Nachgefragt

Der leere Saal bei der Prinzenproklamation in Ittenbach deprimiert Wolfgang Heisterbach

Ittenbach. Geradezu deprimiert war Wolfgang Heisterbach angesichts des halbleeren Saals bei der Prinzenproklamation am Samstag in Ittenbach. Mit dem 65-jährigen langjährigen Präsidenten der Öttemicher Jecken sprach Hansjürgen Melzer.

General Anzeiger: Zur Proklamation am Samstag kamen in diesem Jahr viel weniger Jecken als sonst in Ittenbach. Sind die Leute karnevalsmüde?

Wolfgang Heisterbach: Wir hatten wirklich richtig Probleme mit dem Pubklikum, wie ich sie noch nie erlebt habe. In den Saal passen 130 Leute, und es waren höchstens 80 da. Da war ich schon etwas deprimiert. Vielleicht haben wir einen Fehler mit dem Termin gemacht.

GA: Inwiefern?

Heisterbach: Am Freitag war noch die große Sitzung der GKKG in der CJD-Aula, und am Samstag fand gleichzeitig die Proklamation der Siebengebirgstollitäten in Bad Honnef statt. Den Jecken war das wahrscheinlich zuviel. Vielleicht war auch ein Fehler, dass wir unsere Prinzessin bereits im November gekürt haben.

GA: Befürchten Sie, dass hinter dem abnehmenden Interesse ein Trend stecken könnte?

Heisterbach: Als Trend würde ich das nicht bezeichnen. Schließlich waren die beiden Veranstaltungen in Königswinter und Bad Honnef ausverkauft. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Jecken auf den Dörfern karnevalsmüde sind. Da muss man erst mal die anderen kleineren Veranstaltungen in den nächsten acht bis 14 Tagen abwarten.

GA: Haben Sie eingefleischte Narren vielleicht dadurch abgeschreckt, dass Sie die Proklamation als Party mit Tanz angekündigt haben?

Heisterbach: Wir wollten die Jugend mehr für uns interessieren, der eine Proklamation zu steif ist. Damit wollten wir ein Zeichen setzen und die Veranstaltung etwas auflockern. Dadurch ist immerhin das ZDF auf uns aufmerksam geworden.

GA: Kann es sein, dass die Leute vermehrt nur noch Stars sehen wollen, wie sie mit den Höhnern oder dem Rumpelstielzjen in Königswinter aufgetreten sind?

Heisterbach: Der Trend zu den Spitzenkräften des rheinischen Karnevals kann es auf den Dörfern nicht sein. Wenn wir die Bläck Fööss haben wollten, müssten wir unsere Eintrittskarten für 50 bis 60 Euro statt für 7,50 Euro verkaufen. Wir wollen unserem Publikum noch nicht einmal zumuten, für eine Supernummer zehn Euro mehr zu zahlen.

Da setzen wir lieber auf Nachwuchskünstler wie den Hennefer Stefan Schmitz, der bei uns toll angekommen ist. Der Junge ist erst 16 Jahre alt und wird einmal ein ganz Großer.