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"Ich bin das ganze Jahr über gut drauf"

"Ich bin das ganze Jahr über gut drauf"

Obernarr Hans Dieter Palm spricht über gute Laune - inner- und außerhalb der tollen Tage - Als Standesbeamter würzte er seine Trauansprachen mit viel Humor

Witterschlick. Der pensionierte Standesbeamte aus Witterschlick war 15 Jahre lang Deutschlandpräsident der Föderation Europäischer Narren (FEN) - einem Zusammenschluss von knapp 800 Karnevalsvereinen. In den Jahren 1978 und 1979 regierten er und seine Frau Hannelore in Folge den Alfterer Ton-Ort. Kurz vor dem Höhepunkt der jecken Session im Rheinland sprach er mit Margit Warken.

General-Anzeiger: Es ist zwar noch recht früh am Tag, aber dennoch: Haben Sie zurzeit viel zu lachen?

Hans Dieter Palm: Klar. Ich versuche, aus jeder Situation an jedem Tag das Positive herauszuholen. Zurzeit muss ich leider nach einer komplizierten Knieoperation häufig zur Krankengymnastik. Obwohl diese Besuche und die Behandlung häufig nicht so schön sind, scherze ich dabei gerne mit meinen Therapeuten. Das habe ich auch eben noch gemacht.

GA: Sie sind also wirklich ein fröhlicher Mensch?

Palm: Diese Frage kann ich ruhigen Gewissens bejahen, das hat aber bei mir nichts mit gespielter Fröhlichkeit zu tun, es ist einfach mein Naturell. Darum hat auch der Elfte im Elften für mich keine besondere Bedeutung. Ich beschränke meine gute Laune nicht auf die fünfte Jahreszeit. Das machen eher die Zwangskarnevalisten. Ich bin das ganze Jahr über gut drauf.

GA: Galt das auch für ihren Beruf im Standesamt?

Palm: Ja, durchaus. Ich habe meine Trauansprachen immer mit Humor gewürzt. Auf diese Weise habe ich den zukünftigen Ehepaaren ihre Nervosität genommen.

GA: Und was heißt für Sie "jeck sein"?

Palm: Darüber gibt es ja bekanntlich verschiedene Auffassungen. Für mich bedeutet es auf jeden Fall nicht, einfach nur an der Theke zu sitzen und alkoholische Getränke zu inhalieren. Mir macht es aber Spaß, mich zu verkleiden und mich in eine andere Figur zu verwandeln.

GA: Wie wird man eigentlich Deutschlandpräsident der FEN?

Palm: Das läuft ähnlich wie bei einem politischen Posten. Die Delegierten haben mich damals vorgeschlagen und anschließend durch eine Wahl im Amt bestätigt. Natürlich müssen zuvor die eigenen Leistungen anerkannt werden.

GA: Also eine ernste Sache?

Palm: Ja, auf jeden Fall. Erst recht, wenn es mehrere Kandidaten gibt.

GA: Was waren ihre Aufgaben?

Palm: Zum einen habe ich mich um die Verwaltung des Verbandes gekümmert. Zum anderen musste ich die verschiedenen Mentalitäten der Karnevalisten in Deutschland und Europa unter einen Hut bringen. Dazu bin ich auch oft ins Ausland gereist, um die Kontakte mit den einzelnen Mitgliedsvereinen zu pflegen.

GA: Was zeichnet denn die verschiedenen Mentalitäten der Jecken aus?

Palm: Unterschiede zeigen sich nicht nur bei den Charakteren der Menschen, sondern im Karneval auch bei den jeweiligen Feierlichkeiten. So werden in Bayern bei den Veranstaltungen vor allem Gardetänze und Tanzvorführungen der Tollitäten gezeigt. Im Rheinland hingegen geht nichts ohne Büttenreden - und die gibt es im Süden der Republik wiederum gar nicht. Im badischen Raum hingegen gestalten die Hästrager, das sind Träger von Holzmasken, und Gugga-Musiker die Karnevalsveranstaltungen.

GA: Das klingt nach harter Integrationsarbeit. Das war bestimmt sehr zeitaufwändig?

Palm: Ja, das stimmt. Dafür ist schon eine erhebliche Portion Idealismus nötig. Aber es macht auch Spaß, Karnevalisten in Salzburg, Brüssel oder Metz zu besuchen.

GA: Und was haben Sie sich für diese Session vorgenommen?

Palm: Eigentlich nichts anderes als in den vergangenen Jahren auch. Schließlich hatte ich als Funktionär die ruhigste Zeit während der Karnevalstage selbst. Die habe ich immer der Familie gewidmet, und so wird es auch in diesem Jahr sein.