1. Narren-News
  2. Bad Honnef

Trotz Weltwirtschaftskrise flogen in Rheinbreitbach 500 Apfelsinen

Trotz Weltwirtschaftskrise flogen in Rheinbreitbach 500 Apfelsinen

"Club der Harmlosen" wandelte sich zur KG "Mer haalen et us" - Prunksitzung zum 100-Jährigen

Rheinbreitbach. Mit zusammengebissenen Zähnen saßen die Gründungsväter des "Clubs der Harmlosen" in der Burg Steineck vermutlich 1904 um das Bowlengefäß zusammen, in dessen Messingdeckel ihre Initialen eingraviert sind. "Mer haalen et us", mögen sie ob des strengen Regiments ihres Chefs Konrad Bornheim geknirscht haben, der jedes Nichterscheinen zum Durchhecheln der dörflichen Ereignisse streng bestrafte, bis hin zum Ausschluss aus dem 1902 gegründeten Club. Damit aber war endgültig der Name der Rheinbreitbacher Karnevalsgesellschaft geboren, die somit dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern kann.

Das erste handfeste Dokument der altvorderen Narren um den Koppel ist die 1904 gestiftete Fahne, denn ein Protokollbuch wurde erst ab der Session 1910/11 geführt. Da war die Mitgliederzahl bereits wieder mächtig angestiegen, so dass man bereits Sommerfeste feierte, Ausflüge sowie Schürreskarren-Rennen veranstaltete und sich an der Sommer- und Herbstkirmes beteiligte.

Auch Sitzungen und Wagenbau für den Rosenmontagszug tauchen in dem alten Protokollbuch auf. Kurz entschlossen wurde etwa am 30. Januar 1919 eine Sitzung geplant, die bereits zwei Wochen später über die Bühne gehen sollte. Bis dahin hatten die "Mitglieder ihre Gesangsvorträge oder Reden dem Vorstand vorzulegen."

Eine so kurze Vorbereitungszeit wird vier Jahre später wohl nicht mehr möglich gewesen sein, als man sich entschloss, erstmals auswärtige Vorträge zu kaufen und zwar gleich zehn an der Zahl. Damit rückte verstärkt das "liebe Geld" in den Mittelpunkt. Aber in dem Ort mit Bergarbeiter-Tradition erwies sich die KG auch sozialen Belangen gegenüber sehr aufgeschlossen. Ärmeren Mitgliedern wurden Freibier und reduzierte Eintrittspreise genehmigt und in geheimer Abstimmung entschied der Vorstand, ob bei Bedürftigkeit die Aufnahmegebühr zu reduzieren oder ganz zu streichen sei.

Selbst in der Zeit der Weltwirtschaftskrise ließen es sich die Rheinbreitbacher Jecken nicht nehmen, zu feiern. Jedenfalls wurden 500 Apfelsinen für die "Ausfahrt durch den Ort" am Karnevalsdienstag 1924 besorgt. Und ein Jahr, nachdem sich Joseph Bornheim als Prinz Karneval zur Verfügung gestellt hatte, kaufte die KG 1929 eineinhalb Zentner Kamelle und 2 000 Apfelsinen.

Bitter waren auch die Zeiten nach dem 2. Weltkrieg. Bereits 1948 hatte Karl Pielen die Präsidentschaft der KG übernommen und 1949 fand wieder eine Galasitzung im Rheinbreitbacher Hof statt. Wie hart die finanzielle Lage für viele rund um den Koppel jedoch war, belegt im Zug von 1954 ein "Begräbnis-Wagen", auf dem zu lesen war "Mer haalen et nit mieh us."

Von solch pessimistischer Stimmung war 1957 nichts mehr zu spüren, als sich um Hans-Georg Frings ein neuer junger Elferrat bildete. Unter seiner Führung überstand die KG selbst die bitteren Zeiten unbeschadet, als man wegen "Saalverbots" im Festzelt feiern musste. Seit 1977 können die Jecken in der Hans-Dahmen-Halle ihre Sitzungen abhalten, wenn auch aus organisatorischen Gründen nur während der letzten beiden Sessionswochen.

Trotzdem ist es dem Vorsitzenden Wolfgang Morsbach und Literat Hermann Lex wieder gelungen, für die Jubiläums-Sitzung am 24. Januar mit dem Siebengebirgsprinzenpaar Ralf II. und Marlene I. Spitzenkräfte zu verpflichten, die die Halle in ein närrisches Tollhaus verwandeln.