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Rathaussturm: Rainer I. und Victoria I. regieren in Bonn

Rathaussturm : Rainer I. und Victoria I. regieren in Bonn

Prinz und Bonna am Ziel ihrer Träume: Oberbürgermeister verteidigt das Rathaus mit allen Tricks - vergeblich.

Er hat alle Register seines schauspielerischen Könnens gezogen, doch am Ende stand er wieder mit leeren Händen da: Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hat innerhalb von nur vier Tagen zwei Rathäuser an die Narren verloren.

Am Donnerstag musste er Beuel opfern, gestern das Alte Rathaus. Prinz Rainer I. und Bonna Victoria I. hielten um 15.17 Uhr triumphierend den goldenen Schlüssel in Händen, und auf dem Rathausdach wehte die Prinzenfahne vor blauem Himmel. Die Jecken regieren jetzt bis Aschermittwoch.

Die Rathausverteidiger standen von Anfang an auf verlorenem Posten. Stadtsoldaten und Festausschuss hatten sich für den Rathaussturm Verstärkung organisiert. Die Drachenreiter aus Bremen, vielen Bonnern noch vom Festumzug beim Deutschlandfest bekannt, bildeten die erste Angriffswelle.

Und dann der zweite Schachzug: Black Jeck alias EU-Abgeordneter Axel Voss (CDU) und Red Devil alias SPD-Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber tauchten plötzlich als Magier auf und entzauberten die Strategie der städtischen Tintenkleckser. "Am Freitag haben wir den Wulff aus Schloss Bellevue verjagt, und heute ist der Nimptsch dran", rief Kelber lautstark über den Marktplatz. Und Voss zauberte: "SimsalaBonn, der OB muss jonn." Das Stadtoberhaupt entschwand.

30 Minuten später, als Stadtsoldaten-Kommandant Ralf Wolanski mit Kavallerie und Artillerie gemeinsam zum Angriff blies, stoppte ein unbekannter Stadtsoldat hoch zu Ross die Attacke. In der Uniform eines gemeinen Stadtsoldaten hatte sich der OB unerkannt in die Reihen des Corps geschlichen und versuchte mittels Wehrzersetzung die Schlagkraft der Angreifer zu unterwandern. Wolanski machte den Spion aber sofort ausfindig, schwatzte ihn schwindelig und befehligte den ehemals aufmüpfigen Kollegen in Reih und Glied.

Was dann folgte, sollte an die Rathauseroberung der Vorjahre erinnern. Aber der Sturm entpuppte sich als laues Lüftchen. Das lag vor allem an der fehlenden Tribüne, die aus Kostengründen erstmals von der Stadt eingespart wurde. Der Ersatz, ein 40 Zentimeter hohes Podest, eignete sich nicht für eine Eroberung und war nach Meinung vieler Beobachter überflüssig. Und so marschierte das Prinzenpaar über die Treppe auf den Balkon.

Die Dramaturgie des Zeremoniells war in diesem Jahr lebendig und abwechselungsreich. Aber leider verloren sich auf dem Marktplatz nur wenige hundert Zuschauer. Schade. Das mag an dem unbeständigen Wetter gelegen haben oder an der Konkurrenz in den Stadtbezirken: Gleichzeitig lief der LiKüRa-Zug in Beuel und der Bad Godesberger Zug. Und da auch das Podest vor dem Rathaus unerklärlicherweise nahezu leer war, lief die Inszenierung der Narren vor "halbleerem Haus".

Wenn sich heute der Rosenmontagszug um 12 Uhr in Höhe der Thomas-Mann-Straße in Gang setzt, werden die bönnschen Straßenränder sicherlich gut gefüllt sein. Darauf hofft auch SPD-Mann Ulrich Kelber: Er wird nämlich gemeinsam mit Stadtsoldaten-Koch Randolf Bunge auf der Gulschkanone fahren.