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Zur Gründung gab es Wein und Ziegenkäse

Zur Gründung gab es Wein und Ziegenkäse

Vor 150 Jahren formierte sich die Große Königswinterer Karnevalsgesellschaft - Am Freitag steigt die Jubiläumssitzung

Königswinter. Der Wirt vom "Tubak" servierte seinen Gästen am 27. Oktober 1860 Wein und Ziegenkäse. An jenem Tag gründeten Königswinterer Herren in dem alten Gasthaus an der Hauptstraße die "Carnevalsgesellschaft". Präsident wurde F. Bachem, sein Vize J. Spindler. Das trug der Protokollarius A. Karsten fein säuberlich auf Seite eins des Protokollbuchs ein.

Die Kladde ist das älteste Originaldokument, das der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft (GKKG) vorliegt. Gleich 60 Mitglieder schlossen sich damals der närrischen Vereinigung an. Heute, 2010, begehen 190 Jecken das 150-jährige Bestehen. Und auch die Narrenschar von Beuel bis Unkel feiert eine der ältesten Karnevalsgesellschaften im Rheinland, denn die GKKG stellt mit Guido I. und Nadine I. auch das Siebengebirgsprinzenpaar.

Wie feierten die Pioniere des Karnevals? Mit Bällen und Sitzungen. Für die Session 1864 sind gleich fünf davon verzeichnet. Ereignisse aus der Stadt wurden auch bei Possen und Lustspielen verarbeitet. Während die GKKG heute stolz auf ein Sitzungsprogramm mit zugkräftigen Größen aus Köln verweisen kann, war damals alles "handgemacht".

Weitere HöhepunkteDie GKKG feiert ihr Jubiläum mit einem stattlichen Veranstaltungsreigen. Höhepunkte neben der Jubiläumssitzung (20 Uhr, CJD-Aula) sind der Festkommers am Sonntag (11.11 Uhr, CJD-Aula) und die Eröffnung der Ausstellung "150 Jahre GKKG" in den Räumen der Sparkasse (vom 20. Januar bis Aschermittwoch geöffnet)

Die Eigengewächse nahmen zum Beispiel humoristisch die Abschaffung der Pfingstkirmes aufs Korn oder den Bau der Drachenfelsbahn und das Schicksal der Eselchen. Wer sich 1899 als Nichtmitglied diesen Spaß nicht entgehen lassen wollte, bekam Zutritt für eine Goldmark und hatte "eine Dame frei".

Ach ja, die holde Weiblichkeit. Schon 1861 gab es ein Damen-Comitee. Die Chronik informiert auch über Umzüge mit dem Prinzen Carneval. Die Jubilare von heute stellen fest: "Alte Dokumente belegen auch zwei Umstände, die unserer KG die ganze Zeit über treu geblieben sind. Es ist die Geldnot und die Unpünktlichkeit. 1891 wird ein Manko von 66 Mark verzeichnet und die Sitzung wird später eröffnet, weil Präsident und Vizepräsident fehlen."

In jenem Jahr erfolgte eine Namensänderung in "Königswinterer Carnevalsgesellschaft". Im gesellschaftlichen Leben der Stadt nahm sie in der Kaiserzeit eine wichtige Rolle ein. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen die Jecken 1928 wieder richtig in Fahrt, als sie sich "Kur-Kölsche-Königswinterer-Karnevalisten", KKKK, nannten.

Das ließen sie schnell wieder sein: Seit 1930 bereichern sie die fünfte Jahreszeit als "Große Königswinterer Karnevalsgesellschaft von 1860". Damals bildete sich wieder eine Frauenriege: das spätere "Damenkomitee Sonnige Rheinländerinnen". Präsidentin Henriette Lemmerz zeigte in der Bütt Muskeln: "Ich hann Kurasch, jet üvver die Männer zu sage."

Der Blüte im karnevalistischen Geschehen tat der Zweite Weltkrieg Abbruch. 1946 kehrte der Fasteleer schüchtern mit bunten Abenden zurück. Während die Jecken im Königswinterer Hof "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" sangen, saßen auf dem Petersberg die Hohen Kommissare. Unter Präsident Bastin nahm die GKKG Fahrt auf. Mit der neuen Garde tourten die Jecken durch Deutschland. Aus Samtvorhängen erhielten die "Rheintöchter" ihre Tanzuniformen.

Als die KG 100 wurde, war Wilhelm Staffel Siebengebirgsprinz, zum 111. folgte ihm Toni Spindler. Die 70er Jahre wurden turbulent. 1975 musste sich die Truppe sogar einen Präsidenten aus Köln ausleihen. 1981 feierte die GKKG das Jubiläum 11 mal 11 mit Siebengebirgsprinzessin Gabi Holbach, der Enkelin von Henriette Lemmerz.

Der 125. Geburtstag ging mit Siebengebirgsprinz Peter Giesen in die Annalen ein. Welche Zeiten: Bürgermeister Hank überreichte 5 000 Mark aus dem Stadtsäckel. Heute zahlen die Karnevalisten vergleichbare Summen als Standgebühr beim Winzerfest. Als Vorsitzender agiert seit 2000 Mike Weiser. Er bildete im Jahr zuvor mit seiner Gabi das erste Prinzenpaar der GKKG überhaupt: Ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass nun auch Frauen aktive Mitglieder werden dürfen.

Neu sind Drachenfelsgarde und Powerhexen. Literat Guido Hoffmann machte die Sitzungen zukunftsfähig. Als Siebengebirgsprinz ist er mit seiner Nadine I. am Freitagabend bei der Jubiläumssitzung der Stargast.