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Zöch in Rheinbach: Engel und Teufel in einem Wagen

Zöch in Rheinbach : Engel und Teufel in einem Wagen

In Ober- und Niederdrees, Todenfeld, Queckenberg und övverall sind die Jecken außer Rand und Band.

Wenn es um Karnevalszüge geht, macht den Oberdreeser niemand was vor. Hier trug jeder der 16 Prunkwagen das Qualitätssiegel „Handgemacht in Oberdrees“. Wie kann man seine Liebe auch schöner beweisen als mit einem Wagen zum Lebenstraum? Silvia Nuß hat sich so lange ein eigenes Café gewünscht, nun kann sie darin durch die Straßen ziehen. Ihr Mann Ralf Nuß, auch Präsident der KG Oberdrees, baute das Prachtstück mit der Familie. Sie selbst malte die Bilder an den Seiten im Wohnzimmer. Kinderprinzessin Lucy I. (Knott) schwebte auf einem Traum aus 1001 Nacht durch ihre Narrenschar, den ihr ihre Familie errichtet hatte. Prinz Norbert I. und Prinzessin Birgit I. (Höckendorf) hatten eine standesgemäße Burg, auf der symbolisch alle ihre Hobbys festgehalten waren. Fürs Kamellewerfen, das allerschönste Hobby, waren die beiden allerdings persönlich zuständig.

Der „Tisch 7“ hatte dieses Mal ein kleines gallisches Dorf aufgebaut, in dem sogar die Römer mitfahren durften. Denn der Oberdreeser Zug verbindet alle. Hier teilten sich Engel und Teufel einen Wagen, und selbst die Cowboys der Turamariechen in ihrer großen Westernkutsche mit drehenden Rädern vertrugen sich mit den Indianern auf dem Wagen der Familien Loell, Knott, Schulz und Hidien. Die Fußgruppen müssen sich jedoch in Oberdrees nicht zwischen den Wagen verstecken. Mit aufwendigen Kostümen stehlen sie gerne die Show. Und so nah an den Massen lässt sich auch immer besonders schön schunkeln, bützen und feiern. Vier schwarze Engel der Familie Schröder waren dazu aus dem Schornbusch herabgeschwebt, Robin Hood und seine Mannen schlichen sich aus Niederdrees an. Hingucker waren wie jedes Jahr die Morschen Knochen, dieses Mal als Krümelmonster, und die prächtigen blauen Pfauen von der Thekenmannschaft. Im Zirkus der Familie Pucken versammelte sich nicht nur Verwandtschaft aus ganz Deutschland für diesen Tag. Sie hatte mit Francesca Rasoloarilanto sogar einen Gast aus Madagaskar dabei. Der Kegelclub „Fall um du Sau“, der sich kurzfristig für eine 70er Jahre Disco fein gemacht hatte, brachte es auf den Punkt: Sie waren dabei, „weil es schön ist“. Die aus der ganzen Region angereisten Jecken stimmten ihnen da gerne zu. Sie tanzten schon auf der Straße, lange bevor sich der Zug überhaupt in Bewegung gesetzt hatte. (Juliane Hornstein)

Karnevalszug in Rheinbach-Oberdrees

Im motorlosen Niederdreeser Karnevalszug sind traditionell nur Handkarren oder mit Muskelkraft betriebene Wagen, Velos oder einfach Fußgänger zugelassen. Der Zugweg ist nicht lang, die Zugdauer aber schon. „Wir brauchen gut zwei Stunden“, sagte Zugleiter Sebastian Zikeli. Alle Paar hundert Meter wird Halt gemacht an einem der Rastplätze zur Stärkung in fester und in flüssiger Form. Am Samstag zählte der Niederdreeser Zug acht Gruppen. Wohlgemerkt nur die, die angemeldet waren. „Das ist bei uns so ein Stelldichein, wer will, geht mit“, sagte Zikeli. Matrosen, Meerjungfrau, Seemänner und Seeungeheuer folgten einträchtig den Rittern des Spielmannszugs Echo. Die Gruppe der „Spätzünder“ – die sich nach eigener Aussage so nennen, weil sie immer so lange brauchen, bis sie sich für ein Kostüm entschieden haben – flatterte als prächtige Schmetterlinge durch die Straßen. Nicht für ein einheitliches Kostüm entschieden hatten sich die Damen vom Kegel- und Radfahrclub. Mit „Karneval Kunterbunt“ trug jeder das, was ihm gefiel. Die Familien Schnitzler, Warneke und Klöß hatten als Niederdreeser Robin Hood und Gefolge die Stadtkasse in ihren Besitz gebracht. Auch Donald Trump und seine Mauer hatten es in den Zug geschafft: Cowboys und Indianer verkündeten: „Donald Trump, du Superschlauer, niemand will ne neue Mauer“. (Gerda Saxler-Schmidt)

