Brückenforum Beuel : Proklamation des Bad Godesberger Prinzenpaares
Proklamation im Exil: Mehr als 500 Gäste bejubeln das neue Bad Godesberger Prinzenpaar im Brückenforum in Beuel. Erstmals musste die Proklamation außerhalb Bad Godesbergs stattfinden.
Nach zwei ausgefallenen Sessionen war es am Freitagabend endlich soweit: Bad Godesberg hat mit Pete I. und Godesia Alexandra ein neues Prinzenpaar. Die Proklamationszeremonie musste aufgrund des gesperrten Großen Saales der Stadthalle erstmalig umziehen: in das Brückenforum nach Beuel. Damit der Narrenschar der Weg dorthin nicht allzu beschwerlich war, spendierte der Festausschuss Godesberger Karneval den Gästen Tickets für Bus und Bahn. Dass es sich um eine Bad Godesberger Veranstaltung handelte, wurde an quasi jeder Ecke durch die üppige Dekoration sichtbar: diverse Fähnchen mit dem Godesberger Stadtwappen auf den Tischen, Wappen und Luftballons in den Farben des Bezirks sowie die Redoute als großes Hintergrundbild auf der Bühne. Die Dekoration hatten fünf Mitglieder des Festausschusses bereits seit Anfang der Woche in das Ausweichquartier gebracht. Nicht zuletzt sorgten die Abordnungen der verschiedenen Karnevalsgesellschaften für Stimmung.
Den Einzug in das Brückenforum genoss das Prinzenpaar sichtlich und ließ sich ganz besonders viel Zeit. Nicht nur um die Untertanen zu begrüßen, zu herzen, sondern auch um Strüßjer zu verteilen. „Das Warten hat sich gelohnt“, so Festausschuss-Präsident Armin Weins. Ganz besonders feierte die KG Schweinheim das Paar – kein Wunder, beide stammen aus den eigenen Reihen.
Bezirksbürgermeister als Zirkusdirektor verkleidet
Einen rasanten Auftritt legte Bezirksbürgermeister Christoph Jansen (CDU) hin: Er fuhr - unter donnerndem Applaus – mit einem E-Roller zur Bühne. Das Sakko ließ er an diesem denkwürdigen Abend zu Hause, er schlüpfte stattdessen in das Kostüm eines Zirkusdirektors. Getreu dem Motto der Session: „Vorhang auf für die Revue – Godesberg verrückt wie nie“. Für Jansen war es die letzte Proklamation als Bezirksbürgermeister, im kommenden Jahr wird Michael Wenzel (Grüne) das Zepter in der Hand halten.
Doch fast wäre der Herr Direktor zu spät ins Brückenforum gekommen, wie er den Jecken im Saal verrät. „Auf der Südbrücke hatten sich ein paar Verrückte auf den Asphalt angeklebt, die verhindern wollten, dass Godesberger Jecke nach Beuel zur Proklamation fahren“, so Jansen. „Was soll der Driss mit dem Ankleben auf Fahrbahnen eigentlich?“, fragte er. Man lebe nun mal in einer verrückten Welt. Dass ein Bad Godesberger Bürgermeister das Godesberger Prinzenpaar auf der „Schäl Sick“ proklamieren würde, hätte ja auch niemand gedacht. Auch eine Art von Klimawandel sei das. „Was die Beueler noch nicht wissen: Da steckt natürlich ein größerer Plan hinter“, so Jansen. Stichwort: Gebietsreform von 1969. Rückgängig zu machen sei die natürlich nicht mehr, aber nun habe er sich gedacht, dass man den Spieß umdreht. Man expandiere mit dem Godesberger Karneval nach Beuel.
Für viele Lacher sorgte Jansens Danksagung an Armin Laschet. „Ich bedanke mich bei Armin Laschet und der CDU, dass sie mir im letzten Jahr bei der Bundestagswahl den bitteren Gang als Bundestagsabgeordneter nach Berlin erspart haben“, so Jansen. Deshalb könne er nun mit den Jecken nach der karnevalistischen 3G-Regel feiern: getanzt, gelacht und gefeiert. In Richtung Bundeskanzler Olaf Scholz sagte er: „Mit Dreifach-Wumms feiern wir jetzt einfach aus der Krise raus“. Apropos Berlin. Das Zirkus-Motto sei vom Festausschuss Godesberger Karneval sehr gut gewählt, denn Jansen sei aufgefallen, dass Zirkus „die perfekte Schnittmenge zwischen Politik und Karneval sei“. In Berlin würde er, wenn er dort wäre, zurzeit „am Rad drehen“. Dort versuche man sich an einer Ampel. Ähnlich wie im täglichen Verkehrschaos. Gelb sei immer nur kurz zu sehen, Rot bedeute „Stopp“ oder Blockade und bei Grün habe man dann die Hoffnung, dass es doch „noch irgendwie“ weitergehe. „Nur alle drei Farben zusammen sieht man auf einer Ampel eben nicht. Kein Wunder also, dass das in Berlin nicht klappt“, so Jansen.
Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) durfte bei der Proklamation natürlich auch nicht fehlen. Deren Anwesenheit sei eine „Rarität“, erklärte der Bezirksbürgermeister. In die Bezirksvertretung Bad Godesberg habe sie es in ihrer zweijährigen Amtszeit bislang nur einmal geschafft. „Da dürfen wir uns umso mehr geehrt führen, dass sie heute hier ist“, so Jansen. Und für den ersten Gag der Session habe sie schon lange vor dem 11.11. gesorgt. „Da hat uns die Verwaltung nämlich mitgeteilt, dass unsere Bad Godesberger Stadthalle frühestens im Jahr 2029 fertig sein soll. Das kann ja wohl nur ein schlechter Witz sein“, erklärte Jansen weiter und erhielt dafür Applaus aus dem Publikumsraum. Er freute sich aber sehr, dass er das Prinzenpaar proklamieren durfte. Denn, es habe wohl kein Paar zuvor solange auf die Proklamation gewartet.
Stadtfahne weht auf der anderen Rheinseite
Im Anschluss an seine Rede wurde voller Inbrunst gemeinsam mit dem jecken Volk das Godesberg-Lied gesungen, ehe das Proklamationsgedicht folgte. Apropos Lieder: Für gute musikalische Stimmung sorgte Kuhl un de Gäng, Die Original Eschweiler und die Band Konfetti. Achnes Kasulke, Liselotte Lotterlappen und Dä Tuppes vom Land strapazierten die Lachmuskeln. Tänzerisch wurde auch einiges an dem Abend geboten, unter anderem von De Höppemötzjer. Beim Bad Godesberger Gemeinschaftstanz wurde effektvoll die Stadtfahne entrollt – damit auch ja kein Jeck vergisst, das Bad Godesberg in Beuel zu Gast ist.
Um 20.59 Uhr steckte Christoph Jansen Prinz Pete I. nicht nur die Feder an seine Prinzenmütze, sondern legte ihm auch die Prinzenkette um und überreichte ihm das Hänneschen. Drei Minuten später erhielt Godesia Alexandra ihre Brosche – ihr Symbol der Macht. Unter Applaus und mit einem kleinen Feuerwerk präsentierten sie sich nach der Zeremonie dem Publikum.
„Endlich ist es soweit“, so Prinz Pete I. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die uns bei der längeren Vorbereitungszeit unterstützt haben“, so der Regent weiter. Er habe schon gedacht, dass sei wie bei der Papstwahl – auf Lebenszeit. „Die roten Schuhe habe ich ja schon an“, so Pete I. Einen kurzen Schreckmoment gab es bei der Rede, als einer der Karnevalisten auf der Bühne zusammenbrach – es wurde sich gleich um die Person gekümmert. Nach einer kurzen Behandlungspause feierten die Jecken ihr neues Prinzenpaar weiter frenetisch auf der Bühne. „Was für ein Gefühl, endlich dürfen wir loslegen“, so Godesia Alexandra.