Am Ende helfen wieder nur Kanonen
Das Prinzenpaar und seine Streitmächte erobern das Rathaus und versprechen: Wir machen der Taubenplage den Garaus
Bad Godesberg. Da sage noch einer, Karnevalisten seien nur auf Danze, Fiere, Bütze aus. Ganz im Gegenteil. Die Narren bieten Lösungen, wo Politik und Verwaltung die Missstände nur beschreiben. Beispiel: Taubenplage in Bad Godesberg.
Die gebeutelten Geschäftsleute dürfen aufatmen, der Festausschuss Bad Godesberger Karneval präsentierte beim Rathaussturm das Patentrezept. "Normalerweise schießen wir mit unseren Kanonen nur auf Spatzen", rief Festausschusspräsident Christian Hüffel Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann zu, aber angesichts der Unfähigkeit der Verwaltung werde man die Geschütze auf den Theaterplatz verlegen und der Plage den Garaus machen.
Schwolen-Flümann blieb skeptisch. Aus früheren Jahren wusste sie, dass die Muskelspiele der närrischen Streitmacht stets nur bis Aschermittwoch angedauert haben. Dass aber die Heere des Frohsinns pünktlich jeden Karnevalssonntag wieder vor ihrer Amtsstube stehen, hatte sie offenbar ausgeblendet.
"Steht ihr schon wieder hier 'rum?" wunderte sich die müde gähnende Stadtbezirkschefin auf dem Balkon. Eine überwältigende Streitmacht hinter sich, ließ Hüffel sich zunächst auf Verhandlungen mit der Bezirksbürgermeisterin ein. "Wir könnten dich ja in Kur schicken", bot er an und schob noch eine kleine Fiesheit hinterher. An OB Dieckmann solle sie sich ein Beispiel nehmen, "die geht freiwillig." Schwolen-Flümann lehnte dankend ab: "Es macht mir aber zu viel Spaß, mich jedes Jahr hier mit Euch zu streiten."
Das Publikum auf der Tribüne verfolgte das humorige Streitgespräch mit sichtlichem Vergnügen. Doch dann platzte Hüffel der jecke Kragen. "Also los Karnevalisten, Gebäude und Inventar schonen, Politiker und Beamte wecken und in die Wüste schicken" lautete der Tagesbefehl an närrischen Streitkräfte. Den Salven aus den Konfettikanonen und dem heftigen Ansturm der Garden hatte die Verwaltung nichts entgegenzusetzen.
Und bald hielten ein triumphierender Prinz Otto I. und Godesia Gerti den Schlüssel in der Hand, umjubelt von ihren jecken Untertanen.