Zug in Rheinbach-Niederdrees

Welch ein Glück, dass am Karnevalssamstag keine Sommerhitze war. Sonst hätte die vielen Jecke am Zugweg gezwungenermaßen „ein Näschen nehmen“ müssen, von dem, was das Motto als Besonderheit des Sommers im kleinen Rheinbacher Höhenort beschrieb: „Sommerheetz wie’n Saunagang, in Dudefeld die Gülle stank“. Der Kegelclub „HuHolz“ zog den Mottowagen durch die Straßen samt Güllefass oder „Stinkomat“. Die Flüssigkeit, die aus Selbigem floss, hatte aber nur in der Farbe Ähnlichkeit mit dem, was auf die Felder ausgebracht wurde: im Zoch floss leckeres Kölsch. Der Gesundheit zuliebe verteilten die als Bauern gewandeten Kegler neben Süßem auch Gemüse. Familien-, Freundes- und Nachbarschaftsgruppen machten den schnuckelig-kleinen Todenfelder Zug mit ihren bunten fantasievollen Kostümen wieder zu einem besonderen Kleinod. Da waren bunte „Paradiesvögel us aller Welt höck no Dudefeld“ gekommen. Die Todenfelder Narren hatten als Rheinmatrosen „vom Wasser op de Stroß“ gewechselt. Auf ihrem Segelschiff hatten sie einen Rettungsring von der „Gorch Kapott“ dabei. Die „Sürscher Mädche“ waren als leuchtend blaue Krümelmonster mit von der Partie und der karnevalistische Nachwuchs eroberte als „Swats und Piraten aus Todenfeld die Welt“. Die Mädels und Jungs von Ohnedorf hatten sich als viele verschiedene Tiere zu Noah in die riesige Arche Noah gerettet und verkündeten: „Ruft der Trump den Notstand aus, fahren wir mit der Arche raus“. (Gerda Saxler-Schmidt)

Zug in Rheinbach-Todenfeld

Wenn Banditen, Cowgirls und Nixen sich fröhlich schunkelnd ihren Weg entlang von Folientunneln in Obstplantagen suchen, dann ist das närrische Volk in den Straßen Queckenbergs nicht weit. Angeführt von der Tanzgruppe der KG Rot-Weiß schlängelte sich der Zug mit seinen 16 Motivwagen und Fußgruppen durch den bunt geschmückten Ort. „Wir sind mit Begeisterung zum zweiten Mal dabei“, schwärmte Steffi Merzbach, die mit 25 Indianern, Saloongirls und Banditen für den Eichener Pferdehof auf der Lokomotive für Stimmung sorgte. Unter dem Motto „Zurück in die Zukunft III“ hatten sich selbst Marty McFly und Doc Brown unter die Pferdenarren gemischt. Dahinter tummelten sich ortseigene Gruppen und Jecken aus den benachbarten Ortschaften, die als Füchse und Tiere direkt aus dem Karnewald eimerweise Wurfmaterial unter das Volk brachten. Schon traditionell war der Gesangverein Cecilia mit von der Partie und stellte in Steampunk-Outfits klar, dass Singen Retro, Gegenwart und Zukunft ist. Die Gruppe des Vorstands der KG war in Fischerhemden und schillernden Nixenkostümen unterwegs und leerte vom Wagen eines Krabbenkutters mit einem aufwendig gestalteten Leuchtturm ihre Netze über den begeisterten Jecken. Während die Mitglieder der Löschgruppe Queckenberg als Musketiere in der selbstkreierten Taverne 112 stationiert waren, thronten Prinz Georg I. und Prinzessin Sybille I. im Mast des Piratenschiffes „Black Pearls“, von wo aus sie ihr Volk mit reichlich Kamelle belohnten. (Hendrikje Krancke)

Zug in Rheinbach-Queckenberg