Närrische Notizen

Erpel und Unkel proklamieren mit Günther I. und Marlies I. sowie dem Kinderprinzenpaar Lukas I. und Lara I. ihre Jubiläums-Tollitäten - Hochstimmung auch bei den Narren in Linz und Rheinbreitbach

Rheinbreitbach. "Ruud, ruud" waren nicht nur die "Ruusen", mit denen die Rheinbreitbacher Burgbläser den Sessionsstart der KG "Me haalen et us" am Sonntagnachmittag während der Leonharduskirmes im voll besetzten Bürgersaal eröffneten.

Traditionell in Rot gekleidet sind auch die Mitglieder des Karnevalsvereins um ihren Vorsitzenden Michael Siegel, von den sich die Damen, die "Ex-Muuzemändelchen", in neuen Jacken präsentierten. Und niedlich-kleine, rote "Flöhe" wirbelten auch über die Bühne, bevor die Damen der "Kleinen Burggarde" ihr Können eindrucksvoll unter Beweis stellten.

Dann konnte Präsident Horst Krupp sogar weltmeisterliches Rot ankündigen. Unter dem Jubel der Jecken im Saal zog das Tanzcorps Rot-Weiß Vettelschoß in den Bürgersaal und präsentierte zu "When the Saints go marching in" seine mit artistischen Hebefiguren gespickte Weltmeisterschaftskür.

Mit schmissiger Blasmusik der Fanfaren-Trompeter aus Erftstadt setzte die KG schließlich einen ersten Schlusspunkt unter ihre jecken Aktivitäten der neuen Session, von denen die kleinen und großen Narren im Saal restlos begeistert waren.

Nicht nur ein abwechslungsreiches-närrisches Programm mit Besuchen vieler befreundeter Gesellschaften präsentierte die Unkeler KG ihren jecken Gästen im Weinhaus "Zur Traube". Mit Prinz Lukas I., aus dem Hause Schmitz, und Prinzessin Lara I., aus dem Hause Odenthal, proklamierten Präsident Ewald Buslei und der KG-Vorsitzende Klaus Conrad auch gleich das neue Kinderprinzenpaar der ehemaligen Rotweinstadt.

Bürgermeister Gerhard Hausen blieb es vorbehalten, den kleinen Tollitäten mit den Prinzenfedern und dem Narrenzepter die Insignien ihrer Macht zu übergeben.

Unterstützt von ihren geschwisterlichen Pagen, der achtjährigen Kyra (Odenthal) und der neuenjährigen Nina (Schmitz), führen die beiden Elfjährigen die Jecken unter dem Motto "75 Johr jecke Tön, Fastelovend en Unkel, es emmer widder schön".

Und dazu sind sie prädestiniert, stammen sie doch aus den aktivsten närrischen Sippen. "Der Prinz ist der Enkel von Manfred und Marianne Mönch, geborene Braun, der Familie, aus der auch die Mutter der Prinzessin stammt", wusste Hausen zu berichten.

"Schon lange Zeit sind wir bereit, und endlich ist es jetzt so weit", freuten sich Lukas I. und Lara I. zu Beginn ihrer Vorstellung. So wusste die Prinzessin, dass ihr Prinz gerne mit auf dem Motorrad fährt sowie begeistert schwimmt und radelt. Das Glück der Erde liegt dagegen für Lara I. auf dem Rücken der Pferde, wenn das KG-Sternchen nicht gerade mit der Schwester des Prinzen tanzt. Page Kyra dagegen ist im Kindertanzcorps aktiv.

Auch die Jecken am Fuß der Erpeler Ley haben wieder ein Prinzenpaar. Und das gehört sich ja auch so, feiert die Große Erpeler KG diese Session doch ihr 100-jähriges Bestehen. Entsprechend trugen Heribert Siebertz, Gregor Noll und Bürgermeister Edgar Neustein am Sonntagmittag im voll besetzten Bürgersaal je 33 Jahre Vereinsgeschichte vor.

Die Kinder- und Jugendgarde der KG sowie die feurigen Spanierinnen samt Torero und Stier der "Leev Pänz" lockerten ihre Vorträge mit schmissigen Tänzen auf.

Dann endlich befriedigte Präsident "Waldi", Joachim Waldmann, die Neugier der Erpeler Jecken, indem er den Einzug der Tollitäten, Günther I. und Marlies I. (Witten) samt ihren Adjutanten Meinhard Kreiser und Ingeborg Tiggewerth ankündigte.

Noch zierte die obligatorische, scheinbar festgewachsene Baskenmütze den Kopf des Prinzen, als er unter musikalischer Leitung des Tambourcorps mit den Stadtsoldaten und der Prinzengarde durch das Spalier der Jecken einzog. Dann aber tauschte Günther I. doch bereitwillig die gewohnte Kopfbedeckung gegen die Narrenkappe mit den drei Fasanenfedern, die wesentlich besser zur "Pritsch" passt.

Der Jubiläumsprinz ist in Erpel als sangesgewaltiger Vorsitzender der "Cäcilia-Eintracht" und Mitglied der "StiWis" weiß Gott kein Unbekannter. Außerdem ist er für sein närrisches Amt familiär geradezu prädestiniert, hatte dieses doch schon sein Vater Hermann 1935 und im Jubiläumsjahr 1954 inne.

Prinzessin Marlies ist zwar in Oberhausen, damit aber immerhin noch im Rheinland geboren. Und nach ihrem Umzug nach Unkel tanzte sie bei den Funkemariechen der benachbarten KG, bevor sie 1977 zu ihrem Günther nach Erpel zog. Dort gründete sie mit fünf anderen Frauen die "Veedelsmöhne", deren 2. Vorsitzende sie momentan ist.

"Meine schwerste Prüfung war, ganze neun Monate nicht zu verraten, das wir die närrische Führung von Erpel übernehmen", gestand Günther I., der unterstützt von seinem StiWi-Partner Karl-Josef Stieldorf sofort sein Erpel-Lied anstimmte. Schließlich führt er mit seiner Marlies die Jecken der Alten Herrlichkeit unter dem Motto "Met Jesang un Wing fiere mir Fastelovend in Erpel am Rhing" durch die Jubiläums-Session.

Linz. Proklamiert ist er noch nicht, der neue Prinz von Linz am Rhein. Aber Nipf I. spürte den sehnsüchtigen Atmen seines Nachfolgers spätestens seit Freitag deutlich im Nacken. Da stellte Alfons Daub, der Präsident der Großen Linzer KG, mit Helmuth I., im Rittersaal der Linzer Burg "Ne Jeck ohne Grenzen" vor.

Und Grenzen kennt Helmut Muthers offensichtlich nicht, wohnt er doch seit zehn Jahren in Mondsee/Österreich. Aber für den gebürtigen Linzer, der 1969-93 als Kommandant das von seinen Eltern mitgegründeten Tanzcorps "Rote Husaren Linz" leitete, war es völlig klar: "Im Jahr des 50-jährigen Bestehens der Roten Husaren muss ein Muthers den Prinz machen!"

Und da sein jüngerer Bruder Michael angesichts dieser Herausforderung abtauchte, übernahm der 53-jährige Unternehmer höchst bereitwillig diese Aufgabe. Nicht ohne den Jüngeren, von Geburt an Mitglied und seit 1995 Vorsitzender des Jubiläumscorps, als Adjutant zu verpflichten.

Unterstützt wird der von seinem Busenfreund Wolfgang Stieger, einem gebürtigen Unkeler, der jedoch seit 1982 Mitglied des Tanzcorps der Roten Husaren ist und dieses von 1988 bis 2001 als Rittmeister leitete.

Mit dieser geballten karnevalistischen Potenz an der Spitze können sich die Linzer wieder auf echt närrische Wochen freuen. "Auch wenn unsere Session extrem kurz ist - macht all mit, getreu unseres Mottos “Vun Hääze fiere, danze, singe - Wie jeck durch Linzer Jasse springe„", warb der zukünftige Prinz bei den Vertretern der Linzer Corps nach einer mitreißend-närrischen Vorstellungsrede um jecke Unterstützung.