Fastelovendszoch in Bad Neuenahr: Viele Nenas und der Zahlen-Mob huldigten Prinz Markus I.

Frau Holle zog den Kürzeren. Was eine Stunde vor Umzugsbeginn noch nach Schneegestöber statt Kamelletreiben ausgesehen hatte, wurde doch noch zum farbigen Fastelovendszoch in Bad Neuenahr, bei dem am Ende sogar selbst "dat Sönnche" vom Himmel lachte.

Dabei hätte man die Bleichgesichter vom Ehemaligencorps des SC 07 auf verschneiter Strecke wohl kaum gesehen. Ganz blass geworden waren sie angesichts der Euro-Krise und tummelten sich als weiße Geister unterm schwarz-rot-goldenen Rettungsschirm.

Als einzig politisch kommentierende Gruppe im Umzug grüßten die Fußballer, verstärkt von Spielerfrauen und Freunden, vor allem ihren Ex-Mitspieler und amtierenden Karnevalsprinzen Markus I., der zudem als langjähriger Tanzoffizier bei der Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Schinnebröder und einst Aktiver in der katholischen Jugendarbeit zahlreiche Freunde hat. Weil er so vielfältig engagiert ist, jubelten ihm nicht nur die Jecken am Straßenrand zu, sondern ehrten ihn auch manche Zugteilnehmer.

Dazu gehörten die Prinzengarde aus Oberzissen, wo Seine Tollität lange Trainer war, und auch die ehemalige katholische Jugend, bei deren Ferienfreizeiten er sich als "Nena" ins Gedächtnis gebrannt hatte: 99 Luftballons hatte diese mindestens dabei. Dazu gehörten auch die Gemeindemitglieder der Pfarreien Pius und Rosenkranz, "PiRo", die den Einsatz des Prinzen und auch seinen Beruf beim Statistischen Bundesamt würdigten: "Statistik ist des Prinzen Job - ihm folgt der PiRo-Zahlen-Mob".

In Blau und Weiß liefen nicht nur die vielen Funken der Schinnebröder auf, in entsprechend gefärbten Ringelshirts und agil auf der Turnmatte präsentierte sich auch der Nachwuchs des TV 06. Die "Echte Fründe" in ihren blau-weißen Badeanzügen von anno dazumal samt Stock und Hut oder Haube verwiesen auf die Bedeutung des Wassers für das Heilbad: "Echte Freunde und ihr Lebenselixier - im Kurbad anno 1904".

Ebenso wenig zu übersehen waren "Jood drupp": "Zuckersüß und kundebund, so geht's im Fastelovend rund", fanden die Frauen und drehten sich in orange-, pink- und lilafarbenen Rüschenröcken. Grün und Weiß sind seit 150 Jahren beim Bad Neuenahrer Männer- und Frauenchor Trumpf. Schon für die Pyjama-Party am Abend gerüstet waren die Freunde des Dorint Hotels, und wie immer warm eingepackt die Hemmesser Hunnen, die diesmal von Domspatzen in Frack und Federn flankiert wurden.

Während die Damen der Schinnebröder mit mexikanischem Temperament Sombreros selbst an die Feuerwehr verteilte, schunkelte sich der Herrenelferrat schon vor Umzugsbeginn auf Temperatur, und das Panikorchester Beul gab die Musik vor: "Denn wenn et Trömmelche jeht".