Karnevalistischer Auszug aus dem Münster

Bonn. (hd) Vor 70 Jahren, als sich der Elferrat der späteren Ehrengarde konstituierte, hätte sich wohl niemand aus den Reihen der Altvorderen träumen lassen, dass zwei Generationen später "M''r losse de Dom in Kölle" die Ehrengardisten einmal aus dem Münster begleiten würde.

So war es denn am Sonntag auch eine echte Überraschung, als Stadtdechant Wilfried Schumacher sich nach der Messe im Münster zum Auszug ausgerechnet den berühmten Karnevalsschlager wünschte. Grund für die jecken Töne an kirchlicher Stätte: der Elferrat der Ehrengarde feierte 70-jähriges Jubiläum und hielt Hof im Uni-Club, wo sich mehr als 100 Gäste knubbelten.

Gegründet 1933, hatte sich der Elferrat unter dem ersten Schultheiß Peter Gummersbach mit dem Ziel zusammengefunden, der Rosenmontagstradition in Bonn wieder Leben einzuhauchen.

Als einstige Dachorganisation des Bonner Karnevals war der Vaterstädtische Verein damals unter anderem damit betraut, die Kontinuität und Entpolitisierung des Karnevals sicherzustellen. Erst 1949 spross aus dem Vaterstädtischen Verein endlich die Ehrengarde der Stadt Bonn.

Und am Sonntag zeigte die Ehrengarde einmal mehr Flagge: Weit mehr als 100 Aktive zogen bei der großen Festparade in rot-weißen Uniformen durch die Bonner Innenstadt. Die bewegte Geschichte des Vaterstädtischen Vereins beleuchtete Finanzminister und Elferratsmitglied Jochen Dieckmann in seiner Laudatio.

Weil man als Finanzminister offenbar das vertraute Spiel mit den Zahlen nicht missen möchte, rechnete sich Dieckmann augenzwinkernd den Karneval unter fiskalischen Aspekten schön. Auf die stolze Summe von 34 Milliarden Euro kam Dieckmann, würde man die zusätzlich konsumierten Biermengen einmal steuerlich erfassen. "Dann wären das Land und die Stadt Bonn schnell schuldenfrei."

Und wenn die Ehrengarde mal ein so rundes Jubiläum feiert, bleibt die närrische Prominenz nicht fern. Unter anderem reihten sich Prinz Ulrich III. und Bonna Stephanie II. in die Schar der Gratulanten ein.