1. Narren-News
  2. Bonn

Der Kommandant tanzt im rot-weißen Tutu

Der Kommandant tanzt im rot-weißen Tutu

Walter Hirschmann wagt bei der Sitzung der Bonner Ehrengarde ein Tänzchen - Die Akteure reißen das Publikum mit kölschen Schlagern und geschliffenen Reden mit

Bonn. Staatse Garden, kölsche Evergreens und Redner vom alten Schlag: Die Ehrengarde der Stadt Bonn setzte bei ihrer Bürgersitzung am Samstagabend in der Beethovenhalle ganz auf Tradition und fuhr gut damit. Gleich zu Beginn zeigten die Rot-Weißen ausgiebig, was sie zu bieten haben.

Einfach süß, wie die Minis der Cadetten in Uniform mehr oder weniger passend zum Takt umherstapften. Kinderprinz und Kinderbonna grüßten die Jecken. Das Tanzpaar Michaela Grein und Michael Christmann wirbelte übers Parkett. Als der gesamte Rest der Garde im Rampenlicht stand, wurde es auf der riesigen Bühne eng.

"Ich bin stolz auf die Truppe", sagte Kommandant Walter Hirschmann und freute sich besonders über den Nachwuchs bei der Jugend. Teils melancholische Töne schlug Clowntrompeter Bruce Kapusta an. "Oh, mein Papa" und "Do bes ming Stadt" brachten die Gäste in der praktisch ausverkauften Halle ins Schwelgen.

Die gute Stimmung vom Anfang hielt sich bis zum Schluss, was nicht zuletzt den Akteuren zu verdanken war, die Schultheiß Dieter Beutel ansagte. Et Fussich Julche riss mit ihren Gassenhauern wie "Mir sin kölsche Mädcher" alle mit. Die Kalauer übersetzten Schlager etwa ins Hochdeutsche, als der Hans-Albers-Parodist sang: "Meine erste Dirn, das war die Meiers Käthe."

Aus der "verbotenen Stadt Düsseldorf" kam Wolfgang Reich, der nicht ganz ernst gemeinte Pfiffe konterte: "Wissen Sie, wie meine Enkel gebuht haben, als ich denen sagte, dass ich heute in der Provinz auftrete?" Im Trend bei den Kostümen sind zurzeit wandelnde Fußballrasen, als Hut ein Ball auf dem Kopf.

Mozart erschien gleich mehrfach - mit schlohweißem Perückenhaar. Ein Jeck widerstand dem Schlankheitswahn und zog sich eine aufblasbare zweite Haut an. Dieses eher laxe Figurbewusstsein hat sich bis in den Märchenwald noch nicht rumgesprochen, wie et Rumpelstilzchen wusste.

"Wer schreitet zum Kühlschrank des Nachts noch so spät? Et es et Rapunzel, et mäht Diät." Auf den Schlankheitswahn pfiff auch Bonna Ina I., als sie Kommandant Hirschmann ein rot-weißes Tutu verpasste. "Du kannst wirklich alles tragen. Hinten trägt's ein bisschen auf. Das kenne ich, aber dat mäht nix."

In die Abteilung richtige Tänze passte eher der Auftritt der Blauen Funken, deren Spielmannszug mit zackigen Trommelschlägen rheinische Potpourris spielte. Ein Rot-Weißer versuchte, in der blau-weißen Reihe Schritt zu halten.

Das gelang nicht immer, brachte ihm aber ordentlichen Applaus ein. Um 22 Uhr verließen die Kölner zerknirscht die Bühne. "Wir haben ein Problem. Wir müssen jetzt nach Düsseldorf. Das ist Schicksal", so der Kommandant.

Noch ein Höhepunkt folgte, als die Rheinveilchen gewagte Hebefiguren zeigten. "Kleine Mädchen müssen früher schlafen gehen", sangen die Räuber. Ans Bett dachte bei der tollen Sitzung aber wohl kaum jemand. Alle feierten bis spät in die Nacht.