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Charme und Scheren gegen Schlipse

Charme und Scheren gegen Schlipse

In den Rathäusern des Kreises Ahrweiler übernehmen die jecken Wiever die Macht - Die Kreisstadt-Spitze feiert wegen Bauarbeiten erstmals nicht im Sitzungsssaal

Kreis Ahrweiler. Die Bürgermeister im Kreis Ahrweiler sind abgesetzt. Gestern übernahmen die jecken Wiever die Macht in den Rathäusern.

Kreisstadt. (mm) Gehext wurde in Bad Neuenahr im nachbarschaftlichen, närrischen Ausweichquartier: Weil der Sitzungssaal im Rathaus umgebaut wird, fanden sich die Möhnen aus zehn Stadtteilen im Brau-Rat-Haus wieder. Da sich Bürgermeister Hans-Ulrich Tappe den Wünschen der fidelen Damenwelt beugen musste, machten sie kurzerhand ein Fitnessstudio aus dem Saal.

Ob im weißen Spitzen-Tutu, mit Schweißband und Hula-Hopp-Reifen oder auf dem Boden mit dem rollenden Bauch-weg-Trainer: Am Ende machte der Stadtchef, in allen Lebenslagen unterstützt von seinen Beigeordneten Guido Orthen, Heinz Lindlahr und Werner Schüller, eine gute Figur. Bissig waren am Ende nur die Reden der Möhnen, die mit Themen wie Ahrweiler Schwimmbad, Großbaustelle Ramersbach oder Ausbau Himmelsburger Straße mit der Verwaltung abrechneten.

Grafschaft. (ne) Helga Dohmganz verschenkte Rathaus-Buttons an die Möhnen. Ihr Beigeordneten- Kollege Hermann-Josef Linden moderierte, Ortsvorsteher versorgten die Frauen mit Mett- und Käsebrötchen. Beim Sturm auf das neue Ringener Rathaus mussten die jecken Wiever und KGs ohne Bürgermeister Achim Juchem auskommen.

Der hatte aber veranlasst, dass Linden den Rathausschlüssel an die zwei mal elf Jahre alten Wendböggele übergeben sollte, was die Möhnen akzeptierten. "Wir werden sehen, was für Unsinn wir mit dem Schlüssel treiben", kam es vom Wendböggele-Dreigestirn. Pünktlich um 11.11 Uhr hatten sich Möhnen aus Leimersdorf, Bölingen, Birresdorf eingestellt. Schnell wurden es mehr. Abordnungen aus Ringen, Lantesche, Vettelhoven und anderen Dörfern kamen.

Nachdem die Wendböggele abmarschiert waren, tanzten die Großen Funken der Garde Grün-Weiß Esch, die mit dem Prinzenpaar Franz-Josef Bertram und Ellen Gäb da waren, und die Birresdorfer Tanzgruppe präsentierte sich. Schnell ließen die Jecken die Federfuchser wieder allein und machten sich auf zu ihren Zügen und Sitzungen in den Dorfsälen

Remagen. (wtz) Einen Blitzüberfall auf das Rathaus unternahmen die Remagener Möhnen um Obermöhn Uschi Schunk. Während der Vorstand der Möhnen im Rathaus zu Verhandlungen mit Bürgermeister Herbert Georgi, Ortsvorsteher Hans-Joachim Bergmann und Pastor Johannes Meyer in der Verwaltungszentrale zusammen saßen, sammelten sich die vereinten Kräfte von Top 7, Nachtjackengeschwader, Höppe Mötzje, Stadtsoldatenkorps und Prinzengarde auf dem Rathausplatz, um die närrische Machtübernahme entsprechend zu feiern.

Mit dabei natürlich auch das Prinzenpaar Gabriele und Thomas Kossin, wobei die Macht, soll heißen der Stadtschlüssel, deutlich sichtbar in Händen der Prinzessin lag. Kurz und schmerzlos gab sich Herbert Georgi nach dem Fändelschwenken von Maria Schorn dem närrischen Angriff dann geschlagen.

Zum sichtbaren Zeichen der geballten Möhnenmacht wurden Prinz samt Säckelmeister und Hofmarschall sowie Bürgermeister und Ortsvorsteher kurzerhand in einen "Viehtransporter" verfrachtet und mussten chancenlos vom Anhänger aus das jecke Treiben der Frauen verfolgen. Diese wiederum zogen durch die Innenstadt zur "Rheinhöhnerhalle", wo am Nachmittag die große Möhnensitzung gefeiert wurde.

Sinzig. (lz) Zuerst gab es ein leckeres Frühstück im noblen Ambiente des Sinziger Schlosses, dann stürmen die Möhnen das "Weiße Rathaus" am Kirchplatz: Da half auch eine neu ausgeknobelte Verteidigungsstrategie des Beigeordneten Gunter Windheuser nichts. Der hatte gleich drei übereinander gebundene, besonders modische, Schlipse an. Die Sinziger Stadtmauremöhne ließen sich durch solche Kleinigkeiten nicht aus der Ruhe bringen. Die jecken Mädels um Obermöhn Renate fanden das Rathaus auch sonst eher wenig verteidigungsbereit vor.

"Reservebürgermeisterin" Charlotte Hager sprach von "nur geduldeten Mannsleut", ernannte flugs Gisela Hirte von den Stadtsoldaten und Gertrud Herter von den Möhnen zu neuen Beigeordneten und schickte den Rat zum "Unterführung buddeln" an den Bahnhof. Im dann doch nicht ganz prinzenlosen Sinzig unterstützten Kinderprinzessin Jenny I. (Friedrich) und Tini I. (Kokorols), Prinzessin der Caritas-Werkstatt, den Rathaussturm.

Bad Breisig. (wtz) Bürgermeister Bernd Weidenbach hatte keine Chance. Schon zu früher Stunde hatten sich die schwarz gekleideten Frauen um Obermöhn Gisela Monien im Schatten des Rathauses versammelt, um mit vereinten Kräften den karnevalistischen Angriff auf die Obrigkeit zu starten.

Weidenbach, der sich sonst auf die weibliche Unterstützung aus den Rathaus-Büros verlassen kann, musste sich nach wenigen Augenblicken der Möhnenmacht geschlagen geben. Selbst perlend-prickelnde Bestechungsversuche blieben ohne Erfolg, so dass letztendlich der Schlips sein Leben lassen musste. So ganz ließen die Damen der Verwaltung ihren Chef dann aber doch nicht im Regen stehen.

Zur Überraschung von Bernd Weidenbach und der Möhnen tanzten vier als Putzfrauen verkleidete Rathäuslerinnen durch die Büros. Nach einer Verschnaufpause hieß es für die Möhnen dann aber auch schon wieder Aufbruch. Kötten und Saalkarneval standen an.