1. Narren-News
  2. Vorgebirge

Militärische Märchen nützen nichts

Militärische Märchen nützen nichts

Soldaten der Tomburg-Kaserne holen Schneewittchen und die 14 Zwerge und Rotkäppchen zu Hilfe, doch gegen Rheinbachs Narren ist kein Kraut gewachsen - Kurze Ruhe vor dem Sturm aufs Ratshaus

Rheinbach. Mehr als 100 Soldaten und Gardisten marschierten auf das Tor der Tomburg-Kaserne zu und ließen drohend die Kanone donnern.

"100 Jahre Stadtsoldaten - so seht ihr auch aus", lästerte Brigadegeneral Friedrich Wilhelm Kriesel, mit Pickelhaube ganz auf Preußens Gloria getrimmt, vom Kommandowagen den Heranstürmenden entgegen.

Nach der langen Verlustserie von 39 Jahren wollte er endlich einen Sieg über Rheinbachs Narren-Truppen.

Seine Strategie: Täuschung mit märchenhaften Wesen, aber robustem Auftreten. Wie "Schneewittchen" Frank Weyl, dem statt sieben gleich 14 Zwerge mit Zipfelmützen über der Uniform zur Seite standen. Oder "Rotkäppchen" Hans-Jürgen Röber, der in zu engen Pumps litt.

Stadtsoldatenkommandant Willi Hohn ließ sich aber nicht ins Bockshorn jagen und traute dem Zinnober nicht: "Wir bleiben ganz ruhig."

Plötzlich ein Pfiff: Soldaten, die Gesichter in Tarnfarben geschminkt, stürzten sich auf die überrumpelten Karnevalisten und entführten Standartenträger Tommy Bungartz in die Kaserne.

Da es für den Kommandanten der Prinzengarde, Michi Orth, kein Halten mehr. Er durchbrach mit seinen Leuten die "Mauer" aus Kartons und kräftigen Soldaten.

Am "Schlagbaum", einer Holzlatte voller Schnapsgläser, mussten sie einen heben, dann durften die Narren-Kommandanten und der Bürgermeister (Stefan Raetz mit Dreitage-Bart) in das Mannschaftsheim.

Gemeinsam plünderten die Eroberer die Bier- und Proviantvorräte der Soldaten, die sich daran eifrig beteiligten. "Rotkäppchen" Röber musste eingestehen, dass er die Kaserne "auch im 40. Jahr" verloren geben musste, trotz Unterstützung der Marine durch Fregattenkapitän Rüdiger Hallmann in weißer Ausgehuniform.

Die Sieger gaben sich großzügig. Stadtsoldatenkommandant Willi Hohn ließ seine Musikkapelle ein Ständchen für den Bürgermeister bringen, der am Freitag seinen 47. Geburtstag feierte.

Und alle im Saal stimmten mit ein. Doch es war nur die Ruhe vor dem Sturm - dem aufs Rathaus an der Schweigelstraße, zu dem Rheinbachs Karnevalisten am Samstag um 11.11 Uhr blasen.