Mit Trommeln und Alaaf in die Ehe

Troisdorf. Ob im Bastrock auf der Südseeinsel oder in einer abgelegenen Alpenhütte: Heiraten kann man auf allerlei Art und Weise. Eine neue Variante ließ sich am Donnerstag auf Burg Wissem bestaunen. Troisdorfs Prinz Hermann II. (Schmidt) geleitete seine Prinzessin Bruni I., die bis Donnerstag noch Gerbersmann hieß, vor die Standesbeamtin - und das in vollem Ornat. Ein Spektakel, das sich auch die anderen Troisdorfer Majestäten nicht entgehen ließen.

Das Wort "Hochzeit" traf die Szenerie vor der ehrwürdigen Burg Wissem nur unzureichend. "Volksfest" wäre wohl die treffendere Umschreibung gewesen. Zahlreiche Gäste und jecke Abordnungen waren zu der denkwürdigen Zeremonie gekommen, die wohl in die karnevalistischen Analen der Stadt eingehen wird. Bei der Organisation hatte natürlich der Festausschuss Troisdorfer Karneval um seinen Vorsitzende Dieter Gattinger die Strippen gezogen.

Unter der Führung von Adjutant Werner Schultheiß zog die farbenprächtige Gesellschaft in die Remise zur Trauung. Unters Volk gemischt hatte sich auch das Hütter Dreigestirn in närrischer Arbeitskleidung: Prinz Klaus-Werner I. (Jablonski), Bauer Fred I. (Brodesser) und Jungfrau Georgina (Jörg Kaiser) allerdings konnten dem prächtig herausgeputzten Prinzenpaar nicht das Wasser reichen.

Der jecke Höhepunkt erwartete das frisch vermählte Ehepaar bei strahlendem Sonnenschein vor der Burg, wo zahlreiche Ex-Prinzen ein närrisches Spalier bildeten. Dazu gab`s noch ein Open-Air-Konzert: Der Troisdorfer Männerchor 1910 um den Vorsitzenden Horst Gehlen hatten sich mit 56 Sangesbrüdern zum Ständchen um das Paar geschart.

Hermann I. ist seit rund 30 Jahren Mitglied in dem Verein. Einen besonderen Farbtupfer setzte die Abordnung vom Gleisdreieck: Mit Trommeln und in Schwarz gekleidet, machte Massai-Prinz Bernd I. (Schmitz) mit seinen Stammesbrüdern dem Paar seine Aufwartung.

Auf einen wichtigen Gast aber wartete die Gesellschaft vergeblich: den Trauzeugen des Prinzen. Norbert Hansen, Chef der Gewerkschaft Transnet, wollte per Flieger aus Berlin anreisen. Aber ausgerechnet Gewerkschafter machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit einem Warnstreik hatte Verdi die Berliner Flughäfen zeitweise lahm gelegt.

Ersatz war schnell gefunden. Henning Mey, 1999 Prinz in Troisdorf und in dieser Session im Gefolge der Tollitäten, sprang für den verhinderten Freund in die Bresche.