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Jecke von überall und ein Kanzler aus Gummi

Jecke von überall und ein Kanzler aus Gummi

Gerhard Schröder sagte seinen Besuch kurzfristig ab - Staatsminister Hans-Martin Bury vertrat ihn beim Tollitäten-Empfang im Bonner Haus der Geschichte - "Kribbelköpp" kamen nicht hinein: "Missverständnis"

Bonn. Um 10.30 Uhr am Mittwoch war klar: Bundeskanzler Gerhard Schröder kommt nicht wie angekündigt zum Karnevalsempfang mit Tollitäten aus ganz Deutschland ins Haus der Geschichte. Die Kabinettssitzung mit Tagesordnungspunkten wie die Statistiken der Bundesanstalt für Arbeit und die bevorstehende USA-Reise Schröders "hat den geplanten früheren Aufbruch des Kanzlers nicht zugelassen", sagte Staatsminister Hans-Martin Bury. Der 35-jährige Kanzler-Vertreter war mit der "Challenger" zum Flughafen Köln-Bonn gedüst und per Helikopter an die Museumsmeile gebracht worden.

"D''r Kanzler kütt" stand auf dem großen Transparent im Foyer des Hauses der Geschichte. Eben nit. Und so manches Prinzenpaar konnte sich das fest eingeplante Erinnerungsfoto mit Schröder aus dem Kopf schlagen. Bury lächelte tapfer, doch als der Kanzler dann doch kam, lächelte er ein wenig gezwungen. Die Jecken aber lachten herzhaft, als plötzlich ein Mann mit Schröder-Maske in orangenem Frack und schwarzer Hose mitten ins Geschehen schritt, gönnerhaft die Hand zum Gruß hob - und genauso schnell wieder verschwand.

Die KG "Elferrat" aus Würzburg hatte die Gummimaske per Taxi aus der Bonner City kommen lassen, und Mitglied Burkard Pfrenzinger war mal kurz Bundeskanzler. "Wenn der nicht kommt, dann müssen wir eben selbst unseren Kanzler mitbringen", sagte er lachend.

Über 150 Karnevalisten waren mit ihren Tollitäten an die Museumsmeile gekommen, unter anderem Narren aus München, Nürnberg, Cottbus, Stuttgart und Berlin. Der Bonner Prinz Willi III. gab Bury einen Tipp für seinen "Chef" mit in die Bundeshauptstadt: "Der Kanzler-Bungalow ist ja noch frei, da soll er sich für die jecken Tage einquartieren. An Weiberfastnacht muss er die Regierungsverantwortung sowieso an seine Frau Doris übertragen!"

Im Programm sorgte Guido Cantz für Lacher, die Band "Kribbelköpp" jedoch musste vor der Türe bleiben. Laut Festausschuss-Präsident Horst Bachmann waren die Musiker zwar gebucht, aber nicht akkreditiert - es habe "Missverständnisse" gegeben. Das soll nächstes Jahr nicht mehr passieren.

Der Bonner CDU-Bundestagskandidat Stephan Eisel zu Schröders kurzfristiger Absage: "Eigentlich ist es nicht überraschend, denn im Moment hat er nun wirklich nichts zu lachen." Er werde sich dafür einsetzen, dass alle, "die Schröder in diesem Jahr nicht bützen mussten, Edmund Stoiber im nächsten Jahr bützen dürfen."