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Neu in Bonn und schon so richtig jeck

Neu in Bonn und schon so richtig jeck

In der City und im Regierungsviertel war schon morgens Feierabend - Im Wirtschaftsministerium regiert ein "Behörden Dreigestirn" - BfArM setzte Betäubungsmittelgesetz außer Kraft

Bonn. Während im Beueler Rathaus die "Wiever" die Herrschaft übernahmen, herrschten die Jecken auch in der Innenstadt und im Regierungsviertel - und das schon seit den frühen Morgenstunden: In sämtlichen Ämtern, Instituten und sonstigen Büros war an einen normalen Arbeitstag jedenfalls nicht zu denken.

Wie es sich im Rheinland gehört, wurden Kugelschreiber und Maus spätestens ab 11.11 Uhr beiseite gelegt und gegen das Kölschglas eingetauscht. Da blieb für so manches Amt nur die Frage, wie man die Neubonner unter den Kollegen in den rheinischen Fastelovend integrieren soll - schließlich lautet das diesjährige Motto: "Bonn bliev international - natürlich och em Karneval". So manche Behörde hatte sich da seine eigene Strategie überlegt:

Unter dem Motto "Integration und Missionierung" stand die Weiberfastnacht im Bundeswirtschaftsministerium. Hier feierten die Mitarbeiter dreier Bundesbehörden: das Bundesversicherungsamt, die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung und das Ministerium selbst. Versicherungsamt und Zentralstelle sind vor zweieinhalb Jahren aus Berlin und Frankfurt nach Bonn gezogen. "Wir wollen die Mitarbeiter zusammenführen und aus den Frankfurtern und Berlinern richtige Karnevalsjecke machen", sagte Otto Geilenkirchen lachend.

Der Sachbearbeiter des Ministeriums organisiert die Karnevalsfete schon seit über 20 Jahren mit. Iris Greuel und Cornelia Hanses - die beiden Frauen arbeiten für das Versicherungsamt - lobten die Berliner für ihre Integrationsbemühungen: "Die Berliner tun sich lange nicht so schwer mit dem rheinischen Karneval wie die Frankfurter", befanden die beiden Bonnerinnen schmunzelnd. Ihr Chef, der Präsident des Bundesversicherungsamtes, Rainer Daubenbüschel, ist froh, wieder in Bonn zu sein. "In Berlin war ich in der Diaspora. Ich komme aus Köln und habe das Karnevalsgefühl mit der Muttermilch aufgenommen", freute er sich und ergriff das Mikrofon zur Begrüßung der etwa 500 durstigen Narren.

Daubenbüschel, Helmut Westkamp von der Zentralstelle und Guido Peruzzo vom Ministerium bildeten dieses Jahr das "Behörden Dreigestirn". Letztes Jahr konnten Otto Geilenkirchen und seine Kollegen 2500 Mark an Party-Erlösen an die Bonner Kinderkrebsstation und das Hilfswerk "SOS Kinderdorf" spenden.

Bonner und Berliner feierten auch im "Reich der Pillen und Pülverchen" am Wieverfastelovend gemeinsam. Rund 400 Mitarbeiter von Rhein und Spree zeigten sich im Neubau des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unter dem Motto "Et kütt wie et kütt, et hätt noch immer jot jejange!" von ihrer närrischen Seite.

Dafür hatte Carola Lander, Leiterin der Bundesopiumstelle und waschechte Berlinerin, ausnahmsweise das Betäubungsmittelgesetz außer Kraft gesetzt, so dass das Kölsch ganz legal fließen konnte. Und der Berliner Vizepräsident des Instituts, Professor Tilmann Ott, fühlte sich im Kostüm richtig wohl - obwohl er es nach eigenen Aussagen noch vor einem Jahr nicht geglaubt hätte: "Wir Berliner sind ja lernfähig", versicherte Ott. "Noch zwei bis drei Jahre, dann bin ich Rheinländer."

Der Initiator der Karnevalsfeier im BfArM ist allerdings weder Rheinländer noch Berliner, sondern ein gebürtiger Österreicher: Etagendienstleiter Hermann Neuhaus organisierte zum dritten Mal den Fastelovend im BfArM mit buntem Unterhaltungsprogramm - diesmal mit dabei: Die Siebengebirgsperlen, die 1. Mondorfer KG "Blau-Weiß", die Flamenco-Tanzgruppe "Z 18", der Musikzug "Die Bergklänge" und natürlich Prinz und Bonna.

Für ihre Mühen, Bonner und Berliner zum Feiern zu bringen, wurden Institutspräsident Professor Harald Schweim und Verwaltungsleiterin und Obermöhn des BfArM, Birgitta Porz-Krämer, beim Besuch des Prinzenpaares mit dem Prinzenorden ausgezeichnet. Und Bonna Birgit I. erhielt den traditionellen BfArM-Orden mit wertvollen Pillen - alle mit Gütesiegel des BfArM und absolut nebenwirkungsfrei, wie Porz-Krämer versicherte. Das Sagen hatte allein Bonna Birgit I., ihrem Prinzen Willi III. hatte sie an Weiberfastnacht einen Mundschutz verpasst. So war es auch mit dem Bützen nix, das musste er an diesem Tag seinen Adjutanten überlassen.

Wann im Rheinland an Weiberfastnacht die Arbeit zu ruhen hat, wurde in der Beethovenhalle beim "After Job Special" nochmals klargestellt: Pünktlich um 11.11 Uhr öffneten sich die Tore, und zur Abwechslung war für viele Jecken auch hier schon morgens Feierabend. Wer ohne Kostüm erschien, konnte sich noch vor Ort kostenlos karnevalistisch schminken lassen.