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Bezauberndes Lächeln und närrisches Blut

Bezauberndes Lächeln und närrisches Blut

Schon fast Familientradition: Jenny I. (Lanz) wird in der jubelnden Ennerthalle zur 56. LiKüRa-Prinzessin gekrönt - Alte Kameraden heizen den 320 Jecken gehörig ein

Küdinghoven. Gebannt hält der Saal inne. Der Lärmpegel sinkt. Wie in Zeitlupe schwenkt ein jeder erwartungsvoll sein Fähnchen. Ist sie schon da? Hälse recken sich Richtung Eingangstür. Die Feder des Schultheiß stößt, als würde sie von einer unsichtbaren Hand geführt, gegen den riesigen, über dem Elferrat schwebenden Namenszug Jenny I.

Sanft beginnt er zu schwingen. Von links nach rechts, in immer weiteren Bögen zieht er seine Kreise, und als sei dies der letzte dramatische Kniff, ist sie plötzlich da: Jenny I. (Lanz) hat die Ennerthalle betreten.

Die Untertanen der 56. LiKüRa-Prinzessin rasteten aus. Minuten vergehen, bis sie sich Strüssje werfend zur Bühne durchgekämpft hat. Adjutant Frank Hinterkeuser, 2. Vorsitzender der Großen Küdinghovener Karnevalsgesellschaft, stellt sie vor: "Heute wird ein Traum wahr. Seit frühester Kindheit bekam Jenny von Oma und Mutter erzählt, wie schön es ist, LiKüRa-Prinzessin zu sein. Nun folgt sie der Familientradition und wird selber gekrönt."

Ein kurzer Moment der Rührung im Saal, dann brandet frenetischer Applaus auf. Hinterkeuser ermahnt die am Bühnenrand versammelten Junggesellen zum Schweigen. Doch Jenny selber ist nicht aus der Ruhe zu bringen. Sie lächelt und setzt damit ihre stärkste Waffe ein: ein Lächeln, das bezaubert. Ein Blick, und augenblicklich schweigen die Junggesellen.

Ein letztes Mal wird die unter vielen Tränen kurz zuvor verabschiedete Prinzessin Simone I. (Nolden) von Wolfgang (Baloo) Klein auf die Bühne gerufen. Ihr steht als Vorgängerin die Ehre zu, Jenny zu krönen. Mit wenigen geschickten Griffen sitzt das kleine Krönchen fest auf Jennys Haupt. Gewissenhaft werfen ihre Paginen Kerstin Poppel und Jessica Spahn einen prüfenden Blick auf das Schmuckstück. Alles sitzt. Aus Jennys Lächeln wird ein Strahlen. Zaghaft deutet sie ein Kopfschütteln an. Nichts wackelt. Liküra hat ein neues Oberhaupt.

"Jenny ist eine Vollblutkarnevalistin wie sie im Buche steht. Eine bessere Wahl hätte nicht getroffen werden können", schwärmte Paul Klein, Vorsitzender des Festausschusses Liküra-Karneval, sichtlich gerührt nach der Krönung. Auch Bezirksvorsteher Wolfgang Hürter konnte seine Begeisterung nicht verbergen.

"Schöne Mädchen gehen uns in LiKüRa offensichtlich niemals aus", leitete er seine Begrüßungsworte ein. Auf den Punkt ihrer Regierungserklärung, in Sachen Toilette und Decke der Ennerthalle müsse endlich etwas geschehen, konnte Hürter umgehend eingehen. Man habe die Sache bereits an das Gebäudemanagement weitergegeben.

Neben der Sorge um den Zustand des "Liküra-Gürzenich" verlangte ihre Lieblichkeit nach einer engen Zusammenarbeit zwischen den Junggesellenvereinen und den Karnevalisten. Den Beamten des neuen Polizeipräsidiums Ramersdorf legte sie auf, die gesamte Session über Kamelle zu sammeln. Dem fleißigsten Ordnungshüter winke ein Karnevalsorden und ein Bützchen der Prinzessin. Mit Achim Unger, Präsident der Großen Küdinghovener KG, hat Jenny ganz eigene Pläne: Ab sofort fungiert er als Gleichstellungsbeauftragter in LiKüRa.

Ganz nach Punkt Eins ihrer Regierungserklärung - der Liküra-Prinzessin sei stets ein rauschender Empfang zu bereiten - feierte man noch bis spät in die Nacht zur Musik des Aggertal Swingtetts. Vor allem die Oberkasseler "Alten Kameraden" heizten den 320 Jecken gehörig ein. Kaum eine Miene verzogen sie bei ihren possierlichen Auftritten. Erstaunlich, wie unterhaltsam (vorgetäuschtes) Phlegma sein kein. Außer Rand und Band geriet der Saal bei Monica Fritzsches Büttenrede eines "Alten Tanzmariechens".

Strahlende Augen bekamen vor allem die weiblichen Gäste angesichts der haarigen Herrenbeine, die unter den Nonnenkutten der Schlussgruppe der KG Ramersdorf hervorlugten. Musikalisch brachten "De Vajabunde" und die Senatoren der KG Küdinghoven Schwung in die Halle.

"Jecke donn jern scherze, un han de Sonnesching im Herze" lautet Jennys Sessionsmotto. Angesichts ihres Lächelns dürfte am Ennert die Sonne bis Aschermittwoch nicht mehr untergehen.