1. Narren-News
  2. Sieg&Rhein

Ein Streifzug durch das närrische Wochenende: Jecke können aus dem Vollen schöpfen

Ein Streifzug durch das närrische Wochenende : Jecke können aus dem Vollen schöpfen

So allmählich sollte auch der letzte Jeck die Weihnachtsdeko gegen Pappnase und Hütchen getauscht haben: Am Wochenende erwartete die Narren in der Region volles Programm.

SIEGBURG/ZANGE. Los ging es am Freitagnachmittag auf der Siegburger Zange. Die Bürgergemeinschaft Siegburg-Zange, die Erste Hornpötter Hunnenhorde und die Schützenbruderschaft Sankt Servatius freuten sich über eine voll besetzte Aula im Berufskolleg, in der fesche Matrosen ebenso begeistert feierten wie wilde Piraten und süße Käferchen.

Mit ihren allerjüngsten Kräften begeisterten die Siegburger Funken Blau-Weiß das Publikum, bevor der "Tuppes vom Land" zum Mikro griff und einen launischen Jahresrückblick gab. Christian Wulff nahm er von seinen Witzen ausdrücklich aus, der sei ja schließlich mit seiner Bettina genug gestraft gewesen.

Der Kracher der Sitzung kam aus den eigenen Reihen: Extra für den Spaß auf der Zange hatten sich die "Amazonen vom Hoornpott" gegründet. Ein gutes Dutzend Zanger Damen - mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren - ließ sich von Anne Hillesheim "trainieren" und bot dann bei der Sitzung eine nostalgische Turnstunde, die die Lachmuskeln des Publikums strapazierte.

SIEGBURG. Am Abend füllten die Gäste der Siegburger Ehrengarde das Schützenhaus. Als Novum im Sitzungskarneval sorgte das Gesangsduo "De Knollis" für die Einstimmung der Narren, die entsprechend "aufgewärmt" die Ehrengarde und das Kinder- und Jugendtanzcorps empfingen.

Natürlich ließen sich auch das Siegburger Kinderprinzenpaar, Prinz Marc I. und Prinzessin Janine I. blicken, später am Abend kamen die "großen" Tollitäten der Kreisstadt, Prinz Rafael I. und Siegburgia Daniela I. vorbei und forderten die Jecken - genau wie Bürgermeister Franz Huhn - auf, die kurze Session umso kräftiger zu feiern.

Das wurde den Karnevalsfreunden leicht gemacht: bewährte Kräfte wie die Rockband "Jot Drop", das Seniorentanzcorps der Husaren Schwarz-Weiß und, die Musikgruppen "Altreucher" und "Fidele Kölsche" heizten ebenso ein wie die "Dorfgrenadiere Birkenfeld", ein Männerballett aus Neunkirchen.

SIEGBURG. Samstagmittag konnten die Feierfreudigen dann Frischluft tanken - mit den Siegburger Funken Blau-Weiß. Gefeiert wurde unter einem "Funkenhimmel in Blau-Weiß", so der Sprecher der größten und ältesten Siegburger Karnevalsgesellschaft, Klaus Stock: In voller Besetzung, und das heißt mit mehr als 250 Männern, Frauen und Kindern marschierten die Funken auf und eröffneten mit Musik und Tanz vor der Galeria Kaufhof den Siegburger Straßenkarneval.

"Wie in jedem Jahr gehen wir mit den Sammelbüchsen durch die Fußgängerzone, wie immer geht das Geld an einen guten Zwecke", sagte Funken-Präsident Ferdi Büchel, der sich ausdrücklich für die Unterstützung durch das Café Bonjour, das Baum- und Apfelkuchen sowie Glühwein, Kakao, Kaffee und Kölsch für die Abgabe gegen eine Spende gestiftet hatte, bedankte.

Detlev Damböck, Filialgeschäfsleiter der Galeria Kaufhof, erhielt ebenfalls als Dank den aktuellen Orden der KG, auf dem die neu entstandene Lagerhalle der Funken verewigt ist. Unterstützung bekamen die Blau-Weißen zudem von den Siegburger Tollitäten: Prinz Rafael I. und Daniela I. erschienen nebst Gefolge ebenso wie das Kinderprinzenpaar.

HENNEF-SÖVEN. In Hennef-Söven wurden ebenfalls am Samstag die Nachwuchs-Tollitäten proklamiert: Hannah I. (Schröder) und Luca I. (Seiffert) regieren ab sofort die Nachwuchsnarren dort. Das bereits 53. Kinderprinzenpaar des Sövener Karnevals-Clubs besucht gemeinsam die vierte Klasse der Gemeinschaftsgrundschule Obergemeinde - und beide möchten gerne später einmal zur Polizei.

SIEGBURG. Abends dann war erneut das Siegburger Schützenhaus Ort des jecken Geschehens: Auf dem Programm der Karnevalsgesellschaft "Die Tönnisberger" stand eine ganz besondere Ehrung. "Deä Müllmann - deä Mann mött die Tonn" alias Frank Bühler erhielt den KG-Rheinlandorden "Das Goldene Herz 2013". "Diese Auszeichnung bekommen nur besonders sozial engagierte Karnevalisten", betonte KG-Präsident Hans-Willy Caspers.

Für die von einem Siegburger Juwelier handgefertigte Ehrung ist der Niederrheiner wahrlich prädestiniert: Mehr als 20 Jahre lang stiftete der Niederrheiner jeden Pfennig und später jeden Cent seines Bühnenhonorars für einen guten Zweck. "Ob Armen-Apotheke in Litauen oder Kinderheim in Rumänien - sie alle wurden bedacht. Das ist mehr als eine Auszeichnung wert", sagte Bürgermeister Franz Huhn bei der feierlichen Ordensverleihung.

Vom Müllmann gab es neben einer launigen Rede auch etwas: Eine kleine weiße Mülltonne, sein Markenzeichen, ziert demnächst wahrscheinlich den Schreibtisch des Ersten Bürgers der Stadt. "Solche weißen Mülltonnen habt ihr auch bald", verriet deä Müllmann den rund 200 Gästen: "Die sind für Schnee und werden nur einmal im Jahr, im Juli, geleert."

SANKT AUGUSTIN. In Sankt Augustin wehrte sich gestern Vormittag Bürgermeister Klaus Schumacher gegen die Übermacht der Jecken und die Eroberung des Hauses der Nachbarschaft. Aber gegen den Präsidenten der Ehrengarde Sankt Augustin-Hangelar, Norbert Ahlert, und die versammelte Narrenschar rund um die Gelb-Grünen hatte er keine Chance.

Dabei kam Schumacher sogar im Fliegerdress mit Sturmhaube und Pilotenbrille auf den Udetplatz und stellte sich als Flieger-Legende Fritz Pullig vor. "Vom Himmel ich bisher gesehen, das Treiben hier am Platz. Doch jetzt bläst man mit Sturmgebrüll - zur großen Flugplatzhatz", beklagte er und bat die Ehrengardisten um Unterstützung: "Denn Frohsinn, Laster, Narrentum - kann ich noch nicht nach streben. Erst muss der Platz geschützt, bewahrt vor allem Unbill sein." Sogar die Einrichtung eines Fritz-Pullig-Flugplatz-Museums im Haus der Nachbarschaft regte er an.

Doch Ahlert ließ sich darauf nicht ein, schließlich soll das Gebäude bis Aschermittwoch ausschließlich das Hangelarer "Haus des Karnevals" sein. Er bot Pullig alias Schmuacher aber ein Tauschgeschäft an: Er rückt das Haus der Nachbarschaft heraus und bekommt dafür den "Schutz der Garden Augustinus" für den Flugplatz.

"Wir stützen dich bei deinem Plan und werden auch nicht wanken. Gemeinsam steh'n zum Flugplatz hier - und feiern dann und wann. Drum stoße jetzt die Türen auf, und du bist unser Mann." Wer hätte bei diesem Angebot widerstehen können?