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Kommentar zum Karneval in Bonn: Wer darf was und wie?

Kommentar zum Karneval in Bonn : Wer darf was und wie?

Große Sitzungen und Umzüge sind abgesagt – doch die Karnevalsszene auch in Bonn hat ein Problem: Nach wie vor fehlt eine rechtsverbindliche Verordnung des Landes NRW zum einheitlichen Vorgehen. Damit steigt der Druck für die Stadt, Vorbild zu sein.

Der organisierte Karneval durchlebt schwere Zeiten. Obwohl sich die Landesregierung im September in Düsseldorf mit den Festausschüssen der vier rheinischen Karnevalshochburgen auf den Verzicht von großen Sitzungen und Umzügen verständigt hat, fehlt nach wie vor eine rechtsverbindliche Verordnung des Landes NRW, die allen Kommunen und Gesellschaften in Sachen Brauchtum ein landesweit abgestimmtes einheitliches Vorgehen ermöglicht. Das belastet die Karnevalsszene.

Diese aus juristischer Sicht schwammige Situation ist ein Grund für das zögerliche Vorgehen der Festausschüsse und Arbeitskreise im Bonner Stadtgebiet. Mit der Bekanntgabe von Liküra-Prinzessin Angela I. ist seit Dienstag erst die dritte Tollität des Bonner Rathaus-Protokolls bekannt. Die vierte und letzte fehlt noch: Bad Godesberg will sein Prinzenpaar nächste Woche vorstellen. In Bonn, Bad Godesberg und in Liküra werden die Tollitäten zwei Jahre im Amt bleiben, weshalb die Inthronisierungen erst 2022 vollzogen werden. Kein Festausschuss will ein Risiko eingehen.

In Beuel sieht die Situation anders aus. Lena I. steht nur für ein Jahr zur Verfügung. Deshalb will die Beueler Weiberfastnacht auch unbedingt an der Proklamation im Januar 2021 festhalten. Derzeit laufen im Hintergrund die Abstimmungsgespräche zwischen Stadtverwaltung, Bonns neuer Oberbürgermeisterin und der Bezirksverwaltung Beuel. Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie soll das Spektakel in abgespeckter Form im Brückenforum stattfinden. Statt 1200 Karnevalisten dürfen dann nur 480 teilnehmen.

Der gute Wille, das Brauchtum unter Auflagen zu feiern, ist das eine. Letztlich entscheidet aber die Infektionslage im Januar darüber, ob Lena I. von Bonns neuer OB Katja Dörner zur Wäscherprinzessin proklamiert wird. Da die Stadt Bonn traditionell Veranstalter der Proklamation in Beuel ist, bedarf es einer weitsichtigen Betrachtung der möglichen Gefahrenlage. Das hat etwas mit Verantwortungsbewusstsein und mit Vorbildfunktion zu tun.