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Proklamation, Sitzung, Tollitätentreff: Närrische Zeiten in den Sälen der Voreifel

Proklamation, Sitzung, Tollitätentreff : Närrische Zeiten in den Sälen der Voreifel

Sitzungen, Proklamationen und Prinzentreffen: In Rheinbach und Swisttal sind die Jecken schon topfit und brachten am Wochenende die Säle der Voreifel zum kochen.

Das jecke Blut fließt derzeit flott durch die Adern der karnevalsverrückten Narren. Da wird jeder Saal zur kochend heißen Karnevals-Arena, wie am Wochenende bei Sitzungen, Proklamationen und Prinzentreffen in Rheinbach und Swisttal.

■  Mettbrötchen und Karneval gehören doch irgendwie zusammen. Dass sich ein Karnevalist mit Leib und Seele an dieser rheinischen Spezialität beinahe verschluckt, kommt nur dann vor, wenn er überrascht wird. So sah sich Heinz Born unversehens im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des vollen „Wormersdorfer Gürzenich“, als er gerade herzhaft in ein Mettbrötchen gebissen hatte. Denn das Bürgermeister-Dreigestirn Stefan Raetz, Claus Wehage und Kalle Kerstholt holte Born auf die Bühne, um ihn mit dem zweiten gläsernen Bürgermeister-Orden der aktuellen Session auszuzeichnen. „Du hast den Orden verdient, weil du dich unglaublich im Karneval engagierst und seit Jahrzehnten in der Tradition des Karnevals stehst“, sagte Raetz.

Dann war es für Präsidentin Anja Zavelberg und Schultheiß Werner Bollig an der Zeit, das Mädchen-Dreigestirn anzukündigen. Prinzessin Leni (Zörn), Bäuerin Leonie (Müller) und Jungfrau Lucy (Voß) genossen die Ovationen der Jecken, als sie vom Fanfarencorps der Landsknechte in den Saal gespielt wurden.

Kaum waren sie auf der Bühne angekommen, waren die Jecken gleich noch einmal gefordert, denn es galt noch mehr strahlende Weiblichkeit zu ehren: das Damen-Dreigestirn Prinzessin Sarah I. (Zavelberg), Bäuerin Soffie I. (Marie-Sophie Pütz) und Jungfrau Stefanie I. (Tönnes). Als die sechs jungen Damen nebeneinander von der Bühne ihren närrischen Untertanen zuwinkten, überlegte wohl manch einer, dass der Wormersdorfer Beiname „Land der Liebe“ durchaus auch um „Land der hübschen Mädchen“ ergänzt werden könnte.

Die bunt verkleideten Jecken feierten den Abend bei bester Stimmung ein abwechslungsreiches Programm, unter anderem mit den Tänzen der hauseigenen Gruppen der „Fidelen Burgfrauen“, dem Traditionscorps der Bürgergarde blau-gold von 1904 Köln, einem Zwiegespräch mit Der Een on der Anne, Stimmungsbands wie Die Cöllner oder dem „Fussich Julche“ Marita Köllner.

■  In der Session haben die Tollitäten einigea an Terminen zu absolvieren. Gemütlich wird es da beim Prinzentreffen, zu dem der Festausschuss Rheinbacher Karneval ins Vereinsheim der Gro-Rhei-Ka Prinzengarde eingeladen hatte. Die närrischen Regenten aus Queckenberg, Wormersdorf, Rheinbach und Oberdrees kamen dabei in ungezwungener Atmosphäre zusammen. Alfred Eich, Vorsitzender des Festauschusses, begrüßte außerdem das Bürgermeister-Dreigestirn Stefan Raetz, Claus Wehage und Karl-Heinz Kerstholt. Wahrscheinlich zum letzten Mal in dieser Runde, wie er erinnerte. Denn Raetz wird seine Zeit als Bürgermeister beenden. Mit passender Begleitung durch den Musikzug Blau-Gold verbrachten die Karnevalisten ein paar gemeinsame Stunden am Samstagvormittag. Monika Becker und Gabi Eich hatten dazu ein passende Büffet organisiert. Schließlich möchten die Rheinbacher Vereine als Gemeinschaft zusammenwachsen.

Das Format des Prinzentreffens will der Festausschuss daher in der kommenden Session fortsetzen. Mit dem erst zweiten Mal sei man ja noch nicht beim Brauchtum angekommen, so Eich. Ansonsten kümmert sich der Ausschuss vor allem um den Karnevalszug an Veilchendienstag und den Rathaussturm. Dazu hat er seit Kurzem auch einen neuen Vorstand, dem neben Eich der stellvertretende Vorsitzende Frank Gatzen, Schriftführer Manfred Böttcher, Kassierer Roland Kaiser, Zugleiter Heins Oltmanns und der stellvertretende Zugleiter Dieter Schürheck angehören.

■  Es ist nicht allein der Unterschied der Geschlechter, der die Damensitzung der Ludendorfer Jonge von der Herrensitzung unterscheidet. Es ist vor allem die Optik. Denn im Gegensatz zu den Herren hatten sich die Mädels für ihre Sitzung in der Bauhofhalle wieder sehr aufwendig kostümiert und geschminkt. Unter anderem gab es Gruppen von Minnie Mäusen oder von verschiedenen Tieren, Piratinnen, Ägypterinnen oder Schneefrauen mit effektvoll leuchtenden Lichterketten unter den weißen Tüllröcken.

Bestens aufgelegt empfingen sie den Moderator und langjährigen ehemaligen Jonge-Vorsitzenden Dirk „Lü“ Lüssem und seinen Nachfolger Michael „Eusi“ Euskirchen, noch Neuling auf der Bühne und am Mikrofon. Die Nervosität war aber schnell verflogen, denn die Mädchen beantworteten seine Begrüßung „N’Abend Mädels“ mit lautstarkem „N’Abend Eusi“. Mit Begeisterung feierten die Frauen jeden der Auftritte in bester Party- und Karnevalslaune.

Den Auftakt machte die Bürgergarde blau-gold von 1904, die gleich mit drei Großbussen von Köln nach Ludendorf angereist war und sich freute, in die „Hölle von Ludendorf“ gekommen zu sein. Das Traditionscorps brachte alles auf die Bühne, was es hat, vom Musikzug über die „schönsten Männer Kölns“ der Garden bis zum Tanzpaar Marie Denise Willems und Tanzoffizier Christopher Wallpott. Danach hieß es für die Damen zuhören, als mit Der Een on der Anne die ersten Redner auf die Bühne kamen. Denn zum Sitzungskarneval gehören bei den Ludendorfer Jonge unumstößlich drei Elemente: ein Traditionscorps, Tanzgruppen und Reden, wie Lü betonte. Nicht fehlen darf bei einer Damensitzung natürlich auch ein Männerballett, im Bauhof war es das Delbröcker Boore Schnäuzer Ballett.

■  Wehmut bei den einen, Vorfreude bei den anderen: im Dorfsaal Dünstekoven konnte das scheidende Damen-Dreigestirn Prinzessin Yvonne I. (Pax), Jungfrau Marita I. (Bauer) und Bauer Annette I. (Kirschbaum) zum Abschied aus ihrem närrischen Amt noch einmal die besondere Atmosphäre inmitten ihres jecken Volks genießen. Dann begann die Zeit ihrer Nachfolgerinnen: Prinzessin Chrissi I. (Christin Nettekoven), Bauer Anna I. (Anna Grimberg) und Jungfrau Judith I. (Judith S.) genossen zum ersten Mal in vollem Ornat den triumphalen Einzug. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und die frühere Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager sei es jedes Mal „eine besondere Freude, Damen-Dreigestirne zu proklamieren“, wie Kalkbrennern sagte, als sie die jungen Frauen gemeinsam mit von Boeselager mit den Insignien ihrer närrischen Macht ausstattete. Und sie hatte eine besondere Überraschung mitgebracht: ein neues Straßenschild mit neuem Namen für die Neustraße – „Tollitätenstraße“. Denn das aktuelle Damen-Dreigestirn ist das inzwischen dritte aus dieser Dünstekovener Straße.

Das Sessionsmotto des neuen Dreigestirns wurde begeistert aufgenommen: „Egal, ob Osten oder Westen, in Dünstekoven feiert man am besten.“ Gemeinsam brachten die Drei ihr Sessionslied und ihren Sessionstanz erstmals auf die Bühne. Danach feierten die Dünstekovener bei den Tänzen der eigenen Gruppen der KG Freundschaftsbund, Reden wie von Annemie Krawtschak, Zwiegesprächen wie Der Een on der Anne oder den Eigengewächsen Annette Kirschbaum und Dominik Schweminski und Musik.

Für den KG-Präsidenten Thomas Nöthen und für Thomas Habeth gab es auch noch eine Überraschung: Helmut Kessel und Angelika Jonen als Vertreter des Bezirksverbandes des Bundes Deutscher Karneval zeichneten sie jeweils mit dem Verdienstorden in Gold aus.