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Wo Karneval noch die Dorfjugend anzieht

Wo Karneval noch die Dorfjugend anzieht

Prunksitzung der Hetzbröde lockt mehr Publikum an, als die Adendorfer Schützenhalle fassen kann - KG feiert 25. Geburtstag mit gelungener Mischung aus Musik, Tanz, Ironie und Humor

Wachtberg-Adendorf. Mit einer Prunksitzung in der Schützenhalle der St.-Hubertus-Bruderschaft hat die Adendorfer Karnevalsgesellschaft Hetzbröde am Samstag Jubiläum gefeiert. Das Motto der Geburtstagsfeier: "25 Jahre Narretei, ist das etwa Zauberei?" Offensichtlich nicht, sondern "nur" gute alte Tradition.

"Wir machen eine ganz normale Sitzung", hatte Vorsitzender Hans-Josef Wolf angekündigt.

Er wusste warum. In Adendorf ist die närrische Stimmung in jeder Session derart am Siedepunkt, dass auch eine Jubiläumssitzung das kaum noch überbieten kann.

Und so wurde auch diesmal die proppenvolle Schützenhalle zum Hexenkessel, in dem eine ausgelassene und bunt kostümierte Narrenschar ohne Ermüdungserscheinungen sang, schunkelte und die Akteure auf der Bühne bejubelte.

Wer später kam und nicht mehr in den Saal vordrang, konnte die Darbietungen sogar am Fernsehschirm am Eingang verfolgen. In Adendorf kommt man sich näher als anderswo: An langen Tischen tummelte sich dicht gedrängt das Publikum, die Luft war zum Schneiden, die Kellner quetschten sich durch die Bankreihen, um Getränke unters Volk zu bringen.

Und auch die viel beschworene Begegnung von alt und jung funktioniert anscheinend in Adendorf, die Hetzbröde-Sitzungen sind Treffpunkt für die Dorfjugend, tanzendes und schunkelndes Jungvolk, phantasievoll kostümiert, war jedenfalls in großer Zahl zu sehen.

Auch die Botzedresser aus der Eifel, schon öfter Gast bei den Hetzbröde, sagten am Ende ihres Auftritts: "Ihr wart wieder ein tolles Publikum". Die Botzedresser hatten der Narrenschar mit Cover-Versionen von Hits der Höhner, Bläck Föss und anderen tüchtig eingeheizt.

Die Trompeter sprangen sogar auf die Tische und pusteten den Umstehenden so richtig die Ohren aus.

Am Schluss des Auftritts drehte das Publikum einfach den Spieß um, gab den Takt vor und grölte eigene Melodien weiter; da mussten dann die Musiker aus der Eifel in ihren knackigen Lederhosen mitmachen.

Stimmungsvoll wurde es beim melancholischen "Drink doch ene met": Wunderkerzen sprühten im Saal und auf der Bühne. Richtig fetzig dann der Tanz der Showtanzgruppe.

Die jungen Tänzerinnen begeisterten mit ihrer tollen Choreographie voller peppiger Tanzschritte, zu der absolut discotaugliche Musik aus den Lautsprechern wummerte. Die Tanzgarde der KG, also eher die Abteilung Erwachsene, stand dem in nichts nach.

Sie zeigte, in Gardeuniform, rasante Paartänze, die den ganzen Saal in tosende Begeisterung versetzte. Beim Lied "Liebchen, vergiss mich nicht" glich der Saal gar einem Tollhaus.

Riesigen Beifall ernteten auch Anita und Rebecca. Die beiden "Eigengewächse" der KG boten eine Vampirshow der Extraklasse. Bleich geschminkte Gesichter, Blutstropfen in den Mundwinkeln, dazu schwarze Umhänge und je eine Kerze in der Hand, so betraten sie die Bühne.

Es folgte eine mitreißende Tanzdarbietung zur Musik des Musicals "Tanz der Vampire". Tanzlehrerin Anita Thünker hatte mit den beiden den Auftritt einstudiert. Und wie steht es mit dem Blutsaugen? "Da finden wir schon jemanden", so die kesse Antwort der beiden.

Eine Augenweide waren auch die Kinder- und Jugendgarde sowie die Damengarde der KG, die zur Eröffnung der Sitzung ihre Tänze präsentiert hatten. Die Lachmuskeln strapazierte Feuerwehrmann Kresse.

Der arme Mann, der mit Blinklicht auf dem Kopf und Schlauchspritze ans Mikrophon trat, erzählte allerlei Katastrophen aus seinem Berufsalltag, für den er offensichtlich nur sehr beschränkte Geistesgaben mitbrachte. Aber das lag in der Familie.

Schon seine Mutter teilte ihm in einem Brief mit: "Ich schreibe Dir langsam, denn ich weiß, Du kannst ja nur langsam lesen." Und wer ihn im Kinderwagen liegen sah, wandte sich an die Mutter und sagte: "Sie haben aber einen schönen Kinderwagen."

Beim Duo "Bauer und Wiener" traf bäurische Einfalt auf Wiener Eleganz. Vor allem anschauliche Berichte aus dem Eheleben auf dem Lande sorgten für Heiterkeit. Auch die Pittermännche unterhielten die Gäste mit witzigen Dialogen, während De Schlabberlätz als Abschluss mit eigenen Liedern noch einmal für viel musikalischen Schwung sorgten.