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Linzer Funken Blau-Wiess zeigen Dickens auf Platt

Linzer Funken Blau-Wiess zeigen Dickens auf Platt

Mit dem Puppentheater „Kniezbüggels Weihnachtstraum“ wurde in der Stadthalle eine außergewöhnliche Weihnachtsgeschichte gezeigt

Linz. (khd) "Ohne Moos nix los, ohne Knete keine Käthe!" So lautet das Credo des Linzers Aegidius Kniezbüggel. Warum sollte das an Weihnachten keine Gültigkeit haben?

"Dat is doch sinnlos Jedöhns", urteilte am Wochenende der hartherzige, zu Wucherzinsen Geld verleihende Blutsauger über den "hilije Ovend" in der Linzer Stadthalle. Damit war klar: Kniezbüggel ist der strünzer Nachfahre von Ebenezer Scrooge aus "A Christmas Carol" von Charles Dickens.

"Hallo, wie jeiht et? Et ist schön, üsch he ze sinn!" Quer durch die Halle war Märchenonkel Theo Schmahl geschlurft, bevor er in dem Ohrensessel am Rand der Bühne Platz genommen und seine Zuhörer zum Puppenspiel "Kniezbüggels Weihnachtstraum" begrüßt hatte.

"Begonnen hat eigentlich alles in der Session 2001/02", berichtete Schmahl. Mit seinem Freund Hotti, Horst Schreiber, war der "Düres" der Blau-Wiessen Funken als Adjutant von Michael Nietzard, der als Prinz Murmel I. die Strünzer Jecken regierte, damals in den Sälen unterwegs. Aber: "Wir können nicht singen. Mit einem Prinzenlied hätten wir die Jecken eher vergrault als in Stimmung gebracht", so Schmahl.

Die drei bastelten Handpuppen, mit denen sie die Kommandanten der übrigen Linzer Corps bei allen Auftritten vorführten. Schmahl: "Seitdem träume ich davon, ein richtiges Puppenspiel aufzuführen."

Leute, die mitmachen würden, hatte er schnell gefunden. Antonia und Horst Schreiber bauten mit ihm und Tina Bungert und Resi Labonte die Puppen, immerhin 18 an der Zahl. Ronny Fleischer, Stepahn Klein, Guido Labonte und Andreas Willscheid machten sich mit Horst Schreiber an den Bühnenbau.

Da stand längst fest, dass die Weihnachtsgeschichte von Dickens, auf Linzer Platt, aufgeführt werden sollte. "Die fünf Strophen des Christmas Carols habe ich in zwei Akte zusammengefasst, wobei der erste ziemlich nah am Originaltext bleibt. Den zweiten Akt habe ich freier interpretiert und entschärft", berichtete Schmahl, der bei der "Rollenbesetzung" auf seine Familie zählen konnte.

Ehefrau Beate und Tochter Sarah waren von Beginn an mit von der Partie. Yvonne van Beek-Adams, Sabine Klein, Antonia Schreiber und Gaby Willscheid liehen den übrigen Stabpuppen ihre Stimme.

"Und die haben sich bei den Sprechproben unheimlich entwickelt", lobte der Vater des Puppentheaters seine Schauspieler, die etwa Fridolin Fleißig, alias Bob Cratchit, Lehrer Weissischdoch und Kniezbüggels ehemaliger Freundin, Hubertine Hübsch, Leben einhauchten.

Was beim großen Vorbild, dem Kölner Hänneschen-Theater, der "Speimanes", war hier der singende Straßenjunge. Der lispelte selbst bei seiner "tragenden Rolle" wahrhaft herzzerreißend. Eine erste heftige Attacke auf das Zwerchfell ritt aber bereits die Dame von der Heilsarmee, die angesichts ihrer kräftigen Statur mit überraschend hoher Piepsstimme den "äckelijen Büggel" um eine Spende für das Armenhaus bat.

Ganz zu schweigen vom Geist der vergangenen Weihnacht. Wie ein zerzauster Rauschgoldengel tauchte er Schlag zwölf auf und bat in breitestem Sächsisch die Kinder: "Helft mir, isch kräch d'r Aedschiüs nit woch!"

Seit Juli hatte die Truppe um den Ideengeber und kreativen Kopf Schmahl an dem Stück gearbeitet und geprobt. Die wurden dafür aber nicht nur von ihren Corpskameraden, sondern bei vier Aufführungen am dritten Adventswochenende von den Zuschauern gefeiert.