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Harte Worte, kurzes Gefecht, große Gesten

Harte Worte, kurzes Gefecht, große Gesten

Irgendwie war es eine fatalistische Stimmung. Den Untergang vor Augen, versüßten sich Politiker, Ordnungshüter und honorige Gäste die letzten Stunden vor dem Rathaussturm bei Kölsch, Kaffee und Kuchen im Empfangszimmer der Bezirksverwaltungsstelle.

(guf) Irgendwie war es eine fatalistische Stimmung. Den Untergang vor Augen, versüßten sich Politiker, Ordnungshüter und honorige Gäste die letzten Stunden vor dem Rathaussturm bei Kölsch, Kaffee und Kuchen im mit Girlanden und Luftschlangen geschmückten Empfangszimmer der Bezirksverwaltungsstelle.

Als den Herrschaften das lärmige Treiben der versammelten Narrenschaft vor der Tür zu laut wurde, schlossen sie kurzerhand die Fenster. Geholfen hat es wenig: Wie zu erwarten war, eroberten die Narren mit Prinz Kurt II. und Godesia Jutta an der Spitze das Rathaus und läuteten damit den Höhepunkt der diesjährigen Karnevalssession ein.

Kurz vor dem Sturm hatte Festausschusspräsident Christian Hüffel es noch ein letztes Mal im Guten versucht: "Lasst uns rein, wir übernehmen den Laden", gab er Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann über Lautsprecher eine letzte Gelegenheit, die Waffen zu strecken. Die hatte es sich siegessicher auf dem Balkon ihres Amtssitzes bequem gemacht.

Godesia Jutta bemühte sich vergebens, die Stadtobere "von Frau zu Frau" zu überzeugen, freiwillig die Segel zu streichen. Ihr gut gemeintes Angebot zur gemeinsamen Shoppingtour lehnte Schwolen-Flümann brüsk ab: "Dein Kleid kommt am Aschermittwoch aus der Mode. Dann brauchst du was Neues", giftete sie von oben herab.

Als kurz darauf Kanonenschüsse durch die Kurfürstenallee hallten und die Uniformierten Karnevalisten zum Sturm auf das Rathaus bliesen, halfen der Bezirksbürgermeisterin auch die mit Konfetti gefüllten Luftballons nicht mehr, die sie als letzte Verteidigung über dem Eingang des Rathauses hatte anbringen lassen.

Nach einem kurzen Gefecht nahmen Prinz Kurt II. und Godesia Jutta vor den Augen der Jecken den goldenen Schlüssel der Stadt entgegen. Die Stadtkasse war zur Enttäuschung der Tollitäten wieder leer. "Da haben ja meine Kinder mehr im Sparschwein", so der Prinz.

So scharf geschossen wie geredet wurde beim Rathaussturm zum Glück nicht. Nachdem die Narren die Macht übernommen hatten, umarmte Prinz Kurt II. in einer großen Geste auf dem Rathausbalkon die geschasste Bezirksbürgermeisterin.