Das Herz schlägt für Rot-Weiß
Die Ehrengarde feiert Bürgersitzung in der Beethovenhalle - Jürgen Nimptsch ist neuer Ehrenobrist
Bonn. Es ist ein imposantes Bild, wenn die komplette Bonner Ehrengarde in der Beethovenhalle aufmarschiert. Mit so einer närrischen Streitmacht im Rücken blickt auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gelassener auf unerledigte Aufgaben wie "das Loch am Bahnhof" oder das "Festspielhüsje".
In schönstem Bönnsch dankte der frisch ernannte Ehrenobrist am Sonntagabend der Ehrengarde und ihrem Kommandanten Walter Hirschmann. "Sie glauben gar nicht, wie glücklich mich diese Auszeichnung macht", sagte Nimptsch. "Mir kann nix passieren, ich bin Obrist" wird nämlich das neue Mantra des OB. Er blieb nicht der einzige Geehrte: Gastronom Müslüm Balaban ist jetzt Ehrenleutnant, Polizeipräsident Wolfgang Albers Ehrenmajor.
Ging der Auftritt der Ehrengarde auf der Bühne vor allem in die Breite, zeigten die Kölner Rheinveilchen, wozu die Beethovenhalle ihre Höhe hat. Sie sorgten für erste Entsetzensschreie im Publikum. Allerdings können die Jungs genauso gut fangen, wie sie werfen können. Und so landeten die Mariechen bei ihren Flug-Figuren immer wieder in starken Armen.
Schultheiß Dieter Beutel wollte die närrische Zahl von elf Sitzungen noch vollmachen. In der zweiten Hälfte des Programms sagte er noch die Traditionstanzgruppe Hellige Knäächte un Mägde an, dann übergab er an seinen Nachfolger, Ex-Prinz Holger Willcke. Beutel zog gemeinsam mit den Kölner Mägden aus - ein Herzenswunsch, denn seine Schwiegertochter tanzt hier mit.
Der Ehrengarde hatte viele bekannte Namen im Programm. Größen wie Bernd Stelter, Marc Metzger, Paveier und Rabaue sind an einem Sonntagabend einfach leichter zu bekommen. Dafür war der Saal etwas leerer. Im nächsten Jahr findet die Bürgersitzung wieder samstags statt. Die Bonner Tollitäten Amir I. und Uta I., beide Stadtsoldaten, fühlen sich auch als Prinzenpaar der Ehrengarde.
"Wer läuft am Rosenmontag vor uns her? Das ist die Bonner Ehrengarde", sagte der Prinz. Außerdem hat er bereits einen Abtrünnigen in der Familie. Das Herz von Sohn Simon schlägt bereits für Rut un Wiess. "Ich finde die Uniform der Bonner Ehrengarde schöner", sagte er dem Vater.
In das ganze Rot und Weiß mischten sich am Sonntagabend Clowns und Käferchen, Hexen und Helden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Uli Kelber war kaum wiederzuerkennen, mit langer Mähne, Wikingerhelm und Augenklappe. "Meine Frau wollte als Wickie gehen, da musste ich als Halvar gehen."
Auch originell: Stadtkämmerer Ludger Sander als Pirat. Etwas anderes bleibt ihm angesichts der angespannten Haushaltslage auch kaum übrig. Egal ob Matrose oder Kurfürst - man musste auch nicht die Taschen voll Gold haben, um den Abend bei der Party im Foyer ausklingen zu lassen.
