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75 Jahre närrische Emanzipation in Unkel

75 Jahre närrische Emanzipation in Unkel

Das Damenkomitee "Herzblättchen" blickt mit zahlreichen Gratulanten auf die bewegte Vergangenheit zurück

Unkel. "Eine Sternstunde war's, ich war noch nicht geboren, da haben sich einige Damen verschworen, es den Herren der Schöpfung gleich zu tun, einen Verein zu gründen, nicht zu ruh'n, das rheinische Brauchtum weiblich zu pflegen, für die Stadt und für alle ein wahrer Segen!"

Mit diesen geschliffenen Reimen begann Monika Magawly das hohe Lied auf ihr Damenkomitee, die "Herzblättchen". Das feierte am Wochenende mit seinen Freundinnen, dem Damenkomitee "Jung mit Schwung" um Präsidentin Margret Lill und den Heisterer Möhnen um Obermöhn Gerda Buchmüller, sein 75-jähriges Bestehen.

"Ich freue mich vor allem, unsere Ehrenpräsidentin Gertrud Nideggen (1960-73) begrüßen zu können und bedauere natürlich, dass ihre Nachfolgerin, unsere First-Class-Präsidentin Karola Mönch (1973-95), krankheitsbedingt heute nicht anwesend sein kann", erklärte Anita Conrad am frühen Abend, die den Herzblättchen seit 2001 als Präsidentin vorsteht.

Willkommen hieß sie zudem die Landtagsabgeordnete Gisela Born-Siebicke sowie neben den KG-Vertretern, allen voran der Vorsitzende Klaus Conrad und Präsident Ewald Buslei, als weitere Gratulanten Stadtbürgermeister Gerhard Hausen und Verbandsbürgermeister Werner Zimmermann.

"Für unseren Ehrensenator Gerhard Juchem, den Bruder von Karola, der uns als Grafik-Designer die Festorden für die vergangenen runden Geburtstage künstlerisch gestaltet hat, war der Weg aus Ganderkesee im hohen Norden natürlich viel zu weit", erklärte Marianne Braun, die Vorsitzende der Herzblättchen.

Das Komitee war fünf Jahre nachdem die männlichen Karnevalisten am Elften im Elften 1930 als "Fidele Nordsterner" aus einer Laienspielgruppe hervorgegangen waren, gegründet worden. Nach der Devise "Allen wohl und niemand weh - wir treten keinem auf die Zeh" leitete das Damenkomitee damals die närrische Emanzipation in Unkel ein.

Unter Leitung der Vollblut-Karnevalistin Gertrud "Trautchen" Thomas, die einige Jahre zuvor aus der Wieverfastelovend-Hochburg Beuel nach Unkel gekommen war, ging der Traum einiger Frauen in Erfüllung, im Karneval dem starken Geschlecht nicht länger nachzustehen. "Schon in den ersten Jahren ihres Bestehens zeigte die neue Frauengesellschaft eine aktive Mitwirkung bei der Gestaltung des Karnevals sowohl zusammen mit den Fidelen Nordsternern als auch durch eigene Veranstaltungen", erzählte Präsidentin Anita Conrad.

So nahmen die Herzblättchen laut Chronik schon in der Session 1936/37 mit einem eigenen Festwagen am Rosenmonatszug in Unkel teil. Nur zwei Jahre später wurde jedoch die Vereinsarbeit durch den Kriegsausbruch jäh unterbrochen. Aber bereits 1948 wagte "Trautchen" Thomas im Saal Mürl mit einer als Kaffeeklatsch deklarierten Damensitzung einen Neuanfang, während die "Nordsterner" unter Präsident Adolf Menden ein Jahr später verkündeten: "Mir fange widder aan!" Von da an ging es bei beiden Vereinen stetig aufwärts, wie aus den vielseitigen Aktivitäten in den folgenden Jahren zu ersehen ist.

"Neben der Teilnahme am Kürbis- sowie Wein- und Heimatfest oder dem Domfest in Scheuren, unseren Maiwanderungen, Tagestouren und Vereinsfahrten liegt unser Hauptaugenmerk natürlich auf der Gestaltung der Karnevalsveranstaltung", erklärte Braun, die ihr Amt als Vorsitzende im Jahr 2000 von Trudel Proff übernommen hatte. "2001 ist etwas geschehen, was in die Geschichte wird eingehen: Drei Damenkomitees saßen an einem Tisch und bastelten an einem Vortrag frisch, den sie gemeinsam brachten, juch-he, bei der großen Sitzung der KG!", erinnerte Magawly an die endgültige Beendigung jeglicher Animositäten zwischen den jecken Wievern der Stadt.

Und so konnte die reimende Chronistin noch vor dem Auftritt der Jung-Aktiven, den so genannten "Biotrinen", und vor den Glückwünschen des Kinderprinzenpaares, Tim II. und Aileen I., ihren Rückblick beenden: "Möge der Verein blüh'n und gedeih'n, möge man Patzer uns verzeih'n. Dass wir nicht mehr als nötig anecken, das wünschen sich hier die herzigen Jecken!"