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Karnevalisten in der Region suchen nach kreativen Lösungen

Absage des Sitzungskarnevals : Karnevalisten in der Region suchen nach kreativen Lösungen

Vereine und Agenturen in der Region müssen nach der Absage des Sitzungskarnevals rotieren. Der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn mahnt nun ein verantwortungsvolles Handeln an. Sänger und Ex-Höhner-Mitglied Franz Martin Willizil hofft auf Entschädigung.

Franz Martin Willizil ist hin- und hergerissen von der aktuellen Absage des Sitzungskarnevals. In Absprache mit der NRW-Landesregierung hatten die Karnevalsverbände am Dienstag einen freiwilligen Selbstverzicht formuliert auf die publikumsstarken Saalveranstaltungen.

Willizil, prominenter Mundartsänger und Ex-Mitglied der Höhner mit Wohnsitz im Vorgebirge, hatte sich für diese Session eigentlich vorgenommen, mit seiner Solokarriere durchzustarten. Das Programm war schon fertig konzipiert und einstudiert, und die ersten erfolgreichen Auftritte hatten bereits stattgefunden.

Karnevalsvereine reagieren schnell

„Allerdings habe ich mir am 13. November bei einem Auftritt eine Corona-Infektion eingefangen“, berichtet Willizil. Darauf hatte sich noch eine weitere Infektion gesetzt, sodass er sogar ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Seit zwei Wochen ist er wieder zu Hause und kommt dank guter Pflege durch seine Frau so langsam wieder auf die Beine.

Er sieht den Beschluss mit einigem Verständnis, sagt aber auch: „Hauptsächlich fehlt mir das Publikum, die Anerkennung dessen, was man tut.“ Er geht nach der Ankündigung vom Dienstag davon aus, dass die ausfallenden Auftritte finanziell entschädigt werden. Insofern ist er durchaus optimistisch. Manche Karnevalsvereine waren so schnell, dass er schon wenige Stunden nach Bekanntgabe des Beschlusses ein Formular auf dem Tisch liegen hatte, mit dem er den Ausfall des ursprünglich verabredeten Auftritts bestätigen soll.

Anmeldung bis 23. Dezember

Denn die Vereine müssen sich jetzt schleunigst bis 23. Dezember registrieren und ihre Ausfälle anmelden, sonst gehen die Künstler leer aus. Deshalb rotieren die Künstleragenturen derzeit und haken bei den Karnevalsvereinen nach, ob die schon tätig geworden sind.

Vollblutmusiker Willizil, der einst unter anderem das Lied „Hey Kölle“ für die Höhner geschrieben und interpretiert hatte, blickt auf bereits auf eine ausgefallene Session zurück. Und weil er eigentlich damit gerechnet hatte, dass es jetzt wieder losgehen könnte, hatte er im Oktober ein Konzert für die Karnevalsveranstalter ausgerichtet, mit dem er sein aktuelles Programm und seine eigene Philosophie vermittelte. Sein Motto „Kölsch kann auch anders“ soll bedeuten, dass er nicht auf karnevalistische Gassenhauer setzt, sondern ruhige Mundarttöne anschlagen möchte. Deshalb hat er auch ein „Höösch-Programm“ auf die Beine gestellt. Höösch ist das kölsche Wort für „langsam“. Das passe besser in die heutige Zeit.

Karnevalspräsident rechnet mit einem „Flickenteppich“

Das dürfte auch Christoph Kuckelkorn, Präsident des Kölner Karnevals, unterschreiben, der nach dem dienstäglichen Paukenschlag am Mittwoch noch einmal einige Erklärungsansätze formulierte: „Wir Karnevalisten müssen in der Pandemie unsere Verantwortung übernehmen.“ Die freiwillige Selbstbeschränkung sei gewählt worden, weil ein gesetzliches Veranstaltungsverbot nicht hätte differenzieren können zwischen ganz unterschiedlichen Formen von Events. Im Zweifel wären bei einem verordneten Verbot auch alle nicht karnevalistischen Veranstaltungen betroffen gewesen.

Nachdem klar war, dass Entschädigungen für Saalbetreiber und Künstler aus dem Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen kommen werden und die veranstaltenden Vereine voraussichtlich finanzielle Hilfen erhalten aus dem Landesförderprogramm „Neustart miteinander“, hätten die Karnevalsverbände zugestimmt. Jeder Verein müsse jetzt entscheiden, welchen Weg er gehen wolle. Absagen, modifizieren, verkleinern, nach draußen verlegen. „Das kann und wird ein Flickenteppich werden“, sagt Kuckelkorn. Es könnten durchaus kleinere Kulturveranstaltungen stattfinden, wenn das den Hygienerichtlinien entspreche. Da sei auch Kreativität gefragt. „Wir wollen für den Karneval ja auch wieder eine Leichtigkeit erreichen.“