30 Jahre Mauerfall: Manfred Speck aus Bad Honnef stellt Buch zur Deutschen Einheit vor

Mit Stimmen von Merkel und Schäuble : Manfred Speck aus Bad Honnef gibt Buch zum Mauerfall heraus

Der Bad Honnefer Manfred Speck ist einer der Herausgeber des Buches „30 Jahre Deutsche Einheit – Wir sind dabei gewesen“. Darin sprechen Zeitzeugen über die Zeit zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung. Darin kommen auch Angela Merkel und Wolfgang Schäuble zu Wort.

Wie war das damals, zwischen Mauerfall am 9. November 1989 und Deutscher Einheit am 3. Oktober 1990? Dieser Frage gehen Zeitzeugen in einem von Manfred Speck und Ferdinand Bitz herausgegebenen Buch unter dem Titel „30 Jahre Deutsche Einheit – Wir sind dabei gewesen“ nach, das kürzlich in Berlin vorgestellt wurde. „Mit dem Fall der Mauer wurde ein neues Kapitel deutscher Geschichte aufgeschlagen, nach Jahrzehnten der Teilung wurde der Weg frei zur Vollendung der Deutschen Einheit und zu einer neuen Weltordnung“, sagt Speck, der Staatssekretär a.D. aus Bad Honnef. Für den 73-Jährigen war die Zeit damals selbst sehr bewegend, der heutige Vorstandsvorsitzende der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf war als enger Mitarbeiter von Bundeskanzler Helmut Kohl und Minister Rudolf Seiters involviert in diesen Prozess.

Um den historischen Moment, der Millionen Menschen die Freiheit brachte, wachzuhalten, gewann Speck 14 Autoren, die aus ihren Erfahrungen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Sichtweisen an jene Epoche erinnern, in der sich die Ereignisse überschlugen, die aber auch wenige Wochen vor dem Mauerfall noch völlig unterschiedlich bewertet wurde. Vernon Walters, der damalige US-Botschafter in Bonn, wurde am 4. September 1989 in der Herald Tribune mit seiner überraschenden, fast utopisch wirkenden Aussage „German unity soon“ zitiert, drei Wochen später, als sogar bereits die ungarische Grenze offen war, urteilte Theo Sommer, Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“, indes: Die Frage der deutschen Einheit sei nicht „heißer denn je“, im Gegensatz, sie stehe auf einer der hintersten Herdplatten der Weltpolitik und es sei kein Feuer unter dem Topf.

 Vor zwei Jahren stellte Manfred Speck das Buch „Helden des Helfens“ vor. Jetzt hat er sich mit dem Mauerfall beschäftigt.
Vor zwei Jahren stellte Manfred Speck das Buch „Helden des Helfens“ vor. Jetzt hat er sich mit dem Mauerfall beschäftigt. Foto: Frank Homann

Grußwort zum Mauerfall stammt von Angela Merkel

Wolfgang Schäuble stellt unter der Überschrift „Der lange Weg zum Annus mirabilis“ die Vorgeschichte zu Mauerfall und Deutscher Einheit vor, also den Weg zum „Jahr der Wunder“. Schäuble hält fest: „Ganz gleich, ob man die Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 verschlafen, die Berichterstattung in den Medien verfolgt oder sich selbst auf den Weg gemacht hat, um das Unglaubliche jener Nacht an einer der plötzlich passierbaren Grenzübergangsstellen mitzuerleben – dieser historische Moment haftet im Gedächtnis. Seine historische Bedeutung aber erschließt sich nur im Zusammenhang mit der Zeit davor: der deutschen Teilung.“ Schäuble erinnert an den Kalten Krieg, an Willy Brandts Ostpolitik, an das Bemühen Kanzler Kohls um gutnachbarschaftliche Beziehungen, ohne den Grundsatz der Einheit der Nation preiszugeben, auch an dessen im Fernsehen übertragene Tischrede während des Honecker-Besuches in Bonn: „Die Menschen in Deutschland leiden unter der Trennung. Sie leiden an einer Mauer, die ihnen buchstäblich im Wege steht und die sie abstößt!“ und auch an die Ausreisewilligen und Übersiedler, die ebenso wie die Demonstranten zur „Wende vor der Wende“ und damit zur Erosion der Macht der SED-Führung erheblich beigetragen hätten.

Ein Grußwort an die Leser stammt aus der Feder Angela Merkels. Die Bundeskanzlerin, nicht als Teilnehmerin von Montagsdemonstrationen bekannt, entsinnt sich darin an den 9. November, als sie sich den vielen Menschen am Grenzübergang Bornholmer Straße anschloss. „Wir mussten uns in kürzester Zeit neu zurechtfinden. Die einen stürzten sich mit Begeisterung auf neue Chancen im beruflichen und öffentlichen Leben. Anderen wiederum fiel es schwer, im neuen Staat unter neuen Bedingungen Fuß zu fassen.“

Autoren aus Ost und West, aus der Politik, aus der Wirtschaft, aus Militär, Sport und Kirche, von Botschafter Claus J. Duisberg bis Bundesfinanzminister a.D. Theo Waigel, kommen in dem Buch zu Wort und lassen den Leser eine spannende Zeitreise erleben. Lothar de Maizière etwa, CDU-Mitglied in der DDR, dann 1990 gewählter Ministerpräsident der letzten DDR-Regierung, der sich wegen Stasi-Vorwürfen schon bald darauf aus der Politik zurückzog, geht auf den Runden Tisch ein, der der Einübung von Demokratie gedient habe, auf den Weg zur Einheit und auf seine Arbeitstage bis tief in die Nacht, aber auch auf die Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrages, bei der er den Füllhalter als Erinnerungsstück mitnahm.

Staatssekretär a.D. Friedhelm Ost aus Bad Honnef, ganz nah dran als Sprecher Kohls, hat viel Politisches in seinem Kapitel zu bieten, aber auch die Story von dem Lastwagen voller Spezialitäten, der vor Weihnachten 1989 jedoch nicht über die DDR-Grenze durfte. Mit einem Trick fand die Übergabe in einem Kloster im Westen statt, mit Trabis und Wartburgs wurden die Spenden abgeholt.

„Es war eine sehr tief bewegende deutsch-deutsche Begegnung zwischen Menschen, die trotz der langen Trennung keineswegs fremdelten, sondern spüren und fühlen ließen, dass sie zusammengehören.“ Speck mahnt aber auch: „Die Geschichten erinnern daran, dass alles auch ganz anders hätte kommen können. Das historische Lehrstück der Deutschen Einheit bezeugt: Das Ringen um nationale Einheit, demokratische Freiheit, gelebte Rechtsstaatlichkeit und friedliches Zusammenleben brauchte einen langen Atem, ein mutiges Herz und einen kühlen Kopf.“

Das Buch „30 Jahre Deutsche Einheit. Wir sind dabei gewesen“, Lau-Verlag, 428 Seiten