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Zwölf Männer, ein Fass und jede Menge Ideen

Zwölf Männer, ein Fass und jede Menge Ideen

Die Landstürmer proben für ihre legendären Sitzungen im Januar - Bei Kölsch und Mettbrötchen geht es deftig zu, aber auch überraschend diszipliniert - Frauen bleiben draußen

Rheinbach. Willi Schneider ist der Herr des Fasses. So, wie er auf seinem Stuhl in einem braun getäfelten Kellerraum seines Hauses sitzt, eine Stange Kölsch in der Rechten, ein Mettbrötchen in der Linken, wirkt er gelassen, beinahe schon in sich gekehrt.

Der Eindruck täuscht. Schneider hat die beiden zusammengestellten Bürotische, auf denen unter anderem Arbeitspapiere, Brötchen und ein Klumpen Mett herumliegen, genau im Blick. Und sobald einer der Männer, die um den Tisch herum im Kreis sitzen, ein leeres Glas abstellt, schlägt er zu: "Noch ein Kölsch?"

Verdursten wird niemand an diesem Abend, an dem die zwölf Landstürmer den Ablauf ihrer legendären drei Sitzungen besprechen, die Ende Januar mit Sicherheit wieder die Stadthalle füllen werden. Und verhungern wird auch keiner. Die Herren mögen es deftig, ohne Schnickschnack. Pappteller tun es, dazu ein Messer sowie Brötchen, Käse, Fleischwurst und Mett, von dem sich jeder nimmt.

Essen ist Nebensache, es geht um die Sitzung. Die Karten sind da, per Zufallsgenerator erhält jeder Landstürmer ein gewisses Kontingent, verteilt auf verschiedene Tische im Saal. Wer wo, das ist aus einem Übersichtsplan ersichtlich, den die Karnevalisten unter die Lupe nehmen. Es geht darum, untereinander zu tauschen, damit die Gäste möglichst so zusammensitzen, wie sie es sich wünschen.

Überhaupt: Die Landstürmer sind witzig (das mit Sicherheit), sie sind vielleicht auch mal spontan (bei den Proben sowieso, bei den Aufführungen wohl auch), aber sie sind außerdem hervorragend organisiert. Peter Eich hat einen Arbeitszettel mitgebracht, mit der bislang festgelegten Abfolge der Nummern. Den gehen die Männer nun durch, denn es gilt, unter dem Motto "Tatort Rheinbach - Soko Landsturm ermittelt" einen Spannungsbogen aufzubauen, wie Eich erklärt.

Der wird von Miss Marple bis zu schwarzen Sado-Maso-Gummihosen reichen. Die richtige Mischung aus Slapstick und Musiknummern ist außerdem wichtig, "so dass es kurzweilig ist". Darüber hinaus muss die Abfolge praktikabel sein. Und das wäre sie beispielsweise nicht, wenn einer der Akteure in drei Nummern nacheinander drei unterschiedliche Figuren in drei verschiedenen Kostümen verkörpern müsste.

Die Männer diskutieren. "Ich kläv an der Nummer, die ist jud", befindet Josef Pick, und Fred Paral beschwichtigt: "Dann müssen wir daran arbeiten." Peter Eich hat einen Vorschlag: "Wenn wir das komprimieren, dann geht`s", sagt er und handelt sich umgehend einen Kommentar von Willi Schneider ein, der wie die meisten Anwesenden in dem Raum voller Landsturm-Karikaturen, Landsturm-Fotos und Landsturm-Akten breites Rheinisch spricht: "Komprimieren! Dat sind alles studierte Leute hier!"

Sekunden später geht es um etwas anderes. Klamotten. Eich informiert, dass Willi Schneider und Willi Mertens Kostüme kaufen fahren. Wünsche müssen also angemeldet werden. Thomas Zimmer hat einen Tipp aus einer Nachbarkommune. Die Rheinbacher betrachten sie gerne voller Arroganz, aber manchmal scheint sie auch etwas zu bieten zu haben: "In Meckenheim gab es neulich Rollis für fünf Euro das Stück."

Mal geht es laut zu bei den Männern vom Rheinbacher Landsturm, mal wird gestritten, mal gelacht. Aber eines vergessen die Karnevalisten nie: ihr Ziel. Diven, die Streicheleinheiten für ihre Eitelkeit brauchen und dabei an der Sache vorbei reden, leisten sie sich nicht. Und auch etwas anderes wird sich wohl in absehbarer Zeit nicht ändern: Nur Männer dürfen mitmachen.

"Sonst wäre es mit dem Landsturm in zwei Jahren vorbei", glaubt Willi Schneider. Allein die Belegung der Zimmer bei der jährlichen Fahrt nach Köln wäre ein Riesenproblem, gibt Paral zu bedenken. Josef Pick holt Luft, als wolle er etwas sagen. Er schweigt jedoch, bis sich das Tohuwabohu um ihn herum gelegt hat. "Wir hatten ein Joint Venture geplant", sagt der Mann vom Landsturm dann. "Mit den Landfrauen, aber die wollten nicht."

Vereinzelt gibt es noch Karten für die Sitzung am Sonntag, 30. Januar.