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Karneval klappt auch ohne Tollität

Karneval klappt auch ohne Tollität

Ahrweiler Narren zündeten ein jeckes Feuerwerk im ausverkauften Bürgerzentrum.

Ahrweiler. Landrat Jürgen Pföhler half einer alten Frau und ihrem Mann auf die Bühne. Die beiden scheinbar gebrechlichen Senioren kamen mit dem Rollator zur ausverkauften Prunksitzung der Ahrweiler Karnevalsgesellschaft (AKG) ins Bürgerzentrum.

Zu Peter Alexanders "Kleine Kneipe" tranken die beiden Alten im "Café Nostalgie" Kaffee mit Schuss. Zu "Lilli Marleen" tanzten sie Walzer, und als die Musik zunehmende Fahrt aufnahm, schmiss sie Handtasche und Gebiss weg und riss ihm sein Hemd vom Leib. Von ihm flogen Hosenträger, Socken und Perücke durch die Luft, und auf einmal legte da ein gar nicht mehr Hilfe bedürftiges Latino-Paar eine heiße Sohle aufs Parkett.

Karneval muss nicht Büttenrede bedeuten, zeigten die Neulinge im Ahrweiler Karneval Christiane Mausberg und Jose Henriques als "Rollatorduo", aber auch in der Bütt wurde einiges geboten: Martin Korden alias "De Martin" aus Adenau wusste ebenfalls, wie die Jecken im rappelvollen Saal zu begeistern sind, und Kabarettist Volker Weininger mimte in einer Persiflage auf den Karneval einen etwas anderen Sitzungspräsident. Der echte Sitzungspräsident der AKG, Udo Groß, ließ eine Rakete nach der anderen zünden.

Die Ahrweiler Jecken lassen sich das Feiern nicht vermiesen, auch wenn es schmerzt, im Vorjahr des 150. Jubiläums der Gesellschaft ohne Tollität auskommen zu müssen. Statt Prinz oder Prinzessin säumte die prächtige Funkenschar zu Sitzungsbeginn das älteste und das jüngste AKG-Mitglied - den 87-jährigen Willi Grohs und das dreijährige Fünkchen Malin Sebastian - sowie die bald scheidende Kinderprinzessin Jasmina Reuter.

Für die kleinen Funken stieg auch die erste Rakete des Abends. Die Botzedresse brachten Bewegung in die Massen: Wo im Saal geschunkelt, geklatscht und mitgesungen wurde, sprühten Feuerwerksfunken zu Kölsch-Karnevalshits und knallte die Konfettikanone zu 80er Jahre Songs. Für ein Trommelfeuerwerk mit fliegenden Stöcken und witzigen Choreografien sorgten Trix4Stix, und das Ahrweiler Männerballett holte sich zum Piratentanz Frauen aus dem Publikum auf die Bühne.

Rudi und Tünn aus Westum hatten klangvolles fürs Ohr und die Kammerkätzchen und Kammerdiener aus Köln Tanz fürs Auge mitgebracht. Für den guten Ton zeichnete erstmals die Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler verantwortlich und spielte auch zum Finale auf.