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"Wir sind unausrottbar"

"Wir sind unausrottbar"

Verkehrspolizisten gründeten vor 55 Jahren trotz anfänglicher Bedenken des Präsidenten die Gesellschaft Wiesse Müüs - Eintritt zur ersten Sitzung kostete 3,50 Mark

Bonn. Die Bedenken ihres obersten Chefs waren zunächst groß. "Der Dienst kann unter den Aktivitäten der Beamten leiden", befürchtete Polizeipräsident Karl Wale, nachdem Verkehrspolizisten 1951 eine öffentliche Sitzung auf die Beine gestellt und die Wiesse Müüs aus der Taufe gehoben hatten. Die Fahrer der Motorradstaffel, die Staatsgäste durch Bonn eskortierten, waren Rheinländer, und so war es nicht verwunderlich, dass sie auch im Karneval aktiv wurden.

Heute, fünf mal elf Jahre später, haben die Mäuse 300 Mitglieder; darunter 15 aktive und 30 pensionierte Polizisten. Die Gesellschaft gehört zu den vier großen in Bonn. "Wir sind unausrottbar", sagt eine Muus.

Erster Büttredner im Endenicher Saal Krause, dessen Bühne mit einer weißen Maus, die auf einem Motorrad saß, dekoriert war, war 1951 Verkehrspolizist Heinz Rech als Iwan. Die Eintrittspreise für die Sitzung lagen bei 3,50 Mark, Polizisten bezahlten eine Mark weniger. Die Veranstaltung war ein Erfolg - und sie zerstörte alle Bedenken des Polizeipräsidenten. In den Annalen ist zu lesen, dass Wale im Jahr drauf so begeistert von der Sitzung war, dass er sie erst um 4 Uhr morgens verließ.

Erster Präsident des Gesellschaft war Willi Dederichs, erster Vorsitzender Franz Görtz. Als der Präsident 1955 die Wiesse Müüs in Karnevalsclub Narhalla ändern wollte, folgte ein Sturm der Entrüstung. Und die Ablösung Dederichs. Nachfolger wurde Jupp Mathieu. 1957 rollten die Mäuse zum ersten Mal mit einem Mottowagen im Rosenmontagszug; 1960 fand die Narrensitzung erstmals in der Beethovenhalle statt - unter anderem mit den Mainzer Hofsängern.

Zwei Jahre später wurde Wilfried Hemes Vorsitzender. Unter seiner Führung erlebte die Gesellschaft einen weiteren Aufschwung. Präsident Josi Thiebes gab sein Amt 1981 an Franz-Josef Morath ab. "Lotse" Hemes ging 1984 von Bord. Mit seinem Nachfolger Joachim Zimmermann trat wieder eine echte Maus an die Spitze. 1990 rückte Wilfried Toussaint als 1. Vorsitzender an die Spitze; mit Brigitte Walbroel die erste Frau in der Geschichte in den Vorstand. Seit April 2004 hat Horst Arnold den Vorsitz. Präsident ist Hans-Peter Hausmann.

Mit drei Prunkwagen im Rosenmontagszug stellen die Weißen Mäuse die größte Gruppe bei den Karnevalswagen. Neben der Prunksitzung veranstalten sie Mädchen- und Herrensitzungen, Empfänge und Feiern. Sechs Mal stellte die Gesellschaft bisher das Prinzenpaar, und in dieser Session schwingt Maus Rico I. als Prinz das Bonner Narrenzepter.

Für die Prunksitzung am 18. Februar meldet Arnold schon längst: ausverkauft. Wie früher die Ehreneskorte vor dem Staatsgast fuhr, wollen die Müüs im Karneval vorangehen - und natürlich auch das Motto "Bonn bützt die Welt" im Jubiläumsjahr strengstens befolgen.