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Hunnenführer Attila mutiert zur Tanzelfe

Hunnenführer Attila mutiert zur Tanzelfe

Jeckes Linz macht seinem Ruf als südlichster Vorort "vun Kölle" alle Ehre - Petra I. fliegen in Königswinter die Herzen zu - "U-Team" zapft und kellnert in Dollendorf für kranke Kinder

Siebengebirge. Das Siebengebirge stand ganz im Zeichen des Fastelovends. Die Session ist kurz genug - also lasst sie uns auskosten, lautete die Devise bei den Karnevalssitzungen zwischen Königswinter und Linz.

Königswinter. (qg) Wenn der ganze Saal "steht" und begeistert Fähnchen geschwenkt werden, wenn Trommeln dröhnen und Strüßjer durch die Luft fliegen, dann kommt mit Sicherheit das Schönste, was eine Karnevalssitzung in Königswinter-Tal zu bieten hat: Altstadtprinzessin Petra I. (Backhaus) und ihre Musketiere.

Auch bei der Kostümsitzung der Großen Königswinterer KG wurde ihre Lieblichkeit von den närrischen Untertanen stürmisch empfangen. 600 bunt kostümierte Fastelovendsjecke verwandelten die CJD-Aula am Freitagabend in einen Bienenstock: Unter rot-weißen Regenschirmen, die von der Decke baumelten, wurde geschunkelt, gebützt, gesungen und geschwooft.

Für die tolle Stimmung sorgte nicht zuletzt das Programm mit Highlights, die jedes Narrenherz höher schlagen lassen: Vom Beueler Stadtsoldatencorps mit Stippeföttche und Kadettenmarsch über "Ne Weltenbummler" in der Bütt bis hin zum Tanzcorps seiner Tollität Luftflotte mit seinen "fliegenden" Mariechen.

Während Petra I. auf der Bühne noch Orden verlieh, hatte Guido Hoffmann einen Augenblick Zeit, mal tief durchzuatmen. Der Literat der GKKG hielt in einem kleinen Raum neben der Bühne die Fäden in der Hand: Er überwachte nicht nur den Zeitplan, schickte die Redner auf die Bühne und koordinierte den Einsatz der rund 40 vereinseigenen Helfer, sondern war auch Mädchen für alles, falls es mal irgendwo "brennen" sollte.

"Die Woche vor der Sitzung, der Abend selbst und auch der nächste Tag sind nur Stress", meinte Hoffmann, den nach eigener Aussage allerdings nichts mehr aus der Ruhe bringen könne. "Die jahrelange Erfahrung macht''s", lacht er - und braust ab zum nächsten Einsatz: einer streikenden Bon-Maschine.

Minuten später ist der Schaden behoben, Hoffmann linst wieder aus der Tür: Signal von Präsident Peter Giesen - der nächste Auftritt kann kommen. Auf der Bühne erscheint "Ne verdötschte Zauberer" alias Fred Bolz. Die Neuentdeckung von Literat Hoffmann erweist sich als Knüller: Mit schwebenden Eiern und seinem steifen Seil aus Indien zaubert sich der schrullige Magier aus Köln geradewegs in die Herzen des Publikums.

Niederdollendorf. (qg) Lecker Mädche, kölsche Leedcher und spannende Verzällche aus der Bütt: Bei ihrem Bunten Abend steht die kleinste Königswinterer KG, die Fidelen Ströpper aus Römlinghoven, den "Großen" in Nichts nach. Einziger Unterschied: "Bei uns geht es nicht so förmlich wie bei einer richtigen Sitzung zu, sondern eher etwas gemütlicher", meint Präsident Joachim Lischka.

Und da es sich eben um eine kleine Karnevalsgesellschaft handelt, marschierten anstatt eines kompletten Elferrats auch nur fünf gut gelaunte Senatoren Strüßjer werfend in den Saal ein. Sie wurden stürmisch begrüßt von Clowns, Vogelscheuchen und anderen lustig kostümierten Karnevalsjecken, die sich zuvor bereits zur Musik der "Sau Preußen" ordentlich warm geschunkelt hatten.

Nachdem die Stimmung durch die Gruppe "Schlabberlätz" aus Köln nochmals kräftig angeheizt worden war, stand der erste Höhepunkt des Abends auf dem Programm: Begeistert empfingen die Narren das Kinderprinzenpaar Thomas II. (Macion) und Elisabeth I. (Konieczny). Im Laufe des Abends gaben sich die gekrönten Häupter die Klinke in die Hand: Sowohl das Vinxeler Prinzenpaar Kalle I. und Helga I. als auch das Siebengebirgsprinzenpaar Ralf II. und Marlene I. machen den Ströppern ihre Aufwartung.

Dritte Tollität im Bunde: "Prinz Beukelaer I. von der Rolle" alias Berd Müller aus Beuel, der in die Bütt stieg. Auch bei "Ne komische Hellije" (Peter Kolb) blieb kein Auge trocken. Ein Heimspiel hatte Willi Armbröster, der als "Aushilfspostillon" Furore machte.

Für den Service sorgte das "U-Team": Die 13 Männer und Frauen schnippelten hunderte von Käsewürfeln, zapften Kölsch und servierten Cola. "Wir organisieren alles", sagt Teamchef Uwe Notzon. Selber verdienen tun die dienstbaren Geister nichts, der Reinerlös geht ohne Abzüge als Spende an krebskranke Kinder in der Bonner Kinderklinik.

Linz. (khd) "Tanze, hüppe, Leedcher singe, üwer Tisch un Bänke springe", war am Samstagabend das Motto im Hotel Weinstock. Die Große Linzer KG hatte zu ihrer Prunksitzung eingeladen und nicht nur die wenigen Kölner Kräfte belegten, dass die Bunte Stadt im Fastelovend der südlichste Vorort der Domstadt ist. Kaum hatten Abordnungen aller Corps Präsident Alfons Daub und Sitzungspräsident Wolli Klein samt Elferrat auf die Bühne begleitet, gingen schon alle Hände zum Himmel bei den "Kölsche Junge" vom Fanfarencorps TV 1882. Da hatte "Die Erdnuss" leichtes Spiel als Eisbrecher.

Und dann "jing att de Poss aff", denn Prinz Murmel I. zog mit dem Tambourcorps Ohlenberg in den Saal und versprühte "Frohsinn, Freude und Alaaf". Von Murmel-Winterschlaf keine Spur, als der "Linzer Bonsai-Prinz" vom Funkencorps Blau-Wiess bewies, dass er auch mit Tambourstab eine gute Figur abgibt. Das konnte man von seinem selbsternannten Kollegen "Prinz Beukelaer I." nicht sagen. Zwar noch aufnahmefähig nach neuen "Hefeteilchen" in schlanken Gefäßen rufend, war er zur Freude der Narren im Saal völlig "von der Rolle".

Die Begeisterung kannte keine Grenzen mehr, als die Tanzpaare der vier Linzer Traditionscorps ihren gemeinsamen Tanz vorführten. Bereits zuvor hatte das neu gegründete Damencorps der Blau-Wiessen Funken um Prinzessin Inge und ihre Ehrendamen Beate und Antonia mit seinem Murmel-Überraschungstanz in phantasievollen Kostümen die Jecken von den Stühlen gerissen. "Is datt en herrliche Stimmung" konnten da "De 2 Fründe" uss Kölle nur noch anerkennend feststellen, bevor sie im Saal "Ramba-Zamba-Kölsche-Samba"-Stimmung verbreiteten.

Wie jeck die Linzer sein können, stellten die Hunnen eindrucksvoll unter Beweis. Ganz entgegen ihrem martialischen Aussehen schwebte ausgerechnet ihr oberster Heerführer Attila als "hunnische Tanzelfe" im neckischen Kostümchen auf die Bühne. Im mythenreichen Land der "fussich Minsche" hatte er einen Lehrgang in irischen Tänzen belegt und seine Truppe anschließend so verzaubert, dass sich bei deren Tanzvortrag selbst Fred Astaire wie Rumpelstilzchen ausgemacht hätte. Und da war die superjeile Zick im Weinstock noch lange nicht zu Ende. Der Vorrat an Linzer Corps, die noch zum Zug kommen sollten, war bei weitem noch nicht erschöpft.

Thomasberg. (qg) Die Hexen waren auf ihrem Besen eingeflogen, dicke Hummeln summten von Tisch zu Tisch, ein Gepard strich geschmeidig um seinen Sitzplatz und Teufel und Piraten lieferten sich heiße Gefechte am Bierausschank - kurzum: Im Saal der Strücher KG in Thomasberg war am Samstagabend jede Menge los.

Da wirkte das ganze Regiment "Schlafmützen" eigentlich etwas fehl am Platz. Doch die Jecken in den rot-weiß-geringelten Hemden und Bommelmützen waren ganz und gar nicht "schlafmützig", sondern wie alle anderen "quietsch-fidel". Präsident Christoph Weinreis begrüßte zur großem Kostümsitzung der Strücher KG rund 250 Fastelovendsjecke, die sich zur Musik der "Hot Shots" schon ordentlich warm geschunkelt hatten.

Und das war auch gut so, denn das Programm startete gleich mit einem Höhepunkt: Prinz Günter I. und Prinzessin Helga I. (Metzen) zogen mit dem Elferrat, dem Damenkomitee und dem Tambourcorps Thomasberg in den Saal ein. Letztere stellen in dieser Session die Regimentskapelle der Bad Godesberger Stadtsoldaten und hatten daher zusätzlich das gesamte Corps mitgebracht. Auf der Bühne wurde es mächtig eng. Das Prinzenpaar nebst Gefolge wurde daher in die "Loge" abkommandiert und das Tambourcorps bezog neben der Bühne Aufstellung, damit die Stadtsoldaten genügend Platz fürs Stippeföttche hatten. Spitzenkräfte aus der Region sorgten dafür, dass bis Mitternacht der Bär steppte.