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Die Nummerngirls tanzen nicht mehr

Die Nummerngirls tanzen nicht mehr

Die KG Narrenzunft zieht die Reißleine. Erst 290 Karten, davon 20 auf der Tribüne, hat sie für ihre Herrensitzung verkauft. 10 000 Euro Verlust droht dem Verein, wie Präsident Norbert Kolzem sagt.

Duisdorf. Die KG Narrenzunft zieht die Reißleine. Erst 290 Karten, davon 20 auf der Tribüne, hat sie für ihre Herrensitzung verkauft. 10 000 Euro Verlust droht dem Verein, wie Präsident Norbert Kolzem sagt. So steht nun fest: Die Sause am 13. November in der Schmitthalle fällt aus. Damit geht in Duisdorf eine jahrzehntealte Ära zu Ende.

"Für eine Kostendeckung hätten wir 650 Karten verkaufen müssen", sagt Kolzem. Doch die Männer ließen sich nicht locken. Auch nicht mit einem Top-Programm. Denn Blötschkopp Marc Metzger, die Tänzer der Kölner Rheinveilchen, Brings, die Räuber und viele mehr hatten schon zugesagt. "Jetzt müssen alle Verträge rückgängig gemacht werden", sagt Kolzem.

Die Herrensitzung20 Jahre lang hat der heute 85-jährige Toni Mai die Herrensitzung für den Turn- und Kraftsportverein Duisdorf geleitet - bis 1995, mit seinem Partner "Mattes" Rang, der vor zehn Jahren starb. In Spitzenzeiten kamen mehr als 1 000 Männer zu dem oft freizügigen Spektakel, dass in manchen Jahren sogar mehrfach in der Session stattfand.

1997 übernahm Nobert Kolzem von der KG Narrenzunft nach einem Jahr Pause die Moderation. Seit 2004 tanzen die Nummerngirls (sie hießen immer Vanessa) nicht mehr oben ohne, waren aber bis zuletzt noch im Bikini dabei. So wurde den Wünschen des Bunds Deutscher Karneval entsprochen. In diesem Jahre wäre es die 34. Herrensitzung gewesen.

Woran liegt es, dass die Sitzung nicht mehr so gut ankommt? "Im Vorjahr war es keine gute Sitzung", gibt Kolzem zu, der da noch moderiert hatte. Er sei zum einen gesundheitlich angeschlagen gewesen, und dann habe ihn noch Bauchredner Fred van Halen draufgesetzt. "Wir hatten ein Loch von einer Stunde. Da kam keine Stimmung mehr auf." In diesem Jahr wollte sich Kolzem von Josi Wild ablösen lassen, dem langjährigen Schultheiß und Literaten der Bonner Stadtsoldaten.

Doch Kolzem gibt auch dem Zustand der Schmitthalle ein wenig die Schuld. Voriges Jahr habe der Vorhang in Fetzen runtergehangen und musste repariert werden. Viele Narren hätten sich über den Zustand der Toiletten beklagt und sich den erneuten Kartenkauf vielleicht noch einmal überlegt. Die Narrenzunft zahle 1 020 Euro Miete pro Veranstaltung.

Monika Frömbgen vom Presseamt der Stadt sagt, dass sich beim Städtischen Gebäudemanagement bislang niemand über den Zustand von Toiletten und Umkleiden beklagt habe. "Es ist natürlich keine moderne Halle. Der bauliche Zustand ist gut, eine Sanierung derzeit nicht nötig." Über Mittel des Konjunkturpakets II werde demnächst eine zweite Fluchttreppe an der Tribüne gebaut.

Das Sitzungsprogramm hätte nach Angaben der Narrenzunft 17 000 Euro gekostet. Hinzu kommen rund 1 000 Euro für Gema-Gebühren und noch einmal 1 100 Euro für die Beschallung. Kolzem kann sich nicht vorstellen, mit der Veranstaltung noch einmal - wie früher - in den Januar zu wechseln.

Da seien die Spitzenkräfte nicht zu bekommen. Dem Präsidenten wird die Arbeit nun zuviel, "es gibt keinen Nachfolger". So wird es künftig keine Herrensitzung mehr geben. Das bedauert auch Urgestein Toni Mai, der "J.R. von Duisdorf". Er hatte die Sitzung ins Leben gerufen.

"Die Leute kamen damals aus München und von der Nordsee." Früher sei alles freizügiger gewesen. "Das sieht man jetzt überall im Fernsehen." So erinnert sich Mai noch an die 70er Jahre, als er eine Oben-ohne-Kapelle aus Kopenhagen anheuerte. Vor ihrem Sitzungsauftritt hatten die Damen auf Luftmatratzen in der Schmitthalle übernachtet. Toni Mai besucht selbst noch die Vorstellabende in Köln und geht zur Herrensitzung der Schwarz-Gelbe Jonge. "Dann habe ich vom Karneval genug."

Bereits gekaufte Karten werden zurückgenommen: Rufnummer (02 28) 64 98 39.