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Auf den Narrenbühnen haben die Weiber das Sagen

Auf den Narrenbühnen haben die Weiber das Sagen

Die Damenkomitees in den Stadtbezirken Bonn und Hardtberg bieten tolle Sitzungen - Wieverfastelovend im Malteser Krankenhaus und in der Realschule Medinghoven

Dransdorf. Oper und Karneval passen nicht zusammen? Von wegen. Den lebenden Beweis bekamen die rund 100 Gäste in der Lambertus-Stube geboten.

Den Auftakt der Weiberfastnachtssause des Damenkomitees "Laach-Duwe" machten nämlich die "Drei Tenöre" mit ihrer legendären Wackelnummer. Will heißen: Während das Opernstück "La donna e Mobile" durch die Boxen wummerte, küssten die befrackten Sänger bewegungsfreudig fast den Boden, ohne sich - zur Freude des gut gelaunten Publikums - auch nur einen Zentimeter von ihrem Betonsockel zu bewegen.

Mit einer nicht minder schwarz-weiß gekleideten Gruppe ging es im Stimmungsbarometer noch weiter nach oben: Zahlreiche Nonnen in schwarzen Kutten bevölkerten rhythmisch tanzend den kleinen Saal.

Wer genau hinschaute, erkannte, dass sich hinter den himmlischen Tänzern die knatschverdötschten Gastgeber selbst verbargen. Möglich gemacht hat es Trainerin Michaela Schmitz, die sich für den Nonnen-Tanz des Damenkomitees eine ausgefeilte Choreographie ausgedacht hatte. "Wir denken uns jedes Jahr als Überraschung für unsere Präsidentin ein paar neue Tänze aus", erklärte Schmitz.

Röttgen. "Die Sitzung bringt auf wunderbare Weise Röttgen und Ückesdorf zusammen", schwärmte Erika Malwitz, während sie schunkelnd in der Aula des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums saß.

Die 72-Jährige ist schon seit mehr als 30 Jahren Stammgast der Weiberfastnachtssitzung des Röttgener Festausschusses und lies es auch in diesem Jahr zusammen mit rund 200 jecken Wievern so richtig krachen. Aufgepuscht von den wibbelden Bonner Stadtsoldaten klebten die Frosch-, Clown- und sogar Baby-Kostüme nicht lange an ihren Stühlen. "Wir haben uns in diesem Jahr besonders um auswärtige Programmpunkte bemüht", verriet Vizepräsident Gustav Hecker.

Mit Erfolg: Nicht nur Büttenredner Willi Armböster, sondern auch Feuerwehrmann Kresse schlug mit seinen spitzen Bemerkungen ein wie eine närrische Rakete. Zum absoluten Publikumsliebling avancierten aber wie immer die Eigengewächse des Festausschusses. Den Ballermännern etwa flogen die Herzen nur so zu, als sie in gepunkteten Röcken und zum Lollipop-Lied tanzend die Bühne eroberten.

Duisdorf. Da flogen die Röcke durch die Luft: So viel Schwung brachten die Alpenrosen aus Witterschlick mit ihren Tanzdarbietungen zu Beginn der Sitzung des Damenkomitees "Blau-Weiss Duisdorf" in der Mehrzweck-Halle auf die Bühne. Obwohl die zehn Mädchen schon sechs Auftritte absolviert hatten, verwöhnten sie die rund 400 Jecken mit waghalsigen Hebefiguren und heißen Tanznummern.

Und als die "Tanzenden Sterne" aus Emmelshausen das Parkett betraten, schien es, als sei die Erdanziehungskraft ausgesetzt - so schwerelos wirbelten die Tänzer durch die Luft. Ruhig wurde es danach noch lange nicht, denn nach den Tanzeinlagen sorgte sowohl Martin Schopps mit seiner "Rednerschule" als auch der Mann mit dem Affen, "Klaus & Willi", dafür, dass kein Auge mehr trocken blieb. "Mit unserem hochkarätigen Programm können wir dicke mit den großen Vereinen mithalten", so der Literat Dietmar Grell.

Endenich. Die Rührung stand Präsident Marlies Stockhorst deutlich ins Gesicht geschrieben: Springmaus-Geschäftsführer Andreas Etienne gab während der Weiberfastnachtssitzung des Damenkomitees "Lustige Bucheckern" nicht nur einen Auszug aus seinem Kabarett-Programm zum Besten, sondern auch ein Gedicht über das Damenkomitee.

Eine kleine Kostprobe: "Wenn du Frohsinn willst und Spaß, dann nimm ne Buchecker - das passt". Das Gedicht hat der Kabarettist anlässlich des 60-Jährigen Geburtstags der Bucheckern verfasst. Denn die Sitzung stand ganz unter diesem besonderen Ereignis: Stockhorst präsentierte im ausverkauften Springmaus-Saal ein schwungvolles Geburtstagsprogramm, dass wie immer zum größten Teil von Eigengewächsen gestemmt wurde.

Und ob in der Kirche, beim Turnen, oder beim ach so diskreten Gespräch der Freundin - kaum ein Gast fand sich nicht in den Auftritten der Bucheckern wieder. Besonderer Höhepunkt: Die Büttenrede der erst zehnjährigen Nina Dorls, die für ihre "Feuerteufe" wahre Begeisterungsstürme erntete. "Ich übe, damit ich später auch eine große Buchecker werden kann", erklärte die kleine Närrin lächelnd.

Medinghoven. Der Schulhof war leergefegt, in den Klassenzimmer der Realschule Medinghoven herrschte am Donnerstag gähnende Leere. Denn nahezu alle Schüler waren auf der Karnevalssitzung in der Aula. Schüler? Pardon: Zahlreiche Teufelchen, Sheriffs und Feen tanzten sich zu wummernden Karnevalsschlagern die Füße wund.

Dabei war jede Klasse im Sitzungsprogramm eingebunden: Im Zehn-Minuten-Takt brachten die Schüler mühevoll einstudierte Werbespots, Lehrerimitationen und Tanzeinlagen auf die bunt geschmückte Bühne. Und auch die Lehrer konnten ausnahmsweise mal ausgelassen feiern: Von der Organisation der Sitzung über die Technik bis hin zur Moderation haben die Schüler nahezu alles selbst in die Hand genommen.

"Die Schüler sind immer total motiviert, so dass alles wie geschmiert läuft", freute sich Lehrerin Erica Sonneck. Einzigartig auch der Schüler-Elferrat: Der saß nicht brav auf seinen Plätzen, sondern stieg zu jedem Programmpunkt jubelnd auf die Stühle. Gefeiert wurde natürlich ohne Alkohol und Nikotin. "Die Schüler wissen, dass wir strenge Taschenkontrollen machen und bringen deswegen erst gar keine Flaschen mit", so Sonneck.

Lengsdorf. Der arme Willi kam gar nicht zu Wort, als seine Frau das gemeinsame Aufgebot bestellte. Die burschikose Braut quasselte, klönte und verbot ihrem zukünftigen Gatten regelmäßig den Mund. Der lustige Sketch "Das Aufgebot" spiegelte genau das wider, was eine gute Damensitzung ausmacht.

Auch wenn das Damenkomitee Goldige Herzen wie immer schon einen Tag vor Weiberfastnacht die weibliche Regentschaft feierte, so hatten doch die Herren der Schöpfung nur noch wenig zu sagen. "Dafür dürfen sie uns bei der Technik und Bewirtung helfen", schmunzelte Pressesprecherin Franzis Steinhauer am Mittwochnachmittag. "Aber mal im Ernst: Ohne die Unterstützung unserer Männer könnten wir diese Sitzung gar nicht auf die Beine stellen", fügte sie hinzu.

Schließlich besteht das Komitee lediglich aus 19 aktiven Frauen. Doch diese fleißigen Damen schafften es, eine grandiose Jubiläumssitzung zum 60. Geburtstag der Goldigen Herzen auf die Beine zu stellen. 300 kostümierte Frauen feierten zusammen in der Kreuzberghalle und bejubelten das bunte Programm, das die Mitglieder ganz allein bestritten.

Mit dabei waren zum Beispiel die jecke "Rums- und Bumskapelle", "Ne Buur aus dem Vorgebirge als Wintersportler" und die befreundete Tanzgruppe "Die Teddybären". Bis in die Abendstunden feierte das muntere Damenkränzchen und machte sich damit das Warten auf Weiberfastnacht besonders kurzweilig.

Medinghoven. "Lachen ist die beste Medizin", meinte Rita Ohlert, Leiterin von Radio City, dem Radiosender des Malteser Krankenhauses. Mit dieser Meinung scheint sie nicht alleine zu sein, denn bei der Karnevalssitzung des Senders platzte die Cafeteria der Klinik aus allen Nähten.

Zahlreiche Patienten, Angehörige und Mitarbeiter schunkelten, sangen und feierten gemeinsam und vergaßen so für einige Stunden den Krankenhaus-Alltag. Und wer aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Cafeteria dabei sein konnte, verfolgte über den hauseigenen Fernsehkanal das jecke Treiben. Rita Ohlert und ihr siebenköpfiger Elferrat, bestehend aus Pater Gottfried und Mitarbeiterinnen des Seelsorge-Teams, leiteten die Sitzung.

"Wir sind halt sparsam. Da reicht ein kleinerer Elferrat", so die 85-jährige Ohlert, die sich seit 25 Jahren ehrenamtlich engagiert. Auf der Bühne sorgten dafür umso mehr Gäste für Stimmung. Die "Teddybären" tanzten, Willi Armbröster reimte was das Zeug hielt, und auch Wäscherprinzessin Sandra I. stattete der Sitzung im Krankenhaus einen Besuch ab.

Auch Kabarettist Bernd Stelter begeisterte die kranken und gesunden Jecken. Kein Wunder also, dass die Besucher am Abend beschwingt und fröhlich in ihre Zimmer zurückkehrten.