter in die Hand drückte.

 Vor 25 Jahren regierten sie die Jecken als Dreigestirn: Gerd Papenbrock (v.r.), Prinzessinnen-Vater Jörg Pütz und Ralf Heidt.
Vor 25 Jahren regierten sie die Jecken als Dreigestirn: Gerd Papenbrock (v.r.), Prinzessinnen-Vater Jörg Pütz und Ralf Heidt. Foto: Frank Homann

Das trugen vor ihr bereits drei Mitglieder der Familie Pütz. Pacht erinnerte an die Familientradition in Sachen Karneval der „Dynastie Pütz“ – Opa Juppi, der vor 50 Jahren regierte, stolz wäre auf die Enkelin und „ihr ganz gewiss von oben zuzwinkert“, Vater Jörg und Onkel Dirk, die 2000 und 2011 mit jeweils einem Dreigestirn das Siebengebirge rockten. Und er gratulierte der Gesellschaft zur Inthronisation einer solch jungen Frau.

Dritte Generation in der närrischen Regentenwelt

„Seid ihr gut drauf?“, fragte Anna I. die Jecken im Saal. „Jaaaa“, lautete die Antwort. „Ich auch, ich bin nervös, aber überglücklich, weil sich heute ein Kindheitstraum erfüllt. Ich bin wahnsinnig stolz, hier stehen zu dürfen.“ Dass sie sich nicht für Krönchen, sondern für Mütze und Federn entschieden hatte, erklärte sie so: „Weil es mir einfach besser gefällt.“ Anna verkündete ihr Sessionsmotto: „Spieglein, Spieglein an der Wand, Fastelovend fest in Frauenhand.“ Bejubelt wurde ihre Erklärung: „Es gibt einen Tag im Karneval, der den Frauen gewidmet ist – Weiberfastnacht. Dieser Tag ist nicht gegen Männer, sondern für Frauen.“

Erreichen möchte sie als sehr junge Regentin, dass mehr junge Leute, mehr Frauen in Verantwortung gehen. „Frauen, traut euch, übernehmt die Ämter.“ Und an die jungen Leute ging ihr Appell: „Keine Angst, es gilt, Traditionen zu hegen und zu pflegen, aber auch weiterzuentwickeln.“

Appell für mehr Junge und Frauen in den Gesellschaften

Und dann war Ordenszeit. Anna I. hatte ein filigranes Silberherz mit der Mütze der Gesellschaft in der Mitte, die auch separat als Brosche tragbar ist, kreiert, für Damen und Herren. Eine Prinzessin der Herzen und ganz nah am Puls der KG und der Jecken im Siebengebirge. „Ein großer Wurf“, lobte Pacht. Das erste Exemplar ging an Bürgermeister Neuhoff. „Wenn man in solch eine Familie eingebettet ist, das gibt Kraft.“ Das Stadtoberhaupt hatte eine Prinzessinnen-Tasche mitgebracht mit praktischem Inhalt wie Luftschlangen und sogar mit Blaulicht, falls die Prinzessin mal verloren geht. „Bring uns viel Spaß in die Session.“

Eines machte er schon jetzt klar: „Das Rathaus wird massiv verteidigt.“ Zumal nun auch die Tollitäten der vergangenen Session, Norbert Grünenwald und seine Prinzessin Karin, als Rathausbedienstete auf der Seite der Verteidiger kämpfen werden. Der Prinz hatte zu Beginn der Veranstaltung den blauen Zylinder abgeben müssen.

Von Dieter Wittmann, Präsident des Regionalverbandes Rhein-Sieg-Eifel im Bund Deutscher Karneval, gab es für Anna I. den Prinzenorden und Lob für die Pflege des Brauchtums der Halt Pöler über 150 Jahre. „Ihr lebt unser Brauchtum, wie es die Tradition wünscht und wie wir es gelernt haben.“

Dirk Schneider Prinzenführer mit Trillerpfeife

Damit bei den Auftritten immer alles perfekt läuft, überreichte Stefan Jungheim als Prinzenführer der Vor-Session an Prinzessinnenführer Dirk Schneider die Trillerpfeife, die dieser mit voller Puste direkt testete. Wenn das nicht wirkt. In dieser knappen Session garantiert ein Wundermittel für Pünktlichkeit.

Dann war schon Zeit für das Mottolied der Prinzessin. Sie bat alle Mädels vor die Bühne und begeisterte mit ihrer Version des Köbesse-Titels „Kölsche Mädche“. Ein Ohrwurm schon bei der Premiere. Die Ansage der Halt Pöler, die von den Stadtsoldaten durch die Säle begleitet werden, gilt: „Wir werden die Bühnen rocken!“