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Der Weiberkarneval steckt in der Krise

Der Weiberkarneval steckt in der Krise

Nur noch zwei Damenkomitees bieten an Weiberfastnacht Sitzungen an - Viele Frauen wollen lieber Feten feiern

Beuel. Die Beueler Weiberfastnacht steckt in der schwersten Krise ihrer 186 Jahre alten Geschichte. Die 16 Damenkomitees, die das Herzstück des Wieverfastelovends auf der schääl Sick bilden, erreichen ihre Zielgruppe nicht mehr wie gewohnt.

Nur noch zwei Gruppierungen, das Alte Beueler Damenkomitee von 1824 und die Fidelen Reisetanten aus Pützchen, scheuen an Weiberfastnacht die Konkurrenz mit der Kölsch-Kult-Karnevalsszene nicht und laden zur traditionellen Weibersitzung ein.

Vor wenigen Tagen warfen die "Nixen vom Märchensee" das Handtuch und sagten für dieses Jahr ihre Weibersitzung ab. Gerade mal 34 Karten wurden im Vorverkauf abgesetzt - eine traurige Entwicklung, wie Präsidentin Ute Groll anmerkte.

Kommentar Lesen Sie dazu auch " Mehr Klaaf, weniger Alaaf"Die erfolgsverwöhnten Oberkasselerinnen geben aber nicht auf und versuchen 2011 einen neuen, vielleicht letzten Anlauf. "Der Trend zeigt uns, dass sich die bisherige Form des Frauenkarnevals langsam überlebt hat. Heute gehen die Älteren zur Seniorensitzung, die Jüngeren wollen Party feiern", sagte Groll.

Diese Einschätzung teilen viele ihrer Kolleginnen. Ina Harder, Vize-Obermöhn in Beuel und Vize-Vorsitzende des Alten Beueler Damenkomitees: "Im Arbeitskreis Beueler Weiberfastnacht haben wir diese Entwicklung bereits intensiv diskutiert. Viele Frauen wollen lieber schwoofen und Feten feiern, als beim traditionellen Kaffeeklatsch über die Männer herziehen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um unsere Tradition zu wahren und trotzdem dem Trend nicht hinterherzulaufen."

Auch Ina Harder gesteht, dass ihre Sitzung im Brückenforum nicht ausverkauft ist. "Wir haben es an diesem Standort nicht leicht. Wir liegen mitten im Kessel zwischen Rathausvorplatz und Rheinufer." Dort spielten sich an Weiberfastnacht zu vorgerückter Stunde alkoholbedingt unschöne Szenen ab, die die Teilnehmerinnen an der Weibersitzung abschrecken würden. "Für dieses Jahr haben wir den Eingang auf die Rampe der Kennedybrücke verlegt, damit die Frauen nicht am Rheinufer vorbei müssen und angepöbelt werden", erklärte Ina Harder.

Marion Rode, Präsidentin der "Seerosen von der Maar" aus Limperich, nennt einen weiteren Grund: "Das Brauchtum hat auch das Problem, das viele Vereine nicht genug Geld haben, um Top-Akteure für ihre Sitzungen verpflichten zu können. Das Publikum ist sehr verwöhnt, und es reicht ihm anscheinend nicht mehr, dass die Damenkomitees ihr Programm nur mit eigenen Kräften gestalten."

Nachwuchsprobleme macht Marion Rode auch aus: "Wir erreichen die Frauen zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Vierzig nicht mehr. Und genau diese Altersgruppe ist wichtig, damit Verantwortung in den Vereinen übernommen werden kann." Bereits vor zehn Jahren hat sich das Damenkomitee Grün-Weiss Ramersdorf von der Frauensitzung an Weiberfastnacht verabschiedet.

Präsidentin Heike Schoroth terminiert ihren Kaffeeklatsch vier Wochen vorher. Bereits am Samstag, 16. Januar, treffen sich die Wiever im Pfarrheim von Sankt Gallus in Küdinghoven. "An Weiberfastnacht wollen die Frauen lieber ausgelassen feiern und tanzen. An diesem Tag können wir nicht mehr genug Leute anlocken. Der Karneval muss sich umstellen und mit der Entwicklung mitgehen. Die Interessen der jungen Leute liegen halt woanders. Das muss man respektieren", sagte Heike Schoroth.

Diese Probleme kennen die Fidelen Reisetanten aus Pützchen und Bechlinghoven nicht. Präsidentin Heike Arnold-Fußhöller: "Ich weiß auch nicht, warum es bei uns noch so reibungslos klappt. Vielleicht liegt es daran, dass wir die personellen Überreste der abgesetzten Veranstaltungen einsammeln und unser Programm auch wirklich gut ist. Wir versuchen bei unseren Themen so aktuell wie möglich zu sein." Die Sitzung der Reisetanten an Weiberfastnacht (Donnerstag, 11. Februar) ist so gut wie ausverkauft und beginnt um 16 Uhr im Pfarrzentrum.

Einen anderen Weg gehen die Schääl-Sick-Mädchen. Die acht Frauen haben sich 2007 zusammengeschlossen, um eine Alternative im Frauenkarneval aufzuzeigen. Präsidentin Gaby Wüerst: "Wir wollen die Tradition wahren, aber neue Akzente setzen. Wir starten dieses Jahr den Versuch, einen zeitgemäßen Karneval anzubieten - eine Sitzung zwischen Stunk und Prunk.

Ob sie den Weg der goldenen Mitte gefunden haben, davon kann man sich in der Session gleich zweimal überzeugen: Am 22. Januar steigt ab 19.30 Uhr eine Party im Gasthaus "Im Stiefel", Sternstraße, und am 12. November findet die erste Sitzung der Schääl-Sick-Mädchen im Grand Hotel Kameha im Bonner Bogen statt: Drei Stunden Programm, danach wird geschwooft.