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Bürgersitzung der Bonner Ehrengarde: Space Girls und Klüngelköpp-Klone greifen zu ruut-wiessen Stääne

Bürgersitzung der Bonner Ehrengarde : Space Girls und Klüngelköpp-Klone greifen zu ruut-wiessen Stääne

Bläck Fööss, Klüngelköpp, Guido Cantz und vor allem viel Spaß am Feiern: Bei der Sitzung der Ehrengarde der Stadt Bonn am Samstag im Maritim war an allen Ecken und Enden die Feierlaune zu spüren. Dazu gab’s noch handfeste Stromspartipps. Ob die taugen?

Alles stand auf Rot: Sei es bei den Kostümen, dem Luftballonschmuck, den Uniformen, den Roten Funken aus Köln, dem barocken Anzug von Guido Cantz oder den Scheinwerfern, bei deren Licht defintiv jedes Handyfoto schummernd misslang. Die Ehrengarde der Stadt Bonn (ja, auch Weiß gehört zu den Vereinsfarben), ist zurück: Mit ihrer Bürgersitzung im Hotel Maritim.

Das Fazit zuerst: Alle hatten große Lust drauf – die Garde, ihr Elferrat, die Tänzer, Redner und Bands. Und vor allem die jecken 1750 Gäste am Samstag. Coronamüde ob der langen Pause. Blabla, eine Binsenweisheit? Vielleicht, aber wirklich so: Alle waren von Anfang an völlig ausgelassen.

Zu spüren war, dass es den Akteuren genauso erging. So sprang bei den Klüngelköpp nicht nur ein Funke über. Mit Pauken und ohne Trompeten: Das Trommelquintett zu „Bella Ciao“ traf über die Magengrube mitten ins Herz. So wie auch der neueste Hit „Niemols ohne Alaaf“ der 2003 gegründeten Band, der harmlos im Schunkelmodus beginnt und dann zur treibenden Samba an der sonnendurchfluteten Copacabana abdriftet. Kein Gastspiel ohne die „Stääne“, zu denen Frontmann Frank Reudenbach spontan alle Pänz im Saal mit auf die Bühne bat, die dann ehrfurchtsvoll, aber glücklich sich zwischen die beiden Gitarristen stellten.

Die weiß behemdeten Musiker mit Hosenträger und Käppi zeigen sich seit Jahren konsequent im 20er-Jahre-Look und haben ihn angesichts von TV-Serien wie „Babylon Berlin“ und „Das Haus der Träume“ nun für den Fastelovend salonfähig gemacht: An den Tischreihen wimmelte es nur so von coolen Klüngelköpp-Klonen.

Auffälliger waren da nur die fünf Aliens aus Wachtberg und Bad Godesberg in ihren glitzernden Paillettenkleidern und High Heels. Im Schlepptau hatten sie einen einzelnen Nasa-Astronauten. „Das macht hier Spaß nach so langer Zeit“, sagte Britta Dick. Petra Janßen blickte derweil immer wieder zum Elferrat: Ob ihr Mann Torsten wohl eine gute Figur macht? Dann kam die nächste Runde Radler und Kölsch. Nach der Party flogen die Space Girls zum Ausnüchtern an die Milchstraße.

Vorher erlebten sie noch die Altersweisheiten von Guido Cantz. Sein Algorithmus bei Spotify schlage ihm mittlerweile schon Titel von Hansi Hinterseer und den Amigos vor. „Ich muss gestehen, ich finde es gar nicht mal so schlecht“, meinte er und sinnierte weiter über die Vergänglichkeit: „Neulich an der Supermarktkasse: ‚Sammeln Sie Punkte‘ – ‚Nein, das sind Altersflecken‘.“ Cantz fragte sich angesichts politischer Korrektheit, was ein Redner im Karneval überhaupt noch sagen dürfe. Das hier zum Beispiel?: „Am Urimat an der Autobahnraststätte meldet sich auf einmal das Handy in der Hosentasche: ‚Ihr Position ist ungenau‘. Schlimmer wäre nur, wenn die Stimme noch sagt, ‚Ihre Route wird berechnet‘.“

 Hübsch, auch die Kostüme: Die fünf Alien-Freundinnen sind mit dem Raumschiff angereist.
Hübsch, auch die Kostüme: Die fünf Alien-Freundinnen sind mit dem Raumschiff angereist. Foto: Benjamin Westhoff

Den Weg ins Maritim fand dann auch die Fauth Dance Company. Ums Wohlergehen der Mädels in ihren roten Röcken samt schwarzer Tops mit weißen Punkten kümmerte sich Sitzungspräsident Holger Willcke persönlich. Nach den ersten energiegeladenen Tänzen zwischen „Schwing ding Fott“ und „Ich will danze“ kontrollierte er den Puls von Sarah und wunderte sich, wie schnell der wieder runtergekommen war. „Ist geschmeidig“, meinte die Tänzerin nach einem Schluck Wasser und machte mit den anderen 13 schnell weiter, und zwar „sulang die Botz noch hält“.

Druckluft machte Dampf, nicht nur beim eigenen Song „Moment“, sondern auch bei vielen bekannten Stücken im Big-Band-Sound made in Beuel, wo die Truppe ihren Ursprung hat. „I like to move it“ und „I love you Baby“ heißen die Songs, bei denen Nicht-Mitsingen sich fast schon verbietet. Es leuchteten bunt die Trommelröhren, die der Drummer zum Beat von „Salva Mea“ (Faithless) mit schwarzen Flip-Flops bearbeitete.

Rot-Weiße legen tolle Tänze hin

Ehrengarden-Kommandant Thomas Janicke ist stolz auf seine Truppe, macht sich angesichts des schon ab vier Jahren tanzenden Nachwuchses keine Sorgen. Auch nicht um den 1. FC, denn als Kinderprinz Lewis I. – mit seiner kleinen Bonna Mia I. auch im Rampenlicht – jüngst im Stadion war: „Da gewannen die Kölner gegen Bremen 7:1“, so Janicke. Aller Altersklassen der Rot-Weißen legten tolle Tänze hin. Marie Franziska Suhr flog, wie sich das gehört, durch die Luft. Zum letzten Mal geschmissen von ihrem Tanzoffizier Patrick Reichelt.

Eine Überraschung vor den Bläck Fööss war der Einzug von Judith Gerwing mit ihren Roten Funken aus Köln. Sie ist seit sieben Jahren Marie, war in der Zeit nie krank und bereits viermal beste Marie der Domstadt. Und zudem Tochter von Elferratsführer Klaus Gerwing, der sich über einen der letzten Tänze der 31-Jährigen freute. Denn die Marie beendet in dieser Session ihre Tanzkarriere. Vielleicht steigt sie später ja noch – rubbedidupp – bei der Bonner Ehrengarde mit ein?