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Bunt, närrisch und TÜV-geprüft

Bunt, närrisch und TÜV-geprüft

Beim Rosenmontagszug starten nur sorgfältig begutachtete Wagen - Damit das närrische Treiben nicht von Unfällen getrübt wird, schaut Ingolf Jehmlich genau hin

Bonn. Der Traktor macht einen Höllenlärm, und vor Abgasen sieht man kaum mehr etwas in der Wagenbauhalle im Haus des Karnevals. Doch es hilft nichts - erst einmal muss Platz geschaffen werden. Das heißt für Peter Braun, Rangieren was das Zeug hält. Der Wagenbauer hat die knifflige Aufgabe, die großen Festwagen in Reih und Glied aufzustellen. Denn es geht ans Eingemachte - der TÜV prüft die Rosenmontagszug-Gefährte auf ihre Sicherheit.

Zum ersten Mal haben Bonner Karnevalsgesellschaften die Möglichkeit, an einem zentralen Termin ihre Wagen in Tannenbusch begutachten zu lassen. "Der Zulauf ist nicht groß, nur drei externe Wagen sind angemeldet, dazu kommen noch drei von uns", sagt Thomas Bürgener vom Festausschuss. Die meisten Karnevalsvereine ließen ihre Gefährte eigenständig prüfen.

Oben auf dem Wagen der Bezirksvertretung Bonn steht Ingolf Jehmlich vom TÜV Rheinland und prüft, ob das Geländer auch hoch genug ist. "Einen Meter hoch muss es sein, damit niemand aus Versehen darüber fällt", sagt er.

Außerdem müsse der Wagen im Gleichgewicht und die Last gleichmäßig auf die Achsen verteilt sein. Schließlich ist das rot gestrichene Gefährt für zwölf Personen zugelassen. "Je mehr Leute auf einem Wagen mitfahren, desto größer ist das Risiko", weiß Jehmlich.

Unterdessen geht es in der Halle um Zentimeter. Nach vielem Hin und Her, Vor und Zurück ist auch endlich der über sieben Meter lange und zwei Meter breite Musikwagen aus der Halle manövriert. Doch erst prüft Jehmlich die von außerhalb gekommenen Wagen. Die Karnevalsfreunde Auerberg aus der Männerreih Gemütlichkeit sind mit ihrem kleinen Gespann da. In dieser Session geht es chinesisch zu. Schriftzeichen und ein großer Drache zieren den Wagen. "Da stecken rund sieben Samstage Arbeit drin", sagt Helmut Dielentheis, Wagenbauer im Verein. "Für euch gilt, keine steilen Gefälle fahren", weist Jehmlich die Karnevalsfreunde an. Doch im flachen Auerberg besteht diese Gefahr wohl nicht. Bremsen, Achsen und Reifen sind in Ordnung.

Seit zwei Jahren sind alle Karnevalsgesellschaften verpflichtet, ihre Wagen prüfen zu lassen. Anlass für die strengen Kontrollen war ein tödlicher Unfall beim Kölner Rosenmontagszug. "Damals ordnete der Regierungspräsident an, dass für alle Gefährte ein Prüfgutachten angefertigt werden muss", erklärt Jehmlich. Dieses wird nun von Jahr zu Jahr verlängert. Erst, wenn der TÜV "keine Bedenken gegen die Verkehrssicherheit beim Einsatz auf dem Karnevalszug" im Gutachten vermerkt, dann steht dem jecken Treiben nichts mehr im Weg.