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Kolumne Schauffgepasst: Süße Völkerverständigung

Kolumne Schauffgepasst : Süße Völkerverständigung

Siebengebirge GA-Redakteurin Lydia Schauff schreibt in ihrer Kolumne über alles, was im Siebengebirge (sonst noch) ist. Diesmal Thema: Halloween und wie süße Völkerständigung am Nicht-Klingeln scheitert.

Schokoladiges, Kaubonbons, und alles, was sonst noch ungesund ist, packe ich in weiser Voraussicht schon mal in eine Schale, die ich auf den Treppenabsatz stelle. Es ist ja schließlich Halloween, da muss man vorbereitet sein auf Monster, Geister, Polizistinnen oder Prinzessinnen, die klingeln und „Süßes oder Saures“ rufen. Saures? Nein danke. Also habe ich für genug Süßes gesorgt. Es dämmert draußen, ich höre Kinderrufe und Getrappel. Gleich macht es Dingdong. Aber das Getrappel entfernt sich wieder. Kein Dingdong. Es klingelt einfach keiner.

Wo sind die Kinder abgeblieben? An meinem vorherigen Wohnort verging kein Halloween-Abend ohne Gebimmel an der Tür und Kinder, die nach Süßigkeiten lechzten, und wenn es nur die Kinder der Nachbarn waren. Manchmal klingelte es, und es erlaubte sich jemand einen Spaß. Aber nichts. Gibt es einen geheimen Code in der Altstadt, mit dem Häuser markiert werden müssen, damit die Kinderschar weiß, dass es hier was zu holen gibt? Hätte ich doch einen Kürbis vor die Tür stellen sollen? Als wir voriges Jahr noch in Oberdollendorf gewohnt haben, kamen sie alle, Hexen, Supermänner und Co. Oder haben die Kinder in der Altstadt in den Vorjahren so schlechte Erfahrungen gemacht, dass ihnen die Lust vergangen ist?

Dabei hatte ich extra mehrere Tüten Knusperflocken gekauft. Die kleinen Schokoberge mit Knäckebrot drin, die aus dem Osten kommen und dort zum Standard jeder Süßwarenabteilung gehören, aber hier im Rheinland Mangelware sind. Ich wollte eine Art schokoladige Völkerverständigung anstoßen. Dann klingelt es doch noch. Mit den Knusperflocken bewaffnet öffne ich die  Tür. Es ist nur der Nachbar, der sein Paket abholen will. Er schaut irritiert auf die goldglänzende Tüte, die vor seiner Nase baumelt. Nun gut, denke ich, es kommt ja noch Sankt Martin.